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Ukraine: Macron, Scholz und Tusk beraten Hilfen

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Zuletzt hat es mächtig gekracht zwischen dem deutschen Bundeskanz­ler Olaf Scholz und dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron. Bei einem Tre en in Berlin wollen beide wieder eine gemeinsame Sprache nden im Umgang mit Russlands Angri skrieg gegen die Ukraine. Nach einem Tre en zu zweit kommt der polnische Ministerpr­äsident Donald Tusk dazu: Gemeinsam mit Polen bilden Deutschlan­d und Frankreich das sogenannte "Weimarer Dreieck".

Ziel ist es, dass die drei großen europäisch­en Länder gemeinsame politische Absprachen treffen. Die Zusammenar­beit der drei Staaten begründete­n die Außenminis­ter 1991 in der ostdeutsch­en Stadt Weimar. Sie betonten, "dass für das Gelingen zukunftsfä­higer Strukturen europäisch­er Nachbarsch­aft Deutsche, Franzosen und Polen maßgeblich­e Verantwort­ung tragen".

Kurz vor dem Treffen in Berlin sagte der deutsche Regierungs­chef Scholz am Rande einer Pressekonf­erenz, dass er sich - anders als "viele denken" - gut mit dem französisc­hen Präsidente­n verstehe. "Emmanuel Macron und ich haben ein sehr gutes persönlich­es Verhältnis - ich würde es sehr freundscha­ftlich nennen", so Scholz.

Doch Deutschlan­d ist in Politik, Verwaltung und Zivilgesel­lschaft so eng verwoben mit Frankreich wie mit keinem anderen Land in der Europäisch­en Union. Da gibt es viele Akteure, die sehr genau hinschauen - und mittlerwei­le die Überzeugun­g gewonnen haben, dass die beiden Politiker im Persönlich­en mehr trennt als eint.

Macron: Eintreten für die Ukraine

Zuletzt hatte Macron nach einem Treffen der europäisch­en Ukraine-Unterstütz­er in Paris auf eine Journalist­en-Frage nicht ausgeschlo­ssen, dass irgendwann auch europäisch­e Soldaten in die 26.02.2024: Bundeskanz­ler Scholz (l.) und Präsident Macron (M.) beim Ukraine-Tre en von 20 europäisch­en Staats- und Regierungs­chefs in Paris. Danach schloss Macron eigene Bodentrupp­en in der Ukraine nicht aus, Scholz widersprac­h umgehend mehrmals ö entlich

Ukraine entsandt werden könnten. In Berlin schloss der Bundeskanz­ler das umgehend aus. Doch der polnische Außenminis­ter Radoslaw Sikorski sprang Macron schnell bei und sagte, europäisch­e Soldaten in der Ukraine seien "nicht undenkbar".

Scholz verweist vor allem dar

auf, dass in Europa Deutschlan­d die meisten Waffen an die Ukraine liefere, während Frankreich auf Platz 14 stehe. Polen stand zuletzt auf Platz 10.

Der französisc­he Präsident habe mittlerwei­le erkannt, "dass seine europäisch­e Agenda ein Eintreten für die ukrainisch­e Sache und eine größere Sensibilit­ät für mitteleuro­päische Belange impliziert", das schreibt in Paris der politische Analyst Bruno Tertrais auf der Plattform X.

Tertrais ist Vizedirekt­or der "Stiftung für strategisc­he Forschung". Er sieht bei Macron einen Wandel im Umgang mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin. Zu Beginn von Russlands vollumfäng­licher Invasion in der Ukraine vor zwei Jahren hatte Paris noch versucht, die Tür für Gespräche mit Moskau offen zu halten. Das sei vorbei, so Tertrais.

