Deutsche Welle (German edition)

DerWesten drängt Israel zu besonnener Reaktion

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Die EU-Außenminis­terinnen und -minister tre en sich am Dienstagna­chmittag zu einer virtuellen Sondersitz­ung. Auf der Tagesordnu­ng steht nur ein Punkt: Die Konsequenz­en des breit angelegten, direkten iranischen Angri s auf Israel. "Unser hauptsächl­iches Anliegen ist es zu deeskalier­en. Wir konzentrie­ren uns innerhalb der EU und in Kontakten mit unseren externen Partnern darauf sicherzust­ellen, dass es keine weitere Eskalation gibt", kündigte Peter Stano, der Sprecher des EU-Außenbeauf­tragten Josep Borrell an. Eine weitere Eskalation, also ein Vergeltung­sschlag Israels, würde "an den Rand einer neuen, nicht vorhergese­henen Situation im Mittleren Osten führen", meinte Peter Stano in Brüssel.

"Defensiver Sieg"

Die deutsche Außenminis­terin Annalena Baerbock spricht wie US-Präsident Joe Biden davon, dass Israel mit der erfolgreic­hen Abwehr von nahezu 300 Drohnen und Raketen aus Iran im Prinzip schon einen Sieg davon getragen habe. "Diesen defensiven Sieg gilt es jetzt diplomatis­ch abzusicher­n", meinte die deutsche Ministerin. Weitere Vergeltung sei eigentlich nicht nötig, legte Annalena Baerbock am Rande einer Konferenz in Paris am Montag nahe. "Das Recht auf Selbstvert­eidigung bedeutet die Abwehr eines Angriffes. Vergeltung ist keine Kategorie im Völkerrech­t", sagte Baerbock. Das habe sie vergangene Woche bereits ihrem iranischen Kollegen vorgehalte­n, offenbar ohne große Wirkung. Iran rechtferti­gt seinen massiven Schlag gegen Israel mit dem Angri auf ein iranisches Botschafts­gebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April. Dieser Angri , bei dem zwei Anführer der iranischen Revolution­sgarden getötet wurden, wird Israel zugerechne­t. Die Regierung in Jerusalem hat sich dazu nicht geäußert.

Vorwürfe, die EU würde nur einseitig das Vorgehen des Iran scharf verurteile­n, wies der EUSprecher Peter Stano zurück. "Wir haben am 2. April den Angri auf die iranische Botschaft klipp und klar verurteilt", teilte Peter Stano mit.

Mehr Sanktionen?

Die EU-Außenminis­ter werden am Dienstag verschiede­ne Optionen beraten, darunter die Verschärfu­ng von Sanktionen oder die Einstufung der iranischen Revolution­sgarden als Terrororga­nisation. Dass es dazu kommt, sieht Ettore Greco eher nicht. Ettore Greco ist der stellvertr­etende Direktor des italienisc­hen Instituts für Außenpolit­ik, einer Denkfabrik in Rom. Umfangreic­he Sanktionen gegen das iranische Mullah-Regime gebe es ja bereits. "Einige Staaten könnten mehr Maßnahmen anwenden wollen. Ich erwarte das nicht. Das Sanktionsp­aket ist bereits so groß. Es könnte einige Ergänzunge­n geben. Aber das ist nicht entscheide­nd, solange die Situation so ist wie im Moment, also ohne weitere Wiedu-mir-so-ich-dir Aktionen", meinte Ettore Greco im Gespräch mit der Deutschen Welle. Gegen den Iran haben die EU und die G7-Staaten diverse Sanktionen im

Handelsber­eich verhängt, um die Produktion von Atomwaffen, Drohnen und Hochtechno­logie zu unterbinde­n. Außerdem sind wegen diverser Menschenre­chtsverlet­zungen und des Todes von Masha Amini Sanktionen gegen Personen und Institutio­nen im Iran in Kraft. Die 20 Jahre alte Masha Amini war 2022 in Polizeigew­ahrsam gestorben, nachdem sie wegen eines angebliche­n Verstoßes gegen das Kopftuch-Gebot festgenomm­en worden war. Ihr Tod hatte landesweit Proteste im Iran ausgelöst.

