Deutsche Welle (German edition)
Öl, Kupfer und Gold immer teurer: Was ist da los?
Das 159-Liter Fass sorgt mal wieder für Aufsehen. Gemeint ist das Barrel Öl, das auf dem Weltmarkt für Rohöl gemeinhin als Maßeinheit dient. Lag der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent zum Jahresbeginn noch bei etwas über 70 US-Dollar, kratzt er mittlerweile an der 90 Dollar-Marke - ein Plus von über 20 Prozent. Den Preisanstieg spüren auch Millionen von Autofahrerinnen und Autofahrern an der Tankstelle. Benzin verteuerte sich seit Jahresbeginn um rund 10 Cent pro Liter - Tendenz steigend.
Aktuell komme einiges zusammen, erklärt Carsten Frisch, Rohsto analyst bei der Commerzbank: "Der Preisanstieg bei Rohöl wird durch eine Mischung aus Konjunkturoptimismus, einem knapperen Ölangebot und den anhaltenden Spannungen im Mittleren Osten getrieben."
Zwei Kriege treiben Ölpreis
Insbesondere die Ereignisse im Nahen und Mittleren Osten haben dazu beigetragen, dass die Ölpreise gestiegen sind. Zuletzt wurden beispielsweise bei einem mutmaßlich israelischen Angri auf die iranische Botschaft in Syrien sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet. Vorfälle wie diese zeigen auf, wie schnell es zu einer Eskalation des Kon ikts in der Region kommen könnte - und schüren damit Sorgen über die Ölversorgung. Das verunsichert die Marktteilnehmer. "Dazu kam es zuletzt vermehrt zu ukrainischen Drohnenangriffen auf Ölraf nerien in Russland", ergänzt Carsten Fritsch.
Linda Yu von der DZ-Bank sieht ebenfalls die geopolitischen Spannungen als einen der Haupttreiber für die Preisentwicklung beim Rohöl: "Zudem sollten sich die aktuell nach wie vor gedämpfte Nachfrage und die schwächelnde Konjunktur in China und Europa erholen", so die Rohsto - analystin im Gespräch mit der DW. Die Aussicht auf einen weltweiten konjunkturellen Aufschwung und eine damit verbundene steigende Nachfrage nach Öl treibt also den Preis für das schwarze Gold nach oben.
Generell haben Rohsto preise, darunter auch Kupfer und Gold, in jüngster Zeit auf breiter Front zugelegt. So stieg der Preis für die Feinunze Gold zuletzt beispielsweise auf über 2300 US-Dollar - ein absoluter Höchststand. Laut Carsten Fritsch von der Commerzbank kann man aktuell gar von einer "Rohsto -Rallye" sprechen. Die Gründe für den Preisanstieg - von Öl bis zum Gold - würden sich allesamt ähneln: "Zumeist sind es Anzeichen für eine anziehende Nachfrage - gepaart mit Nachrichten eines eingeschränkten Angebots."
Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer wird im Moment auch durch Spekulationen rund um eine Zinssenkung der US-Notenbank getrieben. Das schwächt wiederum den US-Dollar - und das macht in Dollar gehandelte Rohstoffe wie eben Kupfer für Anleger in anderen Währungsräumen billiger, das erhöht die Nachfrage und somit den Preis.
Beim Gold - in der Regel der sichere Hafen für Anleger in Krisensituationen - hingegen rätseln Anleger wie Marktbeobachter allerdings über die Gründe des Preisanstiegs. Mancher vermutet auch hier einen Zusammenhang mit der erho ten Zinssenkung. Allerdings verweist das World Gold Council auch auf das derzeit große Interesse von verschiedenen Notenbanken. Diese hätten zuletzt ihre Käufe von Gold "auf höchstem Niveau fortgesetzt". Erwähnt werden die Zentralbanken von China, aber auch Polen, Tschechien, Indien, Singapur und Libyen. Also auch hier: Höhere Nachfrage treibt den Preis.
OPEC: Keine Förderbeschränkungen geplant
Im Falle des Erdöls kommt ein besonderer angebotseinschränkender Faktor hinzu: Die OPEC. Die Organisation erdölexportierender Länder hat bereits vor einigen Monaten die Produktion eingeschränkt. Mitte dieser Woche verkündete sie, keine Änderungen an dieser Förderpolitik vorzunehmen. Auch das dürfte dazu beitragen, die globalen Märkte in den nächsten Monaten angespannt zu halten - und den Preis für Rohöl womöglich weiter in die
Höhe zu treiben. Zudem hat der Irak nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg im März mehr Öl als vereinbart gefördert und auch die russischen Rohölexporte sind gestiegen. Linda Yu von der DZ-Bank rechnet auf Jah
Die In ation in der Euro-Zone hat sich zum Winterausklang überraschend abgeschwächt. Damit rückt eine erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) immer mehr in Reichweite. Die Verbraucherpreise legten in der 20-LänderGemeinschaft im März nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einer Teuerungsrate wie im Februar von 2,6 Prozent gerechnet. Die EZB, die eine In ationsrate von 2,0 Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft im Währungsraum anstrebt, kommt mit den neuen Daten ihrem Ziel jetzt immer näher. Das zeigen auch die am Vortag veröffentlichten In ationsdaten aus Deutschland.
