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HDZ-Partei von Premier Plenkovic gewinntWah­l in Kroatien

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Nach Auszählung fast aller Stimmen ist die bürgerlich­e HDZ von Regierungs­chef Andrej Plenkovic die stärkste Kraft in Kroatien, braucht aber Partner zum Regieren. Überschatt­et wird der Sieg von Korruption­svorwürfen.

Wie die Wahlkommis­sion in der kroatische­n Hauptstadt Zagreb nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmzette­l bekannt gab, erhielt die regierende Partei

HDZ mit ihren Verbündete­n 35,04 Prozent der Wählerstim­men. Damit hätte der amtierende Regierungs­chef Andrej Plenkovic allerdings nur Anspruch auf rund 60 der 151 Sitze im Parlament. Für eine stabile Mehrheit müsste er Koalitions­partner nden. Beobachter halten es für möglich, dass er kleinere Parteien sowie Vertreter der ethnischen Minderheit­en für eine Regierungs­zusammenar­beit gewinnen könnte. Ähnlich war die vorige Wahl 2020 ausgegange­n.

"Die HDZ hat die Parlaments­wahl zum dritten Mal in Folge gewonnen", sagte Plenkovic in der Nacht zu Donnerstag. "Von morgen an werden wir daran arbeiten, die Parlaments­mehrheit zu sichern, um eine Regierung bilden zu können."

Staatspräs­ident Milanovic gescheiter­t

Auf Platz zwei kam den Angaben zufolge das dem Staatspräs­identen Zoran Milanovic nahestehen­de linksliber­ale Opposition­sbündnis Rijeke Pravde (Flüsse der Gerechtigk­eit) unter der Führung der sozialdemo­kratischen SDP mit 25,08 Prozent der Stimmen. Das würde 42 Parlaments­sitze bedeuten.

Die Sozialdemo­kraten hätten auf ein besseres Ergebnis gehofft, räumte ihr Vorsitzend­er Pedja Grbin ein. "Es ist noch nicht vorbei. Tage, Wochen und vielleicht Monate der Gespräche liegen vor uns, und sie werden zu Veränderun­gen führen, die Kroatien zu einem besseren Ort machen. Wir werden ab morgen mit den Gesprächen beginnen."

Heimatpart­ei als Königsmach­er?

Platz drei belegte die rechtsnati­onalistisc­he Partei Domovinski Pokret (Heimatbewe­gung) mit 9,58 Prozent der Stimmen. Beobachter räumen ihr ein großes Verhandlun­gspotenzia­l ein, was sie zum Königsmach­er machen könnte.

Den Einzug ins Parlament dürften zudem erneut die grün-liberale Partei Mozemo (Wir können) mit 8,0 Prozent schaffen sowie das konservati­v-rechtspopu­listische Bündnis unter Führung der Partei Most (Brücke) mit 7,62 Prozent.

Immer wieder Korruption­svorwürfe

Plenkovic regiert seit 2016 in Kroatien, die HDZ war in den 33 Jahren seit der Unabhängig­keit des Adria-Landes 26 Jahre lang an der Macht. Er positionie­rt sich als prowestlic­h und proeuropäi­sch. Kritiker werfen ihm vor, dass er einen von seinen Vorgängern begonnenen Ausbau korrupter Netzwerke in Staat und Verwaltung fortgesetz­t habe. In den fast acht Jahren seiner Amtsführun­g verlor Plenkovic 30 Minister wegen Korruption­saffären. Immer wieder gab es Massendemo­nstratione­n auf den Straßen von Zagreb und anderen Städten.

Zuletzt hatte er mit der Ernennung des HDZ-loyalen Oberstaats­anwalts Ivan Turudic für Aufsehen gesorgt. Kritiker befürchten, dass Plenkovic damit dem Kampf gegen Korruption und der bislang fruchtbare­n Zusammenar­beit mit der Europäisch­en Staatsanwa­ltschaft (EPPO) ein Ende bereiten will.

Rund 3,7 Millionen Wählerinne­n und Wähler waren am Mittwoch in dem EU-Land zum Urnengang aufgerufen. Die Wahlbeteil­igung lag mit 60 Prozent deutlich über den 47 Prozent bei der Wahl von 2020. Das of zielle Endergebni­s wird in der kommenden Woche erwartet.

mak/kle (dpa, rtr, afp)

 ?? ?? Staatspräs­ident Zoran Milanovic hatte bei der Parlaments­wahl in Kroatien das Nachsehen
Bild: Antonio Bronic/REUTERS
Staatspräs­ident Zoran Milanovic hatte bei der Parlaments­wahl in Kroatien das Nachsehen Bild: Antonio Bronic/REUTERS

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