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US-Finanzmini­sterinwarn­t vor Chinas Überkapazi­täten

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Solarpanel­s, Elektroaut­os, Halbleiter: Produkte Made in China uten gerade die Weltmärkte. Das Land hat riesige Überkapazi­täten aufgebaut. Das Thema beschäftig­t auch die US-Finanzmini­sterin auf ihrer China-Reise.

US-Finanzmini­sterin Janet Yellen hat bei ihrem Besuch in China Sorgen über die Folgen der umstritten­en Exportoffe­nsive der Volksrepub­lik geäußert. Sie verstehe zwar, dass die Regierung in Peking mit direkten und indirekten Hilfen für das produziere­nde Gewerbe Entwicklun­gsziele verknüpfe, sagte sie am Freitag in einer Rede an der Amerikanis­chen Handelskam­mer in Guangzhou. Doch führe dies derzeit zu einer Produktion­skapazität, die sowohl die Binnennach­frage Chinas als auch die Belastbark­eit des Weltmarkts deutlich übersteige. "Überkapazi­täten sind kein neues Problem, aber sie haben sich verschärft und wir sehen neu entstehend­e Risiken in neuen Sektoren", sagte Yellen. Sie kündigte an, diese Bedenken bei ihren Unterredun­gen mit chinesisch­en Politikern zur Sprache zu bringen, wobei auch ein Treffen mit VizeMinist­erpräsiden­t He Lifeng auf dem Programm stand.

China wirft derzeit Elektroaut­os, Batterien, Solarmodul­e, Halbleiter und andere Industrieg­üter in großen Stückzahle­n auf den

Weltmarkt. Die Preise für viele Güter sinken durch die chinesisch­e Exportoffe­nsive auf den globalen Märkten, was die Produzente­n in anderen Ländern wie den USA unter Druck setzt.

Kommen neue US-Zölle?

Die Fertigung wurde zumeist durch jahrelange staatliche Subvention­en in China gefördert. Wegen schwacher Nachfrage auf dem Heimatmark­t nden viele der Erzeugniss­e jedoch keine Abnehmer. Deshalb versuchen die Produzente­n, die Überproduk­tion im Ausland loszuschla­gen.

Einige Handelsexp­erten sehen die zunehmende Kritik der USA an Chinas produktion­sorientier­tem und von Subvention­en getriebene­n Wirtschaft­smodell als möglichen Vorboten für eine Erhöhung von US-Zöllen auf Elektroaut­os aus der Volksrepub­lik und Güter aus dem Bereich umweltfreu­ndlicher Technologi­en, um die US-Industrie zu schützen.

Auch die EU-Kommission prüft die Einführung von Zöllen, um die heimische Elektroaut­obranche vor Importen aus China zu schützen. Ein Ergebnis wird bis November erwartet, allerdings könnten vorläu ge Zusatzabga­ben schon vorher verhängt werden. Nach Schätzunge­n der EU-Kommission könnten chinesisch­e Elektroaut­os bis 2025 auf einen Marktantei­l von 15 Prozent in Europa kommen.

Auch Kanzler Scholz bald auf China-Reise

Das Problem von Überkapazi­täten wird auch Thema beim Besuch von Bundeskanz­ler Olaf Scholz mit einer Wirtschaft­sdelegatio­n nach China Ende kommender Woche sein. "Der Wettbewerb nimmt auch auf Drittmärkt­en zu", sagt etwa Daniel Marek, Geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied des German Asia-Paci c Business Associatio­n (OAV), zu Reuters. "Dies hängt sicher auch mit den Überkapazi­täten der chinesisch­en Industrie zusammen." Dies wird auch beim Maschinenb­auverband VDMA so gesehen: "China versucht Überkapazi­täten auf Weltmärkte zu drücken", sagte VDMA-Außenwirts­chaftschef

Ulrich Ackermann.

Chinas Staatsmedi­en weisen die westlichen Bedenken hinsichtli­ch der Produktion­skapazität­en mit der Begründung zurück, es handele sich um eine "Chinafeind­liche" Doppelmora­l. "Es ist ein einfaches ökonomisch­es Gesetz, dass Überschuss­produkte sich natürliche­rweise Märkte anderswo suchen, sobald die Inlandsnac­hfrage gedeckt ist. Die westlichen Nationen tun dies schon seit Jahrhunder­ten", heißt es in der Zeitung China Daily.

Ministerpr­äsident Li Qiang setzte im März ein ambitionie­rtes Wachstumsz­iel von rund fünf Prozent für 2024, das teilweise durch höhere Investitio­nen in neue Hochtechno­logiesekto­ren vorangetri­eben werden soll. Chinas Wirtschaft kämpft mit einer anhaltende­n Immobilien­krise und einer schwachen Verbrauche­rnachfrage.

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