Deutsche Welle (German edition)

Ramadan: Wie Fußballpro­ffi Ahmet Arslan Sport und Fasten verbindet

- Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

Jedes Jahr feiern Muslime auf der ganzen Welt den Fastenmona­t Ramadan. Der neunte Monat des islamische­n Kalenders ist ein Fest des Gebets, der Besinnung, der Gemeinscha­ft und eben des Fastens. Von der Morgendämm­erung bis zum Sonnenunte­rgang darf nichts gegessen und getrunken werden - eine Herausford­erung für viele, besonders aber für Spitzenspo­rtler.

Fehlende Gemeinscha­ft

Für Ahmet Arslan ist das Fasten jedoch nicht die größte Herausford­erung. Dem Fußballpro vom deutschen Drittligis­ten Dynamo Dresden macht viel mehr die Einsamkeit zu schaffen. "Für mich ist natürlich sehr, sehr traurig, dass meine Familie nicht da ist", sagt Arslan gegenüber der DW. Abends alleine ohne die Familie zu essen gehe ihm sehr nah, "weil das ist schon auch das Fest, wo man sagt, man ist mit der Familie zusammen, dann wird abends zelebriert, alle kommen zusammen, essen gemeinsam und haben eine schöne Zeit", sagt Arslan, doch das sei mit dem Fußball nicht so möglich.

Arslan ist derzeit vom Zweitligis­ten 1. FC Magdeburg an Dynamo Dresden ausgeliehe­n. Er ist in mehrfacher Hinsicht alleine, denn: Seine Familie wohnt im fast 500 Kilometer entfernten Lübeck und er ist der einzige Spieler im Kader von Dresden, der fastet. Im Laufe der Jahre ist dieses Gefühl zur Gewohnheit geworden. "In Magdeburg gabs den einen oder anderen Spieler, bei Mohammed El Hankouri weiß ich, dass er das auch den ganzen Monat durchzieht", sagt Arslan, er habe in seiner Karriere noch nie einen Teamkolleg­en gehabt, mit dem man es hätte gemeinsam machen können.

Arslan fastet erst seit Kurzem

Das Fasten während des Ramadans ist für Arslan keine Lebensgewo­hnheit. Erst vor relativ kurzer Zeit begann er, sich ernsthaft mit der Religion zu befassen und seinen Glauben das ganze Jahr über zu praktizier­en. "Als Kind hat man es natürlich ausprobier­t wenn die Eltern das gemacht haben, einfach mal um zu gucken wie es ist", sagt der 29-jährige. Vor fünf Jahren habe er den Ramadan dann das erste Mal als aktiver Fußballer zelebriert.

Für Außenstehe­nde scheint es schwer zu begreifen, wie Ramadan und Pro sport zusammenpa­ssen können. Denn Ernährung ist mittlerwei­le ein entscheide­nder Faktor der Leistungsf­ähigkeit eines Pro sportlers. Der FC Liverpool hat mit Mona Nemmer sogar alleine für diesen Bereich einen "Head of Nutrition", also eine Ernährungs­beraterin eingestell­t. Einen ganzen Monat lang tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten scheint für viele undenkbar.

"Die Leistung wird vermutlich etwas nachlassen", sagt Michael Bata, Mannschaft­sarzt von Dynamo Dresden, gegenüber der DW. "Man weiß, dass der Muskelaufb­au nicht mehr so stark statt ndet wenn einem die Nährstoffe fehlen tagsüber, dann geht es eher darum die Muskeln zu erhalten und nicht weiter aufzubauen." Ganz neu ist die Situation für Bata nicht, denn bereits letzte Saison war Arslan an Dresden ausgeliehe­n und nahm am Fasten teil. Dennoch stellt die Situation für ihn eine besondere Herausford­erung dar, denn es mangelt an umfangreic­hen Erfahrunge­n im Umgang mit muslimisch­en Spielern während des Ramadan.

Kein zwangsläu ger Leistungsa­bfall

Die Teamärzte sind somit auch auf die Mithilfe und Ehrlichkei­t des Spielers angewiesen und können viel von Arslan lernen. Sie vertrauen darauf, dass er auf sich selbst aufpassen kann, seine eigene Gesundheit überwacht und sie bei Problemen alarmiert. "Es ist nicht gesichert, dass man unbedingt gleich einen Leistungsk­nick haben muss. Viele Menschen auf dieser Welt führen den Ramadan durch und treiben trotzdem nebenbei Sport", sagt Bata betont aber auch: "Pro - sport ist natürlich was anderes." Aber nicht die ganze muslimisch­e Welt pausiere ihren Pro sport, "nur weil gerade Ramadan ist".

Toleranz im Fußball

Trotz der mangelnden Erfahrung seines medizinisc­hen Teams fühlt

sich Arslan bei seinem Klub akzeptiert und wohl. "Auswärts ist es so, dass wir normalerwe­ise um 18 Uhr essen, wenn wir im Hotel ankommen", erklärt Arslan. Doch das Team habe alles so organisier­t, dass alle gemeinsam um 20 Uhr essen können. "Das ist nichts, was ich erwarte, aber es zeigt mir, dass jeder hier darauf bedacht ist, dass es mir gut geht", sagt Arslan.

Generell schätzt Arslan die Toleranz im Fußball. "Wenn wir am Freitagabe­nd ein Spiel hätten und der Verein sagte vorher zum Schiri: 'Können wir um 18:30 Uhr kurz das Spiel unterbrech­en, damit der Spieler etwas trinken oder einen Riegel essen kann, um sein Fasten zu brechen?', würde der Schiedsric­hter das machen, ohne zu zögern", glaubt der Fußballpro .

 ?? Bild: Joseph Wright/DW ?? Ahmet Arslan (3. v. r.) schätzt die Solidaritä­t seiner Mitspieler
Bild: Joseph Wright/DW Ahmet Arslan (3. v. r.) schätzt die Solidaritä­t seiner Mitspieler

Newspapers in German

Newspapers from Germany