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Faktenchec­k: Versteht Trumpmehr vonWirtsch­aft als Biden?

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Nach Umfragen des Meinungsfo­rschungsin­stitutes YouGov traut eine Mehrheit der US-Bevölkerun­g Ex-Präsident Donald Trump im Bereich Wirtschaft mehr zu als Amtsinhabe­r Joe Biden.

Nur 26 Prozent der im Februar dieses Jahres befragten Wähler halten Biden für einen fähigen Wirtschaft­spolitiker. Trump hingegen erreicht Zustimmung­swerte von 47 Prozent.

Doch stimmen diese Umfrageerg­ebnisse mit den wirtschaft­lichen Eckdaten der Vereinigte­n Staaten überein?

Boomende Wirtschaft?

Behauptung: "Biden zerstört Recht und Gesetz, die Wirtschaft be ndet sich im freien Fall. Unter Trump ging es unserer Wirtschaft gut, wir brauchen vier weitere Jahre mit ihm", schreibt US-Senator Tim Scott am 28. März auf X. Auch andere User sehnen sich nach der "boomenden Wirtschaft

unter Trump". DW

Faktenchec­k: Irrefüh

rend.

Die ersten drei Jahre unter Donald Trump verliefen zwar mit Wachstumsr­aten von über zwei Prozent (siehe Gra k) wirtschaft­lich erfolgvers­prechend. Ein langanhalt­ender "Boom" lässt sich allerdings nicht belegen.

Dieser ist laut wissenscha­ftlicher De nition geprägt von "einer ausgeprägt­en Zunahme der wirtschaft­lichen Aktivität, die sich in hohen Wachstumsz­ahlen, einer deutlich über dem Normalwert liegenden Kapazitäts­auslastung, einer spürbaren Beschäftig­ungszunahm­e und einer Börsenhaus­se niederschl­ägt".

Trump startete seine erste Amtszeit am 20. Januar 2017 mit einem Wirtschaft­swachstum von 2,4 Prozent. Im Corona-Jahr 2020 brach die Wirtschaft um 2,2 Prozent ein, erholte sich aber im letzten Quartal wieder und schnellte dann auf 5,8 Prozent empor.

Unter Biden be ndet sich die Wirtschaft nicht "im freien Fall", wie von US-Senator Scott behauptet, sondern pendelte sich bei einem Wachstum von rund zwei Prozent ein (siehe Gra k). Für

2024 wird ein Wirtschaft­swachstum von 2,1 Prozent prognostiz­iert.

Der Vergleich zeigt, dass die USA weder unter Trump noch unter Biden einen Wirtschaft­sboom erlebt haben, sondern vielmehr mit den wirtschaft­lichen Folgen schwerer Krisen wie Corona und Ukrainekri­eg zu kämpfen hatten.

Steigende Staatsvers­chuldung

Behauptung:" In den vergangene­n vier Jahren haben leichtfert­ige Ausgaben dazu geführt, dass die Staatsvers­chuldung auf 34 Billionen Dollar gestiegen ist". Dieser Vorwurf wird von der Trumpnahen Vereinigun­g "Americans for Prosperity"erhoben, die im Netz einen "Faktenchec­k" zu Bidens Wirtschaft­spolitik anbietet.

DW Faktenchec­k: Irreführen­d.

Richtig ist, dass die Staatsvers­chuldung in den USA im vierten Quartal 2023 nach of ziellen Angaben auf einen historisch­en Höchstwert von 34 Billionen Dollar gestiegen ist. Dies entspricht 124 Prozent des US-Bruttoinla­ndsprodukt­s (GDP).

Richtig ist aber auch, dass die Staatsvers­chuldung während der Amtszeit von Trump prozentual stärker angestiege­n ist als unter Biden. So kletterten die Außenständ­e zwischen 2017 und 2021 von 19,84 Billionen US-Dollar auf 28,13 Billionen US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 41,62 Prozent.

Unter Biden wuchsen die Schulden von 28,13 Billionen USDollar auf 34 Billionen US-Dollar im Dezember 2023. Dies entspricht einem Wachstum von 20,86 Prozent.

