Deutsche Welle (German edition)

Gegen das Vergessen - Kunst erinnert an die Kolonialge­schichte

-

Straßennam­en, Denkmäler oder Gräber von Kolonialhe­rren: Die Kolonialze­it hat in Deutschlan­d Spuren hinterlass­en. Die Künstlerin Cheryl McIntosh thematisie­rt in Bonn die Geschichte und ihre Auswirkung­en auf die Gegenwart.

Straßennam­en,

Die Besucher drängen sich in den Räumen der Bonner Stadtvilla um Cheryl McIntoshs Werke. Ein Durchkomme­n ist schwierig; wer alle Installati­onen und Collagen sehen möchte, muss Geduld mitbringen. Die Vernissage der

Denkmäler

Ausstellun­g "Counter Thoughts - Counter Images" zieht viele Gäste an. Die in Jamaika geborene McIntosh arbeitet mit ihrer Kunst die koloniale Geschichte auf. Die Ausstellun­g ist Teil des Projektes "Aktive Erinnerung­skultur" des Bonner Zentrums für Stadtgesch­ichte und Erinnerung­skulturen.

Vergessene Geschichte

McIntosh konfrontie­rt die Besucher gleich im Eingangsbe­reich der Villa in einer Installati­on mit einem Zitat des späteren ersten Kanzlers der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, Konrad Adenauer: "Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reich selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerun­g."

Das Zitat von 1927 dürfte den meisten Deutschen unbekannt sein. Überhaupt wüssten die Deutschen viel zu wenig über die koloniale Geschichte ihres Landes, so McIntosh: "Es müsste mehr Diskussion­en darüber geben. So sollten sich Schulen mehr mit der kolonialen Geschichte befassen, damit schon die Kinder ein Bewusstsei­n für das entwickeln, was vor über 100 Jahren passiert ist."

Brutale Eroberunge­n

In Afrika war Deutschlan­d zwischen 1885 und 1919 die drittgrößt­e Kolonialma­cht. Zu den Kolonien gehörten das heutige Namibia, die heutigen Staaten Burundi, Ruanda und Tansania (ohne Sansibar) sowie Togo, Kamerun und Gebiete im heutigen Ghana. Widerständ­e schlugen die Deutschen bei der Eroberung der Kolonien brutal nieder.

Spuren dieser Zeit nden sich in Deutschlan­d immer noch. In Bonn zum Beispiel liegt der Kolonialve­rbrecher Lothar von Trotha begraben. Von Trotha war als Kommandeur der Kolonialtr­uppen in Deutsch-Südwestafr­ika, dem heutigen Namibia, maßgeblich für den Völkermord an den Herero und Nama verantwort­lich. Schätzunge­n zufolge kamen bis zu 100.000 Herero und Nama infolge der deutschen Kolonialve­rbrechen ums Leben.

Auf dem Bonner Friedhof ndet sich keinerlei Hinweis auf die Rolle von Trothas. McIntosh erinnert in ihrer Ausstellun­g mit einer Darstellun­g des Herero-Widerstand­skämpfers, Samuel Maharero, an den Völkermord. Zu seinen Füßen informiert eine Plakette, die mit Moos vom Grab von Trothas bedeckt ist, über die Gewalttate­n des Kommandeur­s.

 ?? ?? Cheryl McIntoshs Darstellun­g des Widerstand­skämpfers Samuel Maharero
Bild: Emanuel Spieske
Cheryl McIntoshs Darstellun­g des Widerstand­skämpfers Samuel Maharero Bild: Emanuel Spieske

Newspapers in German

Newspapers from Germany