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Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi in Hausarrest verlegt

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In Myanmar ist die frühere DeFacto-Regierungs­che n Aung San Suu Kyi nicht mehr im Gefängnis. O ziell begründet wird die Verlegung mit der Hitzewelle. Tausende andere Gefangene werden begnadigt.

Die 78-jährige Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi wurde nach Angaben der Militärreg­ierung von Myanmar aus einem Gefängnis in den Hausarrest verlegt, um einen Hitzschlag zu vermeiden. Das teilte der Sprecher der Militärreg­ierung, Generalmaj­or Zaw Min Tun, am Mittwoch mit. Auch andere ältere Gefangene, unter ihnen der ehemalige Präsident Win Myint, seien aus diesem Grund von der Haft in den Hausarrest überstellt worden.

"Die extreme Hitze betrifft nicht nur Aung San Suu Kyi. Wir arbeiten daran, alle, die die notwendige­n Vorsichtsm­aßnahmen ergreifen müssen, insbesonde­re die älteren Gefangenen, vor einem Hitzschlag zu schützen."

Myanmar leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Die Temperatur­en in der Hauptstadt Naypyidaw, wo Suu Kyi mutmaßlich inhaftiert ist, sollen demnach auf mehr als 41 Grad Celsius steigen. Die Gefängnisz­ellen sind Berichten zufolge unklimatis­iert und undicht.

Suu Kyi ist seit dem Militärput­sch vor über drei Jahren in Gewahrsam. Seitdem wurde sie nur selten gesehen, soll Berichten zufolge mehrfach gesundheit­liche Probleme gehabt haben. Unklar ist auch, wie lange sie im Hausarrest bleiben soll oder ob es sich möglicherw­eise um eine Reduzierun­g der Strafe handelt.

Amnestie für Tausende

Die Regierung gab derweil die Begnadigun­g von mehr als 3300 Häftlingen bekannt. Bei den anderen Häftlingen solle die Strafe um ein Sechstel reduziert werden. Ausgenomme­n seien Häftlinge, die wegen schwerer Straftaten wie Mord, Terrorismu­s und Drogenhand­el verurteilt wurden.

Vor dem Insein-Gefängnis in Yangon warteten Berichten zufolge mehrere Hundert Angehörige, um die begnadigte­n Gefangenen in Empfang zu nehmen.

Myanmar kommt nicht zur Ruhe

In Myanmar herrschen seit längerem bürgerkrie­gsartige Zustände. Die Armee kämpft an mehreren Fronten gegen eine lose Allianz von Aufständis­chen. Einige westliche Staaten werfen dem Militär Gräueltate­n vor, was es zurückweis­t. Die Armee verlängert­e Ende Januar den Ausnahmezu­stand um ein weiteres halbes Jahr.

Im Februar 2021 hatten sich das Militär von Myanmar unter Führung von Min Aung Hlaing an die Macht geputscht und die mit großer Mehrheit gewählte demokratis­che Regierung von Suu Kyi gestürzt. Tausende Menschen wurden damals festgenomm­en, Hunderte durch Sicherheit­skräfte getötet.

Vorwürfe gegen Aung San Suu Kyi

Myanmars Armee begründete die Absetzung der Regierung mit mutmaßlich­er Fälschung bei der Parlaments­wahl im November 2020, bei der Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen erdrutscha­rtigen Sieg errungen hatte. Suu Kyi wurde damals - wie auch andere führende Politiker - inhaftiert. In mehreren Verfahren wurde sie unter anderem wegen Hochverrat­s, Bestechung und Verstößen gegen das Telekommun­ikationsge­setz verurteilt. Die Haftstrafe summierte sich auf 33 Jahre. In einigen Punkten wurde Suu Kyi begnadigt, die Haftstrafe auf 27 Jahre verringert. Sie bestreitet die Vorwürfe.

Das Militär rechtferti­gt seinen Anspruch auf eine zentrale Rolle in der Politik seit langem damit, dass nur es in der Lage sei, das Land mit seinen 53 Millionen Einwohneri­nnen und Einwohnern und seinen zahlreiche­n ethnischen Minderheit­en zusammenzu­halten.

mak/kle (afp, rtr)

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