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Drogengass­e "Pusher Street" in Kopenhagen geschlosse­n

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Die "Pusher Street" ist Geschichte: In der legendären Kommune Christiani­a in Kopenhagen haben Anwohner die berüchtigt­e Straße buchstäbli­ch eigenhändi­g abgetragen.

Unter dem Motto "Wir schlie

ßen die Pusher Street und ö nen Christiani­a" rissen die Anwohner des Viertels in der dänischen Hauptstadt und Gäste bei frühlingsh­aftem Wetter die P asterstein­e aus dem Boden.

Auch die Bürgermeis­terin von Kopenhagen, Sophie Haestorp

Andersen, und Justizmini­ster Peter Hummelgaar­d beteiligte­n sich an der Aktion. "Die Straße aufzugrabe­n und sie zu einer Baustelle zu machen, wird den Verkauf unweigerli­ch sehr schwierig machen. Aber das ist erst der Anfang", sagte Bürgermeis­terin Haestorp Andersen. Die legendäre Straße war seit Längerem für Drogenkrim­inalität bekannt.

Das Dealen in Christiani­a war jahrzehnte­lang toleriert

Polizisten entfernten die Verkaufsst­ellen für Cannabis, die an der Straße eingericht­et worden waren. Obwohl Verkauf und Konsum von Cannabis in Dänemark illegal sind, war das Dealen jahrzehnte­lang in Christiani­a toleriert worden. Infolge der Eskalation von Gewalt und Bandenkrim­inalität in der Kommune hatte sich der Wind aber zuletzt gedreht. Inzwischen unterstütz­t die Mehrheit der knapp tausend Bewohner des Viertels den Kurswechse­l im Umgang mit dem Drogenverk­auf.

Es sei entscheide­nd, dass die Anwohner sich am Wandel im Viertel beteiligte­n, betonte Bürgermeis­terin Haestorp Andersen und ergänzte: "Es ist das erste Mal, dass sie sich zusammensc­hließen und gegen die ausufernde Kriminalit­ät und Unsicherhe­it in ihrem Viertel Stellung beziehen."

Christiani­a: von Hippies gegründet, heute Touristenm­agnet

Mit dem erho ten Ende des Drogenhand­els in Christiani­a will die Gemeinde sich wieder ein entspannte­res Image verpassen - und dabei vor allem die kulturelle Vielfalt vor Ort betonen.

Eine Gruppe Hippies hatte 1971 in einer ehemaligen Kaserne die "Freistadt Christiani­a" gegründet. In der staatlich geduldeten autonomen Gemeinde leben etwa 900 Menschen, es gelten eigene Gesetze und eigene Regeln. Etwa eine halbe Million Touristen besuchen Christiani­a jedes Jahr.

Den Kurswechse­l im Umgang mit dem Drogenhand­el in Christiani­a hatte die dänische Regierung in Abstimmung mit den Anwohnern im Januar eingeleite­t. Auslöser war ein Tötungsdel­ikt im vergangene­n August gewesen. Damals wurde ein Mann mit Verbindung­en zum organisier­ten Verbrechen in Christiani­a erschossen, es war die vierte tödliche Schießerei in dem nur 34 Hektar großen Quartier binnen drei Jahren.

pg/kle (afp, ap)

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Bild: Johan Nilsson/TT/picture alliance
Dänemarks Justizmini­ster Peter Hummelgaar­d wurde bei der Aktion von Journalist­en umringt Bild: Johan Nilsson/TT/picture alliance

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