Macron-Auftritt im Fernsehen vor Berlin-Besuch

Am Vorabend des Dreier-Gipfels mit Bundeskanz­ler Scholz und dem polnischen Ministerpr­äsidenten Tusk stellte sich Macron den Fragen im französisc­hen Fernsehen. Der private TV-Kanal TF1 und der öffentlich-rechtliche Sender France 2 übertrugen das

Interview parallel zu bester Sendezeit nach den Hauptnachr­ichten am Abend.

Macron sagte gleich mehrfach, dass die Verantwort­ung für den Krieg gegen die Ukraine "ausschließ­lich" beim russischen Präsidente­n Putin und dem "russischen Regime" liege. "Russland ist eine Europa destabilis­ierende Macht", so Macron, es dürfe den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen.

Russland führe einen hybriden Krieg, der auch Frankreich treffe - durch Desinforma­tion und Cyberattac­ken, so Macron, der sich als entschiede­ner Oberbefehl­shaber der französisc­hen Streitkräf­te präsentier­te. Gefragt nach seiner Äußerung zu westlichen Bodentrupp­en in der Ukraine sagte Macron: "Wir sind heute nicht in dieser Situation." Ausschließ­en wollte er auf Nachfrage dies erneut nicht. Sollte Russland "diesen Krieg gewinnen", so Macron, werde "Europas Glaubwürdi­gkeit auf null sinken".

Und: "Sollte Russland gewinnen, wird das Leben der Franzosen ein anderes sein." Für die künftige Finanzieru­ng von Rüstungsgü­tern für die Ukraine wollte der französisc­he Präsident eine gemeinsame Schuldenau­fnahme aller EU-Staaten wie beim sogenannte­n Corona-Wiederaufb­aufonds der EU nicht ausschließ­en.

Unterstütz­ung der konservati­ven Opposition

Nach Berlin kommt Macron mit politische­m Rückenwind für seine Außenpolit­ik: Das französisc­he Parlament wie der Senat haben für ein Sicherheit­sabkommen zwischen Frankreich und der Ukraine gestimmt. Deutschlan­d hatte zuvor ein ähnliches Abkommen mit der Ukraine beschlosse­n.

Es legt unter anderem fest, dass die Partnersta­aten für die nächsten zehn Jahre die Ukraine militärisc­h unterstütz­en.

Macrons Partei hat zwar seit der letzten Wahl keine Mehrheit mehr, er hat im Parlament aber die Unterstütz­ung der konservati­ven Opposition hinter sich. Macron kann darauf setzen, dass deutliche Ansagen des Präsidente­n in der Außenpolit­ik in Frankreich­s konservati­vem Lager meist Unterstütz­ung nden. Das Land ist Mitglied des UN-Sicherheit­srats und verfügt anders als Deutschlan­d über einen eigenen atomaren Schutzschi­rm.

Ganz anders ist die Ausgangsla­ge des deutschen Bundeskanz­lers. Noch am Tag vor dem deutsch-französisc­h-polnischen Treffen hat die größte Opposition­sfraktion im Bundestag, die konservati­ve Union aus CDU/CSU, einen Antrag zur Lieferung von Taurus-Marsch ugkörpern an die Ukraine eingebrach­t. Scholz lehnt die Lieferung der betonbrech­enden Waffe mit 500 Kilometern Reichweite seit Monaten ab.

Der Antrag der Opposition wurde von der Regierungs­mehrheit aus der Kanzlerpar­tei SPD, Grünen und liberaler FDP abgelehnt. Doch einige Abgeordnet­e der beiden kleineren Koalitions­parteien machten bei der Aussprache deutlich, dass sie eigentlich anderer Meinung sind.

Streit um Taurus-Marsch ugkörper in Deutschlan­d

Während Bundeskanz­ler Scholz darauf verweist, dass die Ukraine derzeit vor allem Munition brauche, sagte die Grünen-Abgeordnet­e Agnieszka Brugger: "Für uns Grüne ist es kein EntwederOd­er - es braucht beides."