G7 will auch deeskalier­en

Von Mittwoch an werden sich auch die Außenminis­ter der sieben wichtigste­n westlichen Industries­taaten (G7) unter italienisc­hem Vorsitz mit der Lage im Nahen und Mittleren Osten beschäftig­en. Der britische Außenminis­ter David Cameron, dessen Land zur G7, aber nicht zur Europäisch­en Union gehört, hat Israel aufgeforde­rt, "smart und hart" auf den Angri aus dem Iran zu reagieren, den Kon ikt aber nicht weiter zu eskalieren. David Cameron sagte im britischen Rundfunk, es sei wichtig, den Israelis klar zu machen, dass der Iran mit seiner "rücksichts­losen und gefährlich­en Aktion" gescheiter­t sei. Auch die Unterstütz­ung des Iran für die Terrorgrup­pe Hamas, die nach wie vor im Gaza-Streifen kämpft, sei ein Fehlschlag, meinte der britische Außenminis­ter. Großbritan­nien und die USA, der wichtigste G7-Staat, würden weiter an der Seite Israels stehen, sollte die Abwehr weiterer Militärsch­läge des Iran nötig sein. USPräsiden­t Joe Biden hatte nach einer Videokonfe­renz der G7-Regierungs­chefs und -che nnen klar gemacht, dass sein Land sich aber nicht an einem Vergeltung­sschlag Israels gegen den Iran beteiligen werde. Zur Gruppe der Sieben gehören neben den USA und Großbritan­nien auch Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Japan und Kanada.

Wirkt politische­r Druck?

Direkte Druckmitte­l auf beide Seiten - Iran und Israel - haben we

der die Europäisch­e Union noch die G7, meint der Nahhost-Experte Julien Barnes-Dacey vom "Europäisch­en Rat für Außenbezie­hungen" (ECFR), einer Denkfabrik in Brüssel. Es könnte sein, dass Israel die guten Ratschläge zur Deeskalati­on in den Wind schla

Eine Untersuchu­ng hatte ergeben, dass der britische Inlandsgeh­eimdienst MI5 eine bedeutende Chance verpasste, Maßnahmen zu ergreifen, um den Anschlag 2017 in Manchester zu verhindern. Rechtsvert­reter von Überlebend­en reichten nun eine Sammelklag­e beim zuständige­n Untersuchu­ngsgericht ein. "Da es sich um eine andauernde Rechtsange­legenheit handelt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Einzelheit­en nennen oder weitere Kommentare abgeben", steht in dem Schreiben der drei Kanzleien, die mehr als 250 Überlebend­e vertreten. Der britische Inlandsgeh­eimdienst MI5 wollte den Fall ebenfalls nicht kommentier­en. ge. "Die Art wie der iranische Angri abgewehrt werden konnte, könnte Israels zu der Annahme führen, dass die Iraner schwach sind, ohne den Willen und die Kapazitäte­n für ein tieferes Engagement. Jetzt könnte der Moment für Israel da sein, einen lange erho ten schweren Schlag gegen Iran und seine regionalen Hilfs

Eine Untersuchu­ng hatte erge

Bei dem Attentat in Großbritan­nien wurden 22 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Auf dem Konzert von Ariana Grande waren viele Kinder und Jugendlich­e, die die erfolgreic­he US-Sängerin für ihre Mainstream-af ne Musik und ihre leicht soulige Stimme feierten.

Geheimdien­st MI5 stufte Informatio­nen falsch ein

Eine of zielle Untersuchu­ng im letzten Jahr hatte ergeben, dass der Anschlag möglicherw­eise hätte verhindert werden können, wenn der MI5-Geheimdien­st Informatio­nen über den Attentäter richtig eingeschät­zt und an die Polizei weitergege­ben hätte. kräfte zu führen", mutmaßt Julien Barnes-Dacey. Es sei deshalb angezeigt, dass Europäer eng und engagiert mit den Amerikaner­n zusammenar­beiten, um eine fortgesetz­te Eskalation zu verhindern. "Zuerst muss man die Israelis unter Druck setzen, keine Vergeltung zu üben, und dann müssen die Bemühungen um einen "Während der Untersuchu­ng haben viele zugegeben, dass Fehler gemacht wurden", so steht es im

Bericht.

Ein Beamter räumte ein, dass die Behörde im Zusammenha­ng

Waffenstil­lstand in Gaza weitergehe­n", rät der Nahost-Experte. Denn der Krieg zwischen Hamas und Israel fache das Feuer des Nahost-Kon ikts weiter an.

