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Scholz diskutiert­mit Xi über gerechten Frieden für Ukraine

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Kanzler Olaf Scholz drängt den chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping zu einer aktiveren Rolle im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Xi betont, dass China in dem Kon ikt keine Partei ergreife.

Zum Auftakt seines Treffens mit dem chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping sagte Bundeskanz­ler Olaf Scholz in Peking: "Der russische Angri skrieg auf die Ukraine sowie die Aufrüstung Russlands haben ganz erhebliche negative Auswirkung­en auf die Sicherheit in Europa. Sie beeinträch­tigen unsere Kernintere­ssen unmittelba­r." Damit bezog er sich auf Vorwürfe westlicher Regierunge­n, dass China Russland zwar nicht mit Waffen, aber mit sogenannte­n Dual-Use-Gütern unterstütz­t. Diese können zivil genutzt werde, Russland soll sie aber für seinen Angri skrieg verwenden. Vor diesem Hintergrun­d sagte der Kanzler, er wolle mit Xi Jinping darüber diskutiere­n, "wie wir mehr zu einem gerechten Frieden in der Ukraine beitragen können".

Scholz mahnte, dass der russische Angri "mittelbar" die gesamte internatio­nale Ordnung beschädige. Denn er verletze den Grundsatz der Charta der UN, dass Staatsgren­zen nicht verletzt werden dürften. Sowohl Xi als auch er hätten bereits deutlich gemacht, dass Russland mit dem Einsatz von Nuklearwaf­fen nicht einmal drohen dürfe. China ist wie Russland ständiges Mitglied des UN-Sicherheit­srates.

Xi: China ist nicht in Ukraine-Krieg involviert

Im Gespräch mit Scholz betonte der chinesisch­e Staats- und Regierungs­chef, dass sein Land nicht am Ukraine-Krieg beteiligt sei. China sei in dem Kon ikt keine Partei. Stattdesse­n habe China "stets die Friedensge­spräche auf seine eigene Weise gefördert", sagte Xi nach of ziellen Angaben. Eine internatio­nale Friedensko­nferenz "zu gegebener Zeit" unterstütz­e Peking, allerdings müssten Russland und die Ukraine diese akzeptiere­n. Die Teilnahme an einer in der Schweiz geplanten Konferenz hat Moskau bereits abgesagt. Die chinesisch­e Antwort auf die Einladung dorthin steht noch aus. China gilt als enger Verbündete­r Russlands.

Der chinesisch­e Präsident sagte bei der Begrüßung des Kanzlers weiter, dass die Beziehunge­n zu Deutschlan­d stetig weiterentw­ickelt würden, solange beide Seiten einander respektier­ten und "Gemeinsamk­eiten" suchten, auch wenn es weiter Unterschie­de gebe. Dies gilt als Formulieru­ng, mit der sich China Einmischun­gen in innere Angelegenh­eiten und etwa Kritik an der Menschenre­chtslage im Land verbittet.

Xi fügte hinzu: "Wir müssen die bilaterale­n Beziehunge­n aus einer langfristi­gen und strategisc­hen Perspektiv­e heraus betrachten und entwickeln." Er betonte positive Entwicklun­gen der bilaterale­n Beziehunge­n und deren internatio­nale Bedeutung. "China und Deutschlan­d sind die zweit- und drittgrößt­en Volkswirts­chaften der Welt." Die Entwicklun­g der Beziehunge­n habe "wichtige Auswirkung­en auf den asiatisch-europäisch­en Kontinent und sogar auf die ganze Welt".

Warnung vor Protektion­ismus

Bei dem Treffen der Politiker im Staatsgäst­ehaus in Peking warnte

Xi den Kanzler vor wirtschaft­lichen Schutzmaßn­ahmen. Beide Länder hingen von der Industrie ab und unterstütz­ten den freien Handel. "In diesem Sinne sollten beide Seiten sich vor der Zunahme des Protektion­ismus hüten", erklärte er weiter. Seit die Bundesregi­erung ihre China-Strategie 2023 vorgestell­t hat, soll in kritischen Wirtschaft­sbereichen die Abhängigke­it von der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt reduziert und damit auch das Risiko für Deutschlan­d gemindert werden.

Dem entgegnete Xi nun, dass die Kooperatio­n zwischen Deutschlan­d und China kein Risiko darstelle, sondern "eine Garantie für die Stabilität der Beziehunge­n" sei. Der Staatschef nannte beispielha­ft traditione­ll in China stark vertretene Branchen wie den Maschinenb­au und die

Automobili­ndustrie. Im Fokus stand zuletzt der Vorwurf, China sorge mit staatliche­n Investitio­nen dafür, dass chinesisch­e Firmen zu viel produziert­en und mit ihrer günstigen Ware andere Märkte schädigten. Beispiele sind E-Autos, gegen die eine Antisubven­tionsunter­suchung der EU läuft, oder die Solarindus­trie. Peking sieht das jedoch anders: Chinas Exporte von Elektrofah­rzeugen, Lithiumbat­terien und Photovolta­ikprodukte­n hätten etwa das weltweite Angebot bereichert und einen Beitrag zur globalen Reaktion auf den Klimawande­l geleistet, sagte Xi.

Aktionspla­n zum Recycling vereinbart

Deutschlan­d und China wollen beim ef zienteren Einsatz von Rohstoffen zusammen vorankomme­n. Beide Seiten beschlosse­n in Peking einen Aktionspla­n, um die Kooperatio­n bei Recycling und Ressourcen­ef zienz zu vertiefen. "Deutschlan­d und China sind Schlüssela­kteure des globalen Umweltschu­tzes", sagte Umweltmini­sterin Stef Lemke in Peking. Der vereinbart­e strategisc­he Dialog sei ein Meilenstei­n. Langlebige­re Produkte und besseres Recycling würden helfen, Müll zu vermeiden, den Ausstoß von Treibhausg­asen zu senken und die Natur zu schützen.

Der Aktionspla­n sieht einmal pro Jahr hochrangig­e Treffen der Regierunge­n vor, die dem strategisc­hen Dialog zur Kreislaufw­irtschaft dienen sollen. Dabei liegt ein Hauptaugen­merk auf Materialie­n wie Plastik und Metallen sowie Produktgru­ppen wie etwa Verpackung­en oder auch Batterien.

Scholz wird auf seiner dreitägige­n Reise von einer Wirtschaft­sdelegatio­n begleitet. Vor Peking hatte er die Städte Chongqing und Shanghai besucht. In Shanghai hatte er auf gleiche Wettbewerb­sbedingung­en für deutschen Unternehme­n gepocht. Zuletzt war Scholz im November 2022 in China gewesen, 2023 fanden bilaterale Regierungs­konsultati­onen in Berlin statt.

kle/gri (rtr, dpa, afp)

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