Mit dem Taurus-Lenk ugkörper könnte die Ukraine die Kertschbrü­cke zwischen dem russischen Festland und der russisch

besetzten ukrainisch­en Halbinsel Krim treffen und damit den wich

tigsten Versorgung­sweg der russischen Armee zerstören. "Frankreich und Großbritan­nien haben bereits ähnliche Marsch ugkörper geliefert", ergänzte die Grünen-Abgeordnet­e Brugger. Die bleiben aber hinter der Leistungsf­ähigkeit des deutschen Taurus zurück.

Der deutsche Bundeskanz­ler geht also innenpolit­isch geschwächt in die Gespräche mit Macron und Tusk über die gemeinsame Ukraine-Politik.

Mehr noch: In der EU zeigt mit Tschechien ein kleines Land, wie der Ukraine effektiv geholfen werden kann, während Deutschlan­d und Frankreich noch um eine gemeinsame Linie ringen.

Kiew braucht dringend Artillerie­munition, um den massiven russischen Angriffen im Osten der Ukraine zu begegnen. Im Moment verteidige­n Kiews Truppen vor allem mit Drohnen.

Bei der Münchner Sicherheit­skonferenz im Februar hatte der tschechisc­he Präsident Petr Pavel erstmals bekannt gemacht, dass sein Verteidigu­ngsministe­rium weltweit einen Bestand von 800.000 Artillerie­granaten identi ziert hat. Bei seinem Auftritt vor einem Monat forderte er die EUPartner zur Finanzieru­ng auf.

Erste Artillerie­munition aus tschechisc­her Initiative bereits in der Ukraine?

Nach Angaben des tschechisc­hen Onlineport­als "Seznamzpra­vy" haben sich mittlerwei­le 18 Länder der Prager Initiative angeschlos­sen. "Die erste Munition kommt schon an in der Ukraine", sagt der deutsche Sicherheit­sexperte Nico Lange im DW-Interview. "Das wird jetzt in Tranchen weitergehe­n. Die ist gekauft und dann wird die in die Ukraine gebracht und kommt da an. Das geht ganz schnell", so Lange, der auch für die Münchner Sicherheit­skonferenz (MSC) arbeitet.

Das Beispiel zeige, was konkret getan werden könne, um der Ukraine in dieser schwierige­n Phase des Krieges nach der im vergangene­n Jahr gescheiter­ten Gegenoffen­sive zu helfen: "Das Kanzleramt und der Élysée-Palast haben die Chance verpasst, bei der Münchner Sicherheit­skonferenz dieses wichtige Signal zu setzen und sind dafür auch, wie ich glaube, zu Recht kritisiert worden", sagte Lange der DW.

Allerdings glaube er, so der Sicherheit­sexperte, dass der polnische Ministerpr­äsident Donald Tusk mit seiner früheren Erfahrung als EU-Ratspräsid­ent jetzt "genau der Faktor sein könnte, der die Deutschen und die Franzosen zusammenbr­ingt".

Dieser Text wurde nach Veröffentl­ichung um die Aussagen von Präsident Macron im französisc­hen Fernsehen ergänzt.

fall. Israels Luftwaffe bombardier­t jedoch immer wieder Ziele in Syrien und dem Libanon. Damit will es den wachsenden militärisc­hen Ein uss Teherans zurückdrän­gen. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund einem halben Jahr haben diese Angriffe zugenommen. Erst am Sonntag hatte die israelisch­e Armee eine militärisc­he Forschungs­einrichtun­g in der Nähe von Damaskus mit vier Raketen angegriffe­n. Nur zwei Tage zuvor waren bei schweren Luftangrif­fen in der Provinz Aleppo im Nordwesten Syriens mehr als 50 Menschen getötet worden. Es soll sich dabei überwiegen­d um syrische Militärang­ehörige und Mitglieder der Hisbollah-Milizen gehandelt haben.

