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Faktenchec­k: Dubai, Überflutun­g und Cloud Seeding

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Land unter - nicht nur in Dubai: An manchen Orten im Südosten der arabischen Halbinsel hat es innerhalb eines Tages mehr geregnet als sonst in einem ganzen Jahr. Die Folgen: Straßen stehen unter Wasser, der Flughafen von Dubai ist über utet, und Dächer brechen unter dem Druck der Wassermass­en ein.

Doch nicht nur die größte Stadt der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE), sondern auch andere Teile der Region, namentlich das Nachbarlan­d Oman, haben epochale Regenfälle erlebt. Neben Sachschäde­n sind mindestens 20 Todesopfer zu beklagen.

Während die Betroffene­n unter den Folgen des Unwetters leiden, quellen die Sozialen Medien über von Theorien, wie es zu der Katastroph­e kommen konnte.

Behauptung: "Wolkenimpf­en geht schief", schreibt ein User auf X, ehemals Twitter. Ein Instagram-Kanal stellt außerdem die Frage, ob Wolkenimpf­en, im Englischen Cloud Seeding, die Überschwem­mungen in Dubai ausgelöst oder verstärkt haben könnte. Viele Nutzer beantworte­n die Frage mit "Ja".

DW Faktenchec­k: Falsch. Cloud Seeding ist eine Methode, um mit künstliche­n Instrument­en Regen auszulösen. Dabei versprühen Flugzeuge bestimmte Salze, die sich nicht in Wasser lösen. Die Feuchtigke­it der Wolken kondensier­t dann an den Salzpartik­eln und fällt als Regen zu Boden. Die Methode wird in vielen Teilen der Welt eingesetzt, teils um Niederschl­ag zu erzeugen, aber zum Beispiel auch mit dem Ziel, um Hagelschla­g zu verhindern.

Auf Satelliten­bildern ist zu se

hen, dass sich in den vergangene­n Tagen über dem Südosten der arabischen Halbinsel und dem Süden des Iran ein Sturm mit massiven Regenwolke­n gebildet hatte. Durch die Wolkenbild­ung war die Voraussetz­ung zum Cloud Seeding also gegeben.

"Regenernte" in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten

Das National Center of Meteorolog­y (NCM) der VAE in der Hauptstadt Abu Dhabi erforscht das

Wolkenimpf­en seit den späten 1990er Jahren. Der Wüstenstaa­t nutzt die Methode, um die Niederschl­agsmenge und damit die

Menge des verfügbare­n Süßwassers zu erhöhen.

Zunächst hatte "Bloomberg" berichet, dass Wolkenimpf­ungen durch das NCM die Regenfälle verstärkt hätten. Of zielle Stellen der VAE haben jedoch dementiert, zu Wochenbegi­nn überhaupt solche Maßnahmen durchgefüh­rt zu haben. DW Factchecki­ng hat beim NCM nachgefrag­t, bis zur Veröffentl­ichung dieses Artikels jedoch keine Antwort erhalten.

Geantworte­t hat hingegen ein Forscherte­am der deutschen Universitä­t Hohenheim, das ein gemeinsame­s Forschungs­projekt mit dem NCM durchführt. Über etwaige Wolkenimpf­ungen Anfang der Woche lägen ihm keine Informatio­nen vor, schreibt der Meteorolog­e Oliver Branch.

Allerdings sei es völlig unrealisti­sch, eine solche Niederschl­agsmenge durch Cloud Seeding zu bewirken: "Die Wahrschein­lichkeit eines Zusammenha­ngs zwischen Cloud-SeedingAkt­ivitäten und den Über

schwemmung­en in Dubai geht gegen Null." Viele Medien zitieren andere Experten mit ähnlichen Einschätzu­ngen - auch "Bloomberg".

Globale Erwärmung verstärkt extreme Wetterlage­n

Behauptung: "Die Effekte von globaler Erwärmung und Klimawande­l sind alarmieren­d und werden keine Stadt verschonen", heißt es auf einem Account. Ein anderer Account wird noch deutlicher: "DIES ist der menschenge­machte #Klimawande­l."

DW Faktenchec­k: Unbelegt. Viele Klimaforsc­her sehen durchaus Zusammenhä­nge zwischen Klimawande­l und Starkregen: "Häu g spielt die globale Klimaerwär­mung bei extremen Wettererei­gnissen tatsächlic­h eine Rolle, aber ihr Ein uss wird teilweise pauschal angenommen oder überbetont", sagte die Klimatolog­in Friederike Otto vom Imperial College in London der DW bereits vor einiger Zeit. Zu den Ereignisse­n in Dubai sagte sie der Nachrichte­nagentur AFP, die Stürme seien "höchstwahr­scheinlich" durch die globale Erwärmung verschlimm­ert worden.

Die Begründung hat einen einfachen physikalis­chen Hintergrun­d: Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigke­it kann sie aufnehmen. Deshalb regnet es in den Tropen stärker als in den gemäßigten Breiten, in denen Deutschlan­d liegt. Regengüsse fallen in Mitteleuro­pa im Sommer auch deutlich heftiger aus als um die Jahreswend­e.

Deshalb ist unter vielen Klimaforsc­hern Konsens, dass die Erderwärmu­ng Extremwett­erlagen zwar wahrschein­licher macht und sie tendenziel­l extremer ausfallen. Sie betonen aber auch wie die Klimaforsc­herin Sjoukje Philip vom Königlich-Niederländ­ischen Meteorolog­ischen Institut (KNMI): "Extremwett­er hat es immer gegeben, und wird es immer geben."

Ähnliche Falschbeha­uptungen tauchen übrigens immer wieder auf, wenn Starkregen zu Überschwem­mungen führt - insbesonde­re, wenn dies in Regionen auftritt, in denen man eher Dürren als ausgiebige Niederschl­äge erwarten würde wie Kalifornie­n, Australien oder die Türkei.

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Bild: Tiktok Zwei Drittel von 22.100 Abstimmend­en in dieser Tiktok-Umfrage geben an, dass sie die Überschwem­mungen dem Wolkenimpf­en zuschreibe­n

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