"Der In ations-Countdown läuft wie ein Uhrenwerk", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Auf dem aktuellen Niveau ist eine Quasi-Preisstabilität erreicht, die vorerst halten wird." Aus Sicht der Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib von der staatlichen Förderbank KfW bleibt das Abebben der In ation aber eine mühsame Angelegenheit. Das Tempo des Lohnanstiegs habe sich etwas abgeschwächt. "Nur wenn diese positiven Entwicklungen ressicht mit einer weiter steigenden Tendenz beim Ölpreis von bis zu 95 US-Dollar je Barrel.
Für Autofahrerinnen und Autofahrer sind diese Nachrichten rund um das 159-Liter Fass keine guten - zumindest nicht für diejenigen, die einen Verbrenner-PKW nutzen. Die Ölpreisentwicklung
Bestand haben und sich in hinreichendem Ausmaß in den Preisen widerspiegeln, dürfte die EZB die Voraussetzungen für eine erste Zinssenkung im Sommer als erfüllt ansehen", merkte sie an.
Laut Bert Colijn, Volkswirt beim Finanzkonzern ING, ist es unwahrscheinlich, dass die EZB noch in diesem Monat handelt. "Wir glauben, dass die EZB im Juni mit einer vorsichtigen Zinssenkung beginnen wird."
Auch die Kernin ation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, nahm im März weiter ab. Sie ging auf 2,9 Prozent zurück nach 3,1 Prozent im hat nämlich direkt spürbare Auswirkungen an der Tankstelle. Da die Preise für Benzin und Diesel eng mit den Rohölpreisen korrelieren, führen steigende Ölpreise zu höheren Kraftsto preisen. Verbraucher müssen somit tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihr Verbrenner-Auto auftanken wol
Februar. Auch hier hatten Volkswirte einen geringeren Rückgang auf 3,0 Prozent erwartet. Von den Währungshütern wird dieses In ationsmaß genau verfolgt, denn es liefert ihnen wichtige Hinweise zu den zugrundeliegenden Preistrends.
Erste Zinssenkung wohl im Juni
Zuletzt hatten die Stimmen unter den Währungshütern zugenommen, die von einer ersten Zinssenkung im Juni ausgehen. EZBPräsidentin Christine Lagarde hatte unlängst auf einer Veranstaltung in Frankfurt gesagt, die EZB werde voraussichtlich auf ihlen. Darauf verweist auch eine aktuelle Auswertung des Automobilclubs ADAC zur Entwicklung der Kraftsto preise im März. Demnach ist der Liter Super E10 drei Wochen in Folge im Preis gestiegen und lag im Monatsmittel bei 1,787 Euro.
Der Dieselpreis veränderte rer Sitzung am 6. Juni basierend auf den Wirtschaftsdaten wohl ausreichend Sicherheit haben, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden. Sie wies darauf hin, dass dann neben wichtigen
Daten zur Lohnentwicklung auch neue Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte vorliegen werden. Wie der Weg danach gestaltet werden solle, stehe nicht fest.
Für das nächste Zinstreffen kommende Woche in Frankfurt am 11. April gehen die meisten Volkswirte davon aus, dass die Euro-Notenbank ihre Füße erneut stillhalten wird. Die EZB hält bereits seit September angesichts der rückläu gen In ation den am Finanzmarkt richtungsweisenden sich dagegen kaum. Dass Diesel von den Preissteigerungen weniger stark betroffen ist, dürfte dem ADAC zufolge am bevorstehenden Ende der Heizperiode liegen - dann sinkt nämlich die Nachfrage nach dem Diesel sehr ähnlichen Heizöl.
Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.
Die Energiepreise gingen in der Euro-Zone nicht mehr so stark zurück wie noch in den Vormonaten: Sie elen im März gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 1,8 Prozent. Im Februar hatte der Rückgang noch bei 3,7 Prozent gelegen. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen dagegen im März um 2,7 Prozent an nach einem Plus von 3,9 Prozent im Februar. Die Preise für Industriegüter ohne Energie erhöhten sich um 1,1 Prozent nach zuvor 1,6 Prozent.
Dienstleistungen, die bei den EZB-Währungshütern derzeit besonders im Fokus stehen, verteuerten sich im März um 4,0 Prozent. Es ist bereits der fünfte Monat in Folge, in dem der Anstieg der Dienstleistungspreise auf diesem Niveau verharrt. Aus Sicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer liegt das vor allem an den Tariflöhnen, deren Anstieg nach Einschätzung der EZB im weiteren Verlauf des Jahres zwischen 4,5 und 5 Prozent schwanken würden. Das sei mit dem In ationsziel nicht vereinbar. Sein Fazit daher: "Im Kampf gegen die In ation ist die letzte Meile die schwierigste."
hb/dk (rtr)