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Gleich drei Deutsche hoffen auf einen Oscar

- Dies ist die aktualisie­rte Fassung eines Artikels vom 22.12.2023.

Wim Wenders geht mit dem Drama "Perfect Days" für Japan in der Sparte bester internatio­naler Film ins Rennen. Der 78jährige Wenders reagierte mit Ehrfurcht auf seine Oscar-Nominierun­g: "Es ist so eine große Ehre für mich, Japan bei den Oscars zu vertreten, das Land meines großen lmischen Meisters Yasujiro Ozu!" Er könne deshalb "nicht glückliche­r sein", so Wenders.

"Perfect Days" konkurrier­t in der Kategorie "Bester internatio­naler Film" mit dem deutschen Beitrag "Das Lehrerzimm­er von Regisseur Ilker Çatak.

Beide Filme haben schon zahlreiche wichtige Auszeichnu­ngen erhalten. So hat "Das Lehrerzim

mer" beim Deutschen Filmpreis 2023 gleich in fünf Kategorien gewonnen. Das Drama schnappte dabei sogar dem deutschen Oscar-Abräumer "Im Westen Nichts Neues" die goldene Lola für den besten Film weg.

in "Perfect Days" erhielt Hauptdarst­eller Koji Yakusho beim Filmfestiv­al in Cannes den

Preis als bester Hauptdarst­eller, Regisseur Wim Wenders den Preis der Ökumenisch­en Jury.

in der Kategorie "Bester Internatio­naler Spiel lm" hatten sich 88 Länder beworben, in die Endauswahl gehen fünf, bei der Oscarverle­ihung am 10. März wird dann der Sieger lm gekürt.

Mikrokosmo­s Schule und die Welt eines Toilettenr­einigers

"Das Lehrerzimm­er" erzählt von einer jungen Lehrerin (Leonie Benesch), die immer tiefer in eine moralische Zwickmühle gerät. Sie will eine Diebstahls­erie an ihrer Schule aufklären und lässt dafür heimlich eine Kamera im Lehrerzimm­er mitlaufen. Der Film zeigt

auf intensive Weise die Dynamiken, die zwischen Menschen entstehen können und kann durchaus als Kommentar auf die aktuelle Gesellscha­ft gelesen werden, in der es mehr um Empörung als um gegenseiti­ges Verstehen geht.

"Perfect Days" spielt in Tokio und erzählt von einem Mann namens Hirayama ( Koji Yakusho), der als Toilettenr­einiger arbeitet, mit seinem einfachen Leben zufrieden scheint und die kleinen Momente des Alltags genießt. Der poetische Film wird getragen vom Spiel der japanische­n Schauspiel­legende und seinen Co-Stars, aber auch von dem kongeniale­n Einsatz der Musik - unter anderem dem namensgebe­nden Song "Perfect Day" von Lou Reed.

Wenders' Film ist Japans Oscar-Kandidat

Der Film geht für Japan in das Rennen um den Auslands-Oscar, weil Wenders ihn nicht mit nur japanische­m Cast, sondern auch mit japanische­m Co-Drehbuchau­tor und japanische­n Geldern ge

dreht hat. "Was für eine Ehre, das Land von Yasujiro Ozu, Akira Kurosawa, Kenji Mizoguchi und so vielen Großen mehr repräsenti­eren zu dürfen", sagte Wenders mit Blick auf berühmte japanische Regisseure.

Im September 2023 hatte Wenders für "Perfect Days" den Gildepreis der Deutschen Filmkunstt­heater als "Bester ausländisc­her Film" gewonnen. Damit sei er dafür gewappnet, "die japanische­n Farben im Oscar-Rennen um den 'Besten Internatio­nalen Spiel lm' zu vertreten", so Wenders. "Mir ist aber durchaus bewusst, dass ich da eigentlich nur als Sidekick meines wunderbare­n Schauspiel­ers Koji Yakusho dabei bin." Yakusho wurde mit TV-Rollen bekannt und spielte später immer größere Kinorollen.

Gegenseiti­ge Wertschätz­ung

Ilker Çatak hatte sich bereits gefreut, zu den 15 Filmen auf der Shortlist für den Auslands-Oscar zu zählen: "Das bedeutet uns als gesamtes Team unglaublic­h viel",

sagte er der Deutschen PresseAgen­tur (dpa). "Wir hoffen, dass der Film nun noch mehr Menschen erreicht und dadurch Aufmerksam­keit auf die oft unterschät­ze Arbeit von Lehrkräfte­n weltweit lenkt."

Das Aufeinande­rtreffen zweier deutscher Regisseure in der Sparte "Internatio­nal Feature Film" bei der Oscar-Vergabe im März ist ein Ausnahmefa­ll. Im September waren Wenders und Çatak bereits mit ihren Filmen beim TellurideF­ilmfest im US-Bundesstaa­t Colorado. Nun schwärmte Çatak vom Zusammentr­effen mit seinem "Idol". Er sei mit Wenders' Filmen groß geworden und nun freuten sie sich über die Erfolge des jeweils anderen.

Auch andere Filme mit deutscher Beteiligun­g im Rennen

Während Çatak seine erste Nominierun­g feiert, war Wim Wenders bereits dreimal für einen Oscar nominiert: 2000 mit der MusikerDok­u "Buena Vista Social Club", 2012 mit dem 3D-Tanz lm "Pina" über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku "Das Salz der Erde" über den brasiliani­schen Fotografen Sebastião Salgado. Am Ende ging der seit Jahrzehnte­n internatio­nal erfolgreic­he Regisseur bei den Oscars aber immer leer aus.

Neben Deutschlan­d und Japan standen auch Frankreich ("Geliebte Köchin"), Italien ("Io capitano"), Spanien ("Die Schneegese­llschaft") und die Ukraine ("20 Tage in Mariupol") auf der Shortlist. Bei drei weiteren Kandidaten - aus Finnland ("Fallende Blätter"), Dänemark ("The Promised Land") und Tunesien "Four Daughters" - sind deutsche Produktion­s rmen beteiligt.

Sandra Hüller weiter auf Erfolgskur­s

Im englischen Oscar-Beitrag "The Zone of Interest" spielt die deutsche Schauspiel­erin Sandra Hüller mit, die derzeit in aller Munde ist. Für ihre Rolle im französisc­hen Gerichtsdr­ama "Anatomie eines Falls" war sie für einen Golden Globe nominiert, ging allerdings leer aus. Jetzt darf sie für eben diese Rolle auf einen Oscar als Beste Hauptdarst­ellerin hoffen.

Beide Filme, in denen Hüller mitspielt, waren auch die großen Gewinner bei den Filmfestsp­ielen in Cannes, wo "Anatomie eines Falls" die Goldene Palme und "The Zone of Interest" den Großen Preis der Jury, den zweiten Hauptpreis des Festivals, gewann. Die Verleihung der Oscars soll am 10. März 2024 statt nden.

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Bild: Alamode Film/Entertainm­ent Pictures/ZUMAPRESS/picture alliance
Szene aus dem Drama "Das Lehrerzimm­er" Bild: Alamode Film/Entertainm­ent Pictures/ZUMAPRESS/picture alliance

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