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ECOWAS-Staatenbun­d vor Reformoder Untergang

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"Die ECOWAS wird nur eine Zukunft haben, wenn ihre Mitgliedsl­änder sich auf den Geist des Panafrikan­ismus besinnen, sich zusammenra­ufen und an einem Strang ziehen", sagt Carlos Pereira, politische­r Analyst und Aktivist aus Guinea-Bissau, im DW-Interview. Die Zusammenar­beit und Integratio­n der Region sei wichtiger denn je - aber zurzeit praktisch inexistent, fügt Pereira, der seit vie

len Jahren die Entwicklun­g der ECOWAS beobachtet, hinzu.

Lange galt die ECOWAS als institutio­nell am weitesten entwickelt­e Regionalor­ganisation in Afrika. Diesen Ruf hat sie jetzt in den Augen vieler verspielt, denn nach Militärput­schen in verschiede­nen Ländern ist die Region an der Belastungs­grenze. Der Organisati­on fehle es an Autorität, Legitimati­on und effektiven Sanktions- und Interventi­onsinstrum­enten, sagt Pereira. Deutlich sichtbar seien die Probleme hervorgetr­eten, als die drei Sahel-Länder Mali, Niger und Burkina Faso im Januar 2024 ihren Austritt aus der ECOWAS erklärten. Diese Austritte hätten die Regionalor­ganisation in eine tiefe Krise gestürzt, fasst der Analyst die Lage zusammen.

Auslöser waren Militärput­sche in allen drei betroffene­n Staaten, auf die die ECOWAS zunächst konsequent reagierte: Auf eilig einberufen­en Gipfeltref­fen beschloss man regelmäßig Sanktionen gegen die Putschiste­n und forderte vehement die Wiedereins­etzung der abgesetzte­n Machthaber. Diese Linie ließ sich aber nicht durchhalte­n.Inzwi

schen gelten die Sanktionen in allen drei Fällen als komplett gescheiter­t. ten stehen viele Gewissheit­en aus der Vergangenh­eit längst zur Dispositio­n: So gehört es zu Fayes wichtigste­n Wahlverspr­echen, zu prüfen, ob die Währung der Region - der Franc CFA - abgeschaff­t werden soll. Der stammt noch aus der französisc­hen Kolonialze­it und ist heute an den Euro gebunden. Faye will außerdem Fischereiv­erträge mit der EU neu verhandeln und Verträge mit europäisch­en Firmen, die große

Wird die ECOWAS Bestand haben?

Angesichts dieser Entwicklun­gen müsse sich in der ECOWAS vieles ändern, sagt der nigrische Politikana­lyst Dicko Abdouraham­ane im DW-Interview. Wenn nichts unternomme­n werde, könne dies ihr "systematis­ches Verschwind­en" bedeuten.

Welche Schritte wären jetzt nötig, um das Überleben der

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Bild: Zohra Bensemra/REUTERS ECOWAS- und europakrit­isch: Senegals neu gewählter Präsident Bassirou Diomaye Faye

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