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Helfer vonWorld Central Kitchen imGazastre­ifen getötet

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Der australisc­he Premiermin­ister Anthony Albanese hat den Tod einer australisc­hen Mitarbeite­rin der US-Hilfsorgan­isation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreif­en bestätigt und den Angri auf das Fahrzeug der Organisati­on scharf verurteilt. "Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen", zitierten australisc­he Medien Albanese.

Sein Kabinett habe die israelisch­e Regierung wegen des Vorfalls, der "außerhalb aller vernünftig­en Umstände" geschehen sei, direkt kontaktier­t. Das Außenminis­terium in Canberra habe auch den israelisch­en Botschafte­r um einen Anruf gebeten. "Men

schen, die humanitäre Hilfe leisten, und Zivilisten müssen geschützt werden", betonte der Regierungs­chef in Canberra.

Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu bestätigte inzwischen, dass die Armee seines Landes für den Tod der Helfer verantwort­lich ist. In einer Erklärung sprach er von einem "tragischen Zwischenfa­ll", bei dem die Streitkräf­te "unbeabsich­tigt unschuldig­e Menschen im Gazastreif­en" getroffen hätten.

Nach Angaben von WCK wurden insgesamt sieben Menschen getötet - neben der Australier­in auch Staatsange­hörige aus Polen, Irland und Großbritan­nien sowie Palästinen­ser. Ein Opfer habe auch die US- und die kanadische Staatsbürg­erschaft gehabt.

Bestürzung auch bei EU und USA

Der EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell schrieb im Onlinedien­st X, er verurteile den Angri und fordere eine Untersuchu­ng. "Trotz aller Forderunge­n zum Schutz von Zivilisten und humanitäre­n Helfern sehen wir neue unschuldig­e Opfer".

Die Sprecherin des US-Sicherheit­srats, Adrienne Watson, betonte, das Weiße Haus sei "tief bestürzt". Mitarbeite­r von Hilfsorgan­isationen "müssen geschützt werden, wenn sie dringend benötigte Hilfe ausliefern". Polens Außenminis­ter Radoslaw Sikorski erklärte auf X, sein Land sei "mit der mangelnden Einhaltung des humanitäre­n Völkerrech­ts und des Schutzes der Zivilbevöl­kerung, einschließ­lich humanitäre­r Helfer, nicht einverstan­den".

Die israelisch­e Armee wiederum sicherte "eine gründliche Untersuchu­ng auf höchster Ebene" zu. Sprecher Daniel Hagari sagte, die Armee sei an internatio­nales Recht gebunden. "Wir sind verp ichtet, unsere Einsätze gründlich und transparen­t zu untersuche­n." Dies solle auch dabei helfen, "die Gefahr zu verringern, dass sich so ein Vorfall wiederholt." Hagari sprach von der Untersuchu­ng durch ein unabhängig­es und profession­elles Expertengr­emium.

Organisati­on stellt Arbeit im Gazastreif­en ein

World Central Kitchen kündigte inzwischen an, seine Arbeit im Gazastreif­en vorerst einzustell­en. Die israelisch­en Streitkräf­te hätten "trotz Absprachen" einen Konvoi getroffen, "als er ein Lagerhaus in Deir al-Balah verließ", teilte die Organisati­on mit. Das Team habe dort 100 Tonnen Nothilfe abgeladen, die auf dem Seeweg geliefert worden seien. "Das WCK-Team war in einer kon iktfreien Zone in zwei gepanzerte­n Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschütz­ten Fahrzeug unterwegs", hieß es weiter.

World Central Kitchen ist seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der militant-islamistis­chen Hamas im Gazastreif­en an der Verteilung von Hilfsgüter­n in dem Palästinen­sergebiet beteiligt. Sie ist eine von zwei Organisati­onen, die humanitäre Güter von Zypern aus per Schi in den Gazastreif­en liefern, und war dort auch am Bau eines provisoris­chen Anlegers beteiligt.

Gegründet wurde World Central Kitchen von dem in den USA lebenden spanischen Starkoch José Andrés. Er schrieb am Morgen auf X, die israelisch­e Regierung müsse "dieses wahllose Töten stoppen".

Auslöser des Israel-HamasKrieg­es war das schlimmste Massaker seit der israelisch­en Staatsgrün­dung. Am 7. Oktober hatten Hunderte Hamas-Terroriste­n israelisch­e Grenzanlag­en überwunden und Gräueltate­n überwiegen­d an Zivilisten verübt. Zugleich wurden Tausende Raketen auf Israel abgefeuert.

Nach Angaben des israelisch­en Militärs elen der Attacke mehr als 1100 Menschen auf eigenem Gebiet zum Opfer. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreif­en verschlepp­t. Bei darauf folgenden israelisch­en Angriffen wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 32.000 Menschen in dem Palästinen­sergebiet getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der EU, Deutschlan­d und weiteren Staaten als Terrororga­nisation eingestuft.

sti/pg/jj (afp, dpa, rtr)

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Bild: Hamish Blair/AP Photo/picture alliance Australien­s Premiermin­ister Anthony Albanese: "Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen"

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