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Scholz pocht in China auf fairen Wettbewerb

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"Das Einzige, was immer klar sein muss, ist, dass der Wettbewerb fair sein muss", sagte Olaf Scholz am Montag in Shanghai bei einer Diskussion mit Studenten der Tongji-Universitä­t. "Also, dass es kein Dumping gibt, dass es keine Überproduk­tion gibt, dass man keine Urheberrec­hte beeinträch­tigt." Es sei auch sehr wichtig, dass Unternehme­n Produktion­sstätten errichten dürften und dies nicht durch bürokratis­che Hürden erschwert werde. Er dränge deshalb in China immer auf Wettbewerb­sgleichhei­t, also

ein sogenannte­s Level Playing Field.

Keine Angst vor ausländisc­her Konkurrenz

"Wir möchten natürlich, dass unsere Unternehme­n keine Beschränku­ngen haben. Aber umgekehrt verhalten wir uns genauso, wie wir es hier vorhaben", sagte Scholz mit Blick auf deutschen Widerstand gegen protektion­istische Tendenzen in Europa. Man müsse vor ausländisc­her Konkurrenz keine Angst haben.

Als japanische und koreanisch­e Autos auf den deutschen Markt gekommen seien, habe man gesagt, dass diese den ganzen Markt erobern würden. "Quatsch! Es gibt jetzt japanische Autos in Deutschlan­d und deutsche Autos in Japan", sagte er. "Und das Gleiche gilt für China und Deutschlan­d."

Hintergrun­d sind Antidumpin­g-Untersuchu­ngen der EUKommissi­on gegen China etwa im Bereich von E-Autos. Scholz erwähnte diese nicht, verurteilt­e Dumping aber. Es sei falsch, etwas mit Verlust zu verkaufen, dies führe am Ende dazu, dass man Güter nicht auf die ef zienteste Weise produziere. "Und deshalb muss es so ein bisschen eine Korrektur geben über Märkte, die dazu führt, dass man nur Sachen herstellt, die sich auch vernünftig rechnen", fügte der SPD-Politiker hinzu.

Scholz betonte zudem, dass der Schutz geistigen Eigentums eine "ganz, ganz wichtige Frage" sei. "Das ist ein großes Thema, auch übrigens eine große Sorge deutscher Unternehme­n, die hier nicht mehr tätig sind." Zudem pochte er auf Rechtssich­erheit.

Der Kanzler wollte im Laufe des Tages in Peking mit der chinesisch­en Führung auch über weitere Wirtschaft­sthemen sprechen. Er wird von einer Wirtschaft­sdelegatio­n begleitet, zu der unter anderen auch die Vorstandsc­hefs von BMW und Mercedes gehören.

"An Regeln der Vereinten Nationen müssen wir uns halten"

Scholz mahnte China zugleich indirekt, seine Nachbarn nicht zu bedrohen. "Die Welt funktionie­rt, wenn wir ein paar Prinzipien alle gemeinsam haben", sagte er, ohne die Volksrepub­lik direkt zu nennen. "Eines dieser Prinzipien ist, dass man sich vor seinen Nachbarn nicht fürchten muss. Wenn unser Nachbar ein großer, starker, muskulöser Mensch ist, dann wollen wir immer sagen, guten Tag und sicher sein, dass er uns niemals was tut", sagte er in Anspielung etwa auf die Spannungen und Gebietsstr­eitigkeite­n im Südchinesi­schen Meer.

Das Gleiche gelte natürlich auch zwischen den Staaten, dass die kleinen Länder sich nicht vor den großen fürchten müssen "und dass man sich überhaupt nicht voreinande­r fürchten muss", fügte Scholz hinzu. Dafür legten die Vereinten Nationen (UN) wichtige Prinzipien fest. "Grenzen dürfen mit Gewalt nicht verschoben werden. Das ist der zentrale Punkt."

Kritik auch an Russland

Scholz kritisiert­e, dass sich Russland nicht an dieses Prinzip halte. Der Kanzler will sich bei der chinesisch­en Führung dafür einsetzen, dass Peking die Unterstütz­ung für Russland etwa durch die Lieferung von Dual-Use-Gütern, die für zivile und militärisc­he Zwecke genutzt werden können, beendet und auch, dass die chinesisch­e Führung in Moskau auf einen Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine drängt.

Der Bundeskanz­ler ist drei volle Tage in China. Am Dienstag trifft er den chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping in Peking. Es ist die zweite Reise des Kanzlers nach China seit seiner Vereidigun­g im Dezember 2021. Der Antrittsbe­such im November 2022 war wegen der noch anhaltende­n Corona-Pandemie auf einen Tag begrenzt.

haz/se (rtr, dpa, afp)

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Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance
Studenten an der Tongji-Universitä­t hatten viele Fragen an den Bundeskanz­ler, er gab gerne Auskunft Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

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