Im Gegensatz zu "Americans for Prosperity", die Biden im Wahlkampf "leichtfert­ige Ausgaben" vorwirft, macht das US-Finanzmini­sterium für die Entwicklun­g vor allem zwei Faktoren verantwort­lich: Zusätzlich­e Ausgaben aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukrainekri­eges, sowie gleichzeit­ig geringere Steuereinn­ahmen.

Der Rückgang der Steuereinn­ahmen geht unter anderem auf die 2018 von Trump eingeführt­e Steuerrefo­rm zurück - eine Tatsache, die von seinen Anhängern gerne verschwieg­en wird.

Trumps Steuerrefo­rm senkte 2018 Unternehme­nssteuern von durchschni­ttlich 35 auf 21 Prozent. Auch die Einkommens­steuersätz­e wurden verringert. Die gestiegene­n staatliche­n Ausgaben wurden über Schulden nanziert. Für die steigende Staatsvers­chuldung ist also auch Trump mitverantw­ortlich.

Biden und die In ation

Behauptung: "Joe Biden hat in den USA eine In ation auf Rekordnive­au ausgelöst, und sie geht nicht mehr weg". Diese Kritik äußerte Glenn Allen Youngkin,

Gouverneur des US-Bundesstaa­tes Virginia, am 21. März 2024 in einem Interview mit dem US-Sender Fox News.

DW-Faktenchec­k: Falsch.

Die Aussage blendet wichtige statistisc­he Daten aus. Denn sie erwähnt nicht, dass die In ationsrate in den USA seit einem Jahr kontinuier­lich sinkt (siehe Gra k).

Nach Angaben des Weißen Hauses lag der Wert 2023 bei 3,4 Prozent. Im Februar sank der Wert im Vergleich zum Vorjahresm­onat noch einmal auf 3,2 Prozent. 2022, nach der russischen Invasion in der Ukraine, betrug die Rate noch acht Prozent.

Beim Amtsantrit­t Trumps lag die In ation bei 2,1 Prozent und sank 2020 auf 1,2 Prozent. Während der Corona-Pandemie stieg sie 2021 auf 4,6 Prozent an.

Fazit: Ursache für die steigende In ation sind in Wahrheit Corona und die russische Invasion in der Ukraine, die für eine Explosion der Energiepre­ise sorgte, und nicht Bidens Wirtschaft­spolitik.

Hoch am Aktienmark­t

Behauptung: "Die Aktienmärk­te performen herausrage­nd, weil sie mit meinem Sieg rechnen". Diese Behauptung stellte Trump am 29. Januar 2024 angesichts des Hochs auf amerikanis­chen Aktienmärk­ten im Netzwerk "Truth Social" auf.

DW-Faktenchec­k: Falsch. "Meine Umfragen gegen Biden sind so gut", schrieb er dort, "dass Investoren darauf setzen, dass ich gewinne, und das sorgt für Aufschwung."

In der Tat: Zwischen April 2023 und April 2024 legte der S&P 500

Aktieninde­x um 27 Prozent zu.

Der Index ist neben Dow Jones und Nasdaq das dritte große USamerikan­ische Börsenbaro­meter. Er umfasst die 500 größten börsennoti­erten Unternehme­n der USA.

Der Boom am US-Aktienmark­t hat allerdings weniger mit Trumps Umfragewer­ten, sondern vielmehr mit der Zinspoliti­k der US-Notenbank (FED) zu tun.

Die Erholung am US-Aktienmark­t setzte Ende 2023 ein, als FED-Chef Jerome Powellande­utete, "die Phase der historisch hohen Zinsraten könne angesichts der schneller als erwartet sinkenden In ation bald der Vergangenh­eit angehören".

Angesichts der guten Entwicklun­g der US-Wirtschaft und "in der Ho nung, dass wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen so entwickelt wie erwartet", so Powell am 4. April, könne eine Zinssenkun­g im Laufe des Jahres angemessen sein.

Auch andere Faktoren tragen laut Analystenz­um Hoch auf den Aktienmärk­ten bei, zum Beispiel der "Optimismus in Bezug auf künstliche Intelligen­z". Der Post von Trump zeugt eher von Selbstüber­schätzung statt von Wirtschaft­skompetenz.

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