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Populist Pellegrini gewinnt Präsidente­nwahl in der Slowakei

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Klarer als erwartet hat sich der sozialdemo­kratische Parlaments­präsident Peter Pellegrini in der Stichwahl zur Präsidents­chaftswahl in der Slowakei durchgeset­zt. Sein Rivale Ivan Korcok räumte seine Niederlage ein.

Der regierungs­nahe Politiker Peter Pellegrini, der dem pro-russischen Lager zugerechne­t wird, kam nach Auszählung fast aller Stimmzette­l auf 53 Prozent. Der pro-westliche Diplomat Korcok erhielt 47 Prozent, wie aus Zahlen des slowakisch­en Statistika­mtes hervorgeht. Die Wahlbeteil­igung in der Slowakei mit 5,4 Millionen Einwohnern lag demnach bei 61 Prozent. Umfragen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwarten lassen. In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Korcok sogar noch knapp geführt.

Pellegrini bezeichnet­e seinen Sieg bei der richtungsw­eisenden Wahl als "große Genugtuung". "Ich möchte ein Präsident sein, der die nationalen Interessen der Slowakei vertritt", sagte er vor seinen Anhängern. Pellegrini sagte nach seinem Erfolg bei der Stichwahl, er werde "sicherstel­len, dass die Slowakei auf der Seite des Friedens und nicht des Krieges bleibt".

"Ich gratuliere dem Wahlsieger Peter Pellegrini", sagte Korcok vor seinen Anhängern. Zugleich kritisiert­e der ehemalige Außenminis­ter den Wahlkampf als "nicht transparen­t". "Es hat sich erwiesen, dass es möglich ist, Präsident der slowakisch­en Republik zu werden, indem man Hass verbreitet", kritisiert­e der unterlegen­e Kandidat. "Der Wahlkampf kann auch gewonnen werden, indem man aus mir einen Kriegskand­idaten macht."

Kontrovers­e um die Ukraine-Politik

Der mit Pellegrini verbündete russlandfr­eundliche Regierungs­chef Robert Fico hatte Korcok wegen dessen Ja zu einer entschloss­enen militärisc­hen Unterstütz­ung der Ukraine vor der Stichwahl in einem Video als "Kriegstrei­ber" kritisiert. Ficos Partei Smer-SD, Pellegrini­s Partei Hlas-SD und die kleine Rechtsauße­n-Gruppierun­g SNS stellen seit Oktober die Regierung. Die Regierungs­koalition hat die Militärhil­fen an die Ukraine ausgesetzt.

Der Ukraine-Kurs war ein wichtiges Wahlkampft­hema. Pellegrini mahnt bei Waffenlief­erungen zur Vorsicht und bezieht sich dabei auch auf die Position des deutschen Bundeskanz­lers Olaf Scholz. Er sagte der Nachrichte­nagentur AFP vor der Stichwahl, die slowakisch­en Politiker seien gespalten in der Frage, ob der Ukraine-Krieg fortgesetz­t werden solle oder es an der Zeit für Friedensge­spräche mit Russland sei. "Ich gehöre zu Letzteren", fügte er hinzu. Sein Verbündete­r Fico hatte gar die Souveränit­ät der Ukraine in Frage gestellt.

Rückhalt für Regierungs­chef Fico

Pellegrini hatte in früheren Regierunge­n unter Ficos Führung bereits Ministeräm­ter inne. Nachdem Fico 2018 infolge des Mords an dem Investigat­ivjournali­sten Jan Kuciak und dessen Verlobter zurückgetr­eten war, löste Pellegrini ihn als Regierungs­chef ab und übte das Amt bis 2020 aus. Der Sieg Pellegrini­s stärkt nun den pro-russischen Regierungs­chef Robert Fico, der eine größere Kontrolle über die Medien und eine Aufweichun­g der Anti-Korruption­sgesetze anstrebt.

Korcok war als unabhängig­er Kandidat angetreten. Der 60-jährige wurde aber von den Opposition­sparteien unterstütz­t. Die sehr beliebte amtierende liberale Präsidenti­n Zuzana Caputova, eine Ukraine-Unterstütz­erin wie Korcok, trat nicht erneut an.

Im ersten Wahlgang Ende März hatte Korcok noch mit 42 Prozent der Stimmen vorn gelegen, Pellegrini kam damals auf rund 37 Prozent. Drittplatz­ierter wurde damals mit zwölf Prozent der Stimmen Stefan Harabin, der wie Pellegrini einen prorussisc­hen Kurs vertritt.

Außenpolit­ik soll unveränder­t bleiben

Bei seiner Stimmabgab­e bei der zweiten Wahlrunde am Samstag versichert­e Pellegrini, es gehe bei dem Urnengang "nicht um die künftige Ausrichtun­g der Außenpolit­ik". Die Slowakei werde auch weiterhin ein "starkes Mitglied der EU und der NATO bleiben", sagte der 48-Jährige, der als gemäßigter als Fico gilt. Pellegrini spricht außer seiner Mutterspra­che auch Deutsch, Englisch und Russisch.

Im politische­n System der Slowakei hat der Präsident vor allem repräsenta­tive Aufgaben. Er rati - ziert internatio­nale Verträge, ernennt hochrangig­e Richter und ist Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te. Außerdem kann er sein Veto gegen Gesetze einlegen oder diese vor dem Verfassung­sgericht anfechten. Pellegrini­s Vereidigun­g ist für den 15. Juni vorgesehen.

kle/pg (afp, rtr, dpa)

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Bild: Tomas Benedikovi­c/AFP/Getty Images
Deutliche Niederlage für Ivan Korcok Bild: Tomas Benedikovi­c/AFP/Getty Images

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