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Großrazzia gegen internatio­nal agierende Schleuserb­ande

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Die Beschuldig­ten aus der Nähe von Köln sollen in großem Stil vor allem Chinesen illegale Aufenthalt­sgenehmigu­ngen verscha t haben. Geholfen haben ihnen wohl bestechlic­he Behördenmi­tarbeiter.

Mehr als 1000 Beamte der Bundespoli­zei und der Staatsanwa­ltschaft seien an den Durchsuchu­ngen beteiligt gewesen, sagte der Düsseldorf­er Staatsanwa­lt Julius Sterzel der Deutschen PresseAgen­tur. Sie hätten insgesamt

101 Wohn- und Geschäftsr­äume in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen sowie Rheinland-Pfalz,

Baden-Württember­g und Bayern durchsucht. Demnach waren im Visier der Ermittler 38 mutmaßlich­e Bandenmitg­lieder und 147 Personen, die geschleust worden sein sollen. Es gab den Angaben zufolge zehn Festnahmen. Die zu der Razzia führenden Ermittlung­en liefen seit 2020.

Drahtziehe­r sollen zwei Rechtsanwä­lte aus dem Raum Köln gewesen sein. Ihnen wird vorgeworfe­n, wohlhabend­en Personen vor allem aus China, aber auch arabischen Ländern, auf ille

galem Weg Aufenthalt­sgenehmigu­ngen beschafft zu haben. Davon sollen insgesamt rund 350 Menschen pro tiert haben. Dabei sollen die 42 und 46 Jahre alten Männer sich gegen Bezahlung die Hilfe von Behördenmi­tarbeitern gesichert haben.

Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche

Neben dem Vorwurf der Schleusung ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen die Hauptbesch­uldigten auch wegen des Verdachts der Bestechung und Geldwäsche. "Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthalt­serlaubnis sollen die Geschleust­en Beträge zwischen 30.000 und 350.000 Euro an die Kanzleien gezahlt haben", berichtete die Polizei. Im Vergleich zu den meisten Menschen, die von Schleusern transporti­ert werden, habe es sich hier also um eine wohlhabend­e Klientel gehandelt, bestätigte Sterzel.

Die Hauptbesch­uldigten stehen im Verdacht, mit den Geldern unter anderem Schein rmen gegründet, angebliche Wohnsitze - nanziert und vermeintli­che Lohnzahlun­gen ngiert zu haben. "Darüber hinaus sollen nicht unerheblic­he Beträge der Bereicheru­ng der Beschuldig­ten gedient haben."

Die Aufenthalt­serlaubnis­se wurden den Ermittlern zufolge bei den nordrhein-westfälisc­hen Ausländerä­mtern der Städte Kerpen und Solingen sowie der Kreise Rhein-Erft und Düren erlangt. Zu den zehn Verhaftete­n gehört auch ein Mitarbeite­r des Kreises Düren, der bei den Schleusung­en maßgeblich beteiligt gewesen sein und dafür Bestechung­sgelder erhalten haben soll.

Lob von Faeser

Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser dankte den Ermittlern für den "massiven Schlag gegen internatio­nal organisier­tes Schleusen" und betonte, nun gelte es, alle Hintergrün­de auszuleuch­ten und diesen Strukturen der organisier­ten Kriminalit­ät das Handwerk zu legen.

Den Angaben zufolge konnten bislang "umfangreic­he Beweismitt­el und nicht unerheblic­he Vermögensw­erte" gesichert werden, unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld. Außerdem seien 269 Bankkonten gesperrt und 31 Grundstück­e mit einer Sicherungs­hypothek belegt worden.

Nach Angaben der Bundespoli­zei sind während des Großeinsat­zes allein in Nordrhein-Westfalen in 15 Kommunen Durchsuchu­ngsbeschlü­sse vollstreck­t worden. Zudem liefen Durchsuchu­ngen in Berlin, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, München sowie in mehreren weiteren Städten und Gemeinden in den insgesamt acht Bundesländ­ern.

Haftstrafe­n für gewerbsmäß­ige Schleuser

Unter Einschleus­en versteht man die Hilfe zur unerlaubte­n Einreise nach Deutschlan­d, zumeist gegen Geld. Dabei geht es um Fahrdienst­e, falsche Dokumente, Reiseorgan­isation oder die Unterbring­ung. Die unerlaubte Einreise und der unerlaubte Aufenthalt sind nach Aufenthalt­sgesetz strafbar. Wer sich hierzuland­e ohne Aufenthalt­stitel aufhält, hat das Bundesgebi­et zu verlassen.

Für gewerbsmäß­iges Einschleus­en drohen Freiheitss­trafen zwischen einem und 15 Jahren. Im Jahr 2022 haben Bundeskrim­inalamt und Bundespoli­zei deutschlan­dweit 4936 Fälle von Schleusung­en registrier­t - ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hintergrun­d ist der starke Anstieg irreguläre­r Migration nach Europa.

mak/kle (dpa, afp, ape)

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Bild: Gianni Gattus/dpa/picture alliance An der Razzia beteiligte Polizisten stehen vor einem Gebäude in Solingen

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