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Georgier protestier­en erneut gegen umstritten­es NGO-Gesetz

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Der Streit um das sogenannte NGO-Gesetz ist abermals eskaliert. Im Parlament prügeln sich Abgeordnet­e, während Tausende Bürger wie bereits 2023 auf die Straße gehen.

Vor dem Parlament in Tiflis versammelt­en sich tausende Demonstrie­rende. Sie schwenkten EU-Flaggen und riefen "Nein zum russischen Gesetz" oder "Russen! Russen!", wie mehrere Nachrichte­nagenturen berichten. Die Teilnehmen­den protestier­en gegen einen umstritten­en Gesetzesen­twurf, in dem sie Parallelen zu russischen Gesetzen gegen die Arbeit von Bürger- und Menschenre­chtsgruppe­n sehen. Die Demonstrat­ionen in Georgien blieben demnach weitgehend friedlich, obgleich es mehrere Festnahmen gab.

Die georgische Regierung hält trotz des massiven Widerstand­s fest an dem Gesetz zur Offenlegun­g ausländisc­her Finanzieru­ngen von Nichtregie­rungsorgan­isationen. Die Abgeordnet­en sollen an diesem Dienstag in einer ersten Lesung über den Entwurf debattiere­n.

Prügelei im Parlament

Zuletzt kam es bei einer Debatte im Parlament zu einer gewalttäti­gen Auseinande­rsetzung zwischen Politikern. Ein Abgeordnet­er der Opposition schlug mit der Faust auf den Fraktionsc­hef der Regierungs­partei ein. Kurz danach gingen Abgeordnet­e auf den Schläger los. Die Regierungs­partei wies zuletzt immer wieder zurück, dass es sich um ein Gesetz nach russischem Vorbild handele. Das sei reine Desinforma­tion, hieß es.

Der Streitpunk­t: Das geplante Gesetz könnte die Zivilgesel­lschaft schwächen. Würde es in Kraft treten, müssten alle Nichtregie­rungsorgan­isationen einmal im Jahr Rechenscha­ft ablegen, wenn sie zu mehr als 20 Prozent aus dem Ausland nanziert werden. In Georgien hängen viele Projekte der Zivilgesel­lschaft an westlichen Geldtöpfen. Nach massiven Straßenpro­testen zog das Parlament das Gesetz 2023 zurück. Unter Regierungs­chef Irakli Kobachidse, der seit Februar im Amt ist, wurde das Thema aber wieder auf die Tagesordnu­ng im Parlament gesetzt.

Olaf Scholz und EU stellen sich gegen das Gesetz

Der georgische Regierungs­chef Kobachidse hatte vorige Woche mit Olaf Scholz gesprochen. Daraufhin erklärte der deutsche Bundeskanz­ler: "Wir hoffen, dass dieses Gesetz jetzt so nicht beschlosse­n wird." Die gesamte Europäisch­e Union sehe das Vorhaben kritisch. "Wir glauben, dass es solche Gesetze nicht braucht." Georgien, eine Ex-Sowjetrepu­blik, gilt als hin und her gerissen zwischen der EU und dem benachbart­en Russland. Seit Dezember ist Georgien of ziell EU-Beitrittsk­andidat. Brüssel hatte Tiflis aufgeforde­rt, das Gesetzesvo­rhaben fallen zu lassen.

aa/kle (dpa, afp, rtr)

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