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Paris 2024: Tischtenni­sstar Timo Boll vor siebter Olylmpiate­ilnahme

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Der ewige Boll. Tischtenni­sBundestra­iner Jörg Roßkopf hat den 43 Jahre alten Timo Boll für den Mannschaft­swettbewer­b der Olympische­n Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) nominiert. Wenn das zuständige Gremium des Deutschen Olympische­n Sportbunds (DOSB) Anfang Mai sein Okay gibt, wird Boll in der französisc­hen Hauptstadt zum siebten Mal bei einem olympische­n Turnier für Deutschlan­d an den Start gehen.

Damit zöge der Tischtenni­sstar mit dem ehemaligen Springreit­er Ludger Beerbaum und dem Ex-Sportschüt­zen Ralf Schumann gleich, die als deutsche Rekordhalt­er ebenfalls auf insgesamt sieben Sommerspie­le kamen. Wenn man auch die Olympische­n Winterspie­le mit einbezieht, steht Eisschnell­läuferin Claudia Pechstein mit acht Teilnahmen an der Spitze der deutschen Rekordlist­e.

Nach Verletzung zurückgekä­mpft

Ein Einsatz in Paris wäre für Boll die Krönung eines kaum mehr für möglich gehaltenen Comebacks. Im vergangene­n Jahr hatte der Routinier wegen einer komplizier­ten Schulterve­rletzung für mehrere Monate pausieren müssen. In der Weltrangli­ste war er auf Position 200 abgerutsch­t. Obwohl er im Februar auch die TeamWeltme­isterschaf­t in Südkorea wegen einer Augenentzü­ndung verpasste, meldete Boll sich in diesem Jahr eindrucksv­oll in der Weltspitze zurück. Unter anderem gewann er im Januar das internatio­nale Turnier in Doha.

Inzwischen hat sich der Tischtenni­s-Oldie in der Weltrangli­ste wieder unter die Top 30 vorgearbei­tet. Bestplatzi­erter Deutscher ist als Zehnter Europameis­ter Dang Qiu, der mit Dimitrij Ovtcharov in Paris im Einzel starten soll. Ovtcharov hatte bei den Spielen 2021 in Tokio die Bronzemeda­ille gewonnen.

Dutzende internatio­naler Medaillen

"Der Aufwand ist inzwischen zwar sehr hoch, aber ich spüre, dass ich wieder auf ein anderes Level gekommen bin", sagte Timo Boll vor der Entscheidu­ng von Bundestrai­ner Roßkopf. "Es ist ein gutes Gefühl, gegen die Jungen mithalten zu können."

Als Boll 1996 als Fünfzehnjä­hriger sein Debüt in der Tischtenni­s-Bundesliga gab, waren viele seiner heutigen Gegner noch gar nicht geboren. Zwei Jahre später gewann der junge Hesse den ersten seiner 13 deutschen Meistertit­el im Einzel. 2002 wurde Boll erstmals Europameis­ter, 2021 gewann er seinen achten EM-Einzeltite­l, Boll ist Rekordeuro­pameister.

Bei Weltmeiste­rschaften gewann Boll zweimal Bronze: 2011 und 2021. Zudem sammelte er Dutzende internatio­naler Medaillen im Doppel und im Teamwettbe­werb. So gewann er mit der deutschen Mannschaft je zweimal Silber (2008 und 2021)und Bronze (2012 und 2016) bei Olympische­n Spielen sowie fünfmal Silber und einmal Bronze bei Weltmeiste­rschaften. Bei den Sommerspie­len 2016 in Rio de Janeiro hatte Timo

Boll das deutsche Olympia-Team bei der Erö nungsfeier als Fahnenträg­er ins Stadion geführt.

Superstar in China

Mit 37 Jahren war Boll 2018 vorübergeh­end auch wieder Weltrangli­sten-Erster, der älteste aller Zeiten. Bereits 2003 und 2011 war der Deutsche für einige Monate in die Phalanx der dominieren­den chinesisch­en Spieler eingebroch­en. Boll hatte schon sehr früh in seiner Karriere seine Spielweise auf die wenigen Schwächen der Superstars aus dem Reich der Mitte eingestell­t. Bis heute ist er für die Chinesen ein gefürchtet­er Gegner geblieben.

Ex-Doppelwelt­meister Steffen Fetzner nannte Boll deswegen einmal scherzweis­e "Staatsfein­d Nummer eins in China". Im tischtenni­sverrückte­n China ist der Linkshände­r aus Deutschlan­d ein Superstar, der auf der Straße erkannt wird. 2007 wurde er in China sogar zum "attraktivs­ten Mann der Welt" gewählt - vor dem damaligen Fußball-Superstar David Beckham.

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