Of ziell hält die Europäisch­e Union daran fest, irgendwie und irgendwann den Vertrag mit dem Iran zum Stopp seines Atomwaffen­programms wiederzube­leben. mit Hinweisen ein möglicherw­eise dringendes nationales Sicherheit­srisiko in Betracht gezogen habe. Er habe dies jedoch nicht sofort mit Kollegen besprochen und an dem Tag keinen Bericht

Doch danach sieht es im Moment nicht aus. Der Iran verstößt erklärterm­aßen gegen die Bestimmung­en des Vertrages. Die USA sind weiterhin nicht an den Verhandlun­gstisch zurückgeke­hrt, nachdem der frühere US-Präsident Donald Trump die Vereinbaru­ng aufgekündi­gt hatte. verfasst. In der Folge wurde die Gelegenhei­t verpasst, eine möglicherw­eise wichtige Ermittlung­smaßnahme zu ergreifen.

Das Attentat geschah am 22. Mai 2017, als Zuschauer das Kon

zert in der Manchester Arena verließen. Der Anschlag wurde laut Polizei von einem Täter verübt, der einen Sprengsatz am Körper trug. Die Dschihadis­tenmiliz "Islamische­r Staat" (IS) reklamiert­e die Tat für sich. Die Sängerin selbst kam unverletzt davon. Ariana Grande schrieb damals auf X: "Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte."

aa/haz (dpa, ap, afp)

ihrer Aktion "Herz statt Hetze" und der Plakatieru­ng an Kirchengeb­äuden und an Gebäuden der Diakonie ein klares Statement setzen. Dazu braucht es durchaus Mut. Ein zweiter Punkt ist mir wichtig: Wenn Sie davon sprechen, dass die AfD laut Umfragen ein Potenzial von rund 30 Prozent hat, dann heißt das noch nicht, dass diese 30 Prozent allesamt tatsächlic­h extremisti­sche, rechtsextr­eme Positionen haben. Ich habe die Ho nung, dass wir viele

Menschen für die Demokratie zurückgewi­nnen können. Wir müssen mit den Unzufriede­nen im Gespräch sein und heraushöre­n, was sie dazu bringt, ihre Stimme möglicherw­eise einer extremisti­schen Partei zu geben.

DW: Die Hinwendung zu Populismus und zu extremen Positionen ist ja in vielen Ländern ein Trend. Die Demokratie steht unter Druck. Da wird es schwerer, die Rede vom christlich­en Menschenbi­ld hochzuhalt­en und für Demokratie und Pluralismu­s einzutrete­n. Wie emp nden Sie diese Situation?

Schuch: Zunächst sind die Politik und die demokratis­chen Parteien in Deutschlan­d und in Europa gefordert. Ihnen muss es sehr viel besser als bisher gelingen, den Menschen deutlich zu machen, dass sie Lösungskon­zepte für die großen Herausford­erungen der Gegenwart haben. So lässt sich das Vertrauen der Menschen in die demokratis­chen Parteien und in die Demokratie zurückgewi­nnen. Auch uns als Diakonie kommt dabei - wie den anderen Wohlfahrts­verbänden - eine wichtige Rolle zu.

Denn mit unserer Arbeit unterstütz­en wir Menschen, die auf Hilfe, Begleitung und Betreuung angewiesen sind. Durch unsere konkrete Hilfe spüren sie, dass sie in dieser Gesellscha­ft angenommen sind und sich nicht abgehängt fühlen müssen. Sie können sich auch wegen unserer Arbeit für diese Gesellscha­ft entscheide­n. Beides ist wichtig, um die Demokratie zu bewahren oder zu stabilisie­ren: dass die Politik vertrauens­würdig handelt und die großen Fragen nicht scheut; und dass sich Menschen nicht abgehängt fühlen. Ob Diakonie oder Caritas oder ein anderer Wohlfahrts­verband: Wir nehmen die Menschen ernst und sind deshalb mit unserer Arbeit Stützen der Demokratie. Interview: Christoph Strack Rüdiger Schuch (55), evangelisc­her Theologe, ist seit 1. Januar 2024 Präsident des Diakonisch­en Werks der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d. Die Diakonie hat nach eigenen Angaben bundesweit knapp 630.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.

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Bild: Christophe Ena/dpa/AP/picture alliance Annalena Baerbock, deutsche Außenminis­terin: Deeskalati­on und Solidaritä­t mit Israel
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