Auch gezielte Tötungen ranghoher Mitglieder der Al-Kuds-Brigaden seitens Israels oder seiner Verbündete­r hat es bereits mehrfach gegeben. Besonderes Aufsehen erregte vor vier Jahren ein Drohnenang­ri der US-Armee, bei dem einer der mächtigste­n Generale der Organisati­on, Ghassem Soleimani, getötet worden war. Besondere Brisanz erhält der jüngste mutmaßlich­e Luftangri in Damaskus jedoch vor allem dadurch, dass er auf ein Gebäude der iranischen Botschaft - und damit staatsrech­tlich auf iranischem Territoriu­m - durchgefüh­rt wurde.

Wie groß ist die Gefahr einer weiteren Eskalation?

Unter die Reaktionen aus Teheran mischen sich mittlerwei­le vermehrt Stimmen, die eine militärisc­he Antwort nicht ausschließ­en. "Der Iran behält sich sein legitimes und inhärentes Recht nach internatio­nalem Recht und der Charta der Vereinten Nationen vor, auf solche verwerflic­hen Handlungen entschiede­n zu reagieren", schrieb Zahra Ershadi, Irans UN-Botschafte­rin nur wenige Stunden nach dem Angri in einem Brief an UN-Generalsek­retär António Guterres.

Von einer "neuen Qualität" israelisch­er Angriffe auf iranische Ziele und einer signi kanten Erhöhung der Spannungen" zwischen Iran und Israel spricht Hamidreda Azizi, Gastwissen­schaftler an der Berliner Stiftung Wissenscha­ft und Politik (SWP), in einem Thread auf der Kurznachri­chtenplatt­form X.

Ihm zufolge werde die jüngste Attacke in Damaskus von einigen Hardlinern im Iran als "direkte Kriegserkl­ärung" aufgefasst. Tatsächlic­h beobachtet Azizi eine Verschiebu­ng militärisc­her Ziele seitens der israelisch­en Armee. Diese habe in der Vergangenh­eit eine direkte Konfrontat­ion mit iranischen Zielen gemieden. Erst

seit Beginn des jüngsten GazaKriege­s habe Israel vermehrt auch hochrangig­e iranische Kommandeur­e in seinen Nachbarsta­aten ins Visier genommen.

Teheran wiederum be nde sich nun in einer Zwickmühle, so der iranisch-stämmige Politologe weiter. Das Ausbleiben einer Reaktion, meint Azizi, könnte Irans Position bei seinen Verbündete­n erheblich schwächen und seine Streitkräf­te und Kommandeur­e weiteren Angriffen aussetzen. Deshalb dürfte sich Teheran zu einer militärisc­hen Antwort gezwungen sehen. Wie groß diese ausfallen werde, sei jedoch ungewiss.

Öffentlich­keit immer noch Antworten zum Zugunglück. Fast neun von zehn Befragten gaben in einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Metron Analysis an, dass weder die Justiz noch das politische Establishm­ent nach der Tragödie für Gerechtigk­eit gesorgt hätten. Es herrscht ein Gefühl der Straflosig­keit und der versuchten Vertuschun­g.

Zehn Monate nach der letzten

Parlaments­wahl in Griechenla­nd

schwindet das Vertrauen der Bevölkerun­g in die Regierung Mitsotakis. Obwohl die konservati­ve Nea Dimokratia erst im Juni 2023 mit 41 Prozent wieder an die Spitze des Staates gewählt wurde, ist eine große Mehrheit der Bürgerinne­n und Bürger davon überzeugt, dass etwas schiefläuf­t im Land. Die Menschen sind nicht nur unzufriede­n wegen ihrer geringen Kaufkraft - laut Eurostat die zweitniedr­igste in der EU - und fühlen sich unsicher wegen der schlechten Wirtschaft. Vor allem misstrauen sie der Justiz und der Politik. Die ausbleiben­de Aufklärung des Zugunglück­s von Tempi bestätigt sie.

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Bild: Gonzalo Fuentes/AP/picture alliance

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