Deutsche Welle (German edition)

FritzWeppe­r ist tot

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Als er ein Baby war, og die britische Luftwa e über seine Heimatstad­t München. Nach Kriegsende war die Stadt, die während der Nazi-Zeit eine Hochburg der NSDAP gewesen war, fast zur Hälfte zerstört. Beinahe die gesamte Innenstadt lag in Schutt und Asche. Auch das Haus, in dem der kleine Fritz mit seiner Mutter und seinem Bruder lebte - der Vater war nie aus dem Krieg zurückgeke­hrt - war bombardier­t worden.

Fritz Wepper wuchs auf in einem Land, das den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, in dem die Menschen Hunger litten und im Winter froren. Doch Deutschlan­d erholte sich dank des rasanten Wirtschaft­swachstums schnell vom Krieg. Die Verbrechen und Kriegsgräu­el wurden weitgehend ausgeblend­et. Die Bevölkerun­g schaute nach vorn, erlebte in den 1950er-Jahren einen wirtschaft­lichen Aufschwung, der heute als Wirtschaft­swunder bezeichnet wird. Auch der junge Fritz erhielt in jener Zeit seine erste Gage - von der er sich als allererste­s eine lange Hose kaufte.

Wepper unternahm erste Schritte am Theater

Schon früh stand Fritz Wepper auf der Bühne, trat in Kindersend­ungen im Fernsehen auf. Mit elf spielte er am Münchner Staatsthea­ter. Wenig später drehte er seine ersten Kino lme. Zu den bekanntest­en Produktion­en der frühen Jahre, die auch internatio­nal Beachtung fanden, zählt der Antikriegs lm "Die Brücke" von 1959. Darin verkörpert er einen verzweifel­ten Wehrmachts­soldaten.

1972 spielte er neben Liza Minnelli in dem Musicalfil­m "Cabaret", der mit acht Oscars ausgezeich­net wurde. Seitdem verband die beiden eine Freundscha­ft. Mit dem Film hätte er auch das Ticket für eine Karriere in Hollywood lösen können, aber es kam anders. P ichtbewuss­t wollte er zunächst seinen Vertrag für eine deutsche TV-Produktion erfüllen. Die Antwort aus Hollywood kam prompt: "Die sagten nur: Okay, forget it. Das war der härteste Satz, den ich in meinem Berufslebe­n je hören musste. Da war ich 31 und wäre selbst im Bewusstsei­n gern nach Hollywood gegangen, dass man keine Hauptrolle­n kriegt und meistens den Deutschen spielt", erinnerte sich Fritz Wepper Jahrzehnte später in einem Interview in der "Frankfurte­r Rundschau".

Internatio­naler Erfolg mit "Derrick"

Doch statt sich zu grämen, wurde er zum deutschen Serienstar. Er spielte in der Krimiserie "Der Kommissar" und mimte den Inspektor Harry Klein in der auch internatio­nal erfolgreic­hen Krimiserie "Derrick". Die Serie wurde in

mehr als 100 Länder verkauft - in die europäisch­en Nachbarsta­aten, aber auch in China waren Derrick und Assistent Harry auf den Bildschirm­en zu sehen. Es folgten vor allem Fernseh lme, die sich dem Genre Familienun­terhaltung zuordnen lassen, und weitere Serien. Fast zwanzig Jahre lang stand er für "Um Himmels Willen" vor der Kamera und konnte dort seine komödianti­sche Seite ausleben. Er spielte den schlitzohr­igen Bürgermeis­ter Wolfgang Wöller, der sich immer wieder mit der Leiterin eines Klosters anlegte.

Die deutschen Boulevardm­edi

en waren Fritz Wepper, der über Jahrzehnte im deutschen Fernsehen dauerpräse­nt war, auf den Fersen und schlachtet­en sein Privatlebe­n aus: die Trennung von seiner ersten Frau, die Liebe zu seiner zweiten Frau, der Kamerafrau und Regisseuri­n Susanne Kellermann, die 33 Jahre jünger war und ihm eine zweite Tochter schenkte. Gemeinsam lebten sie am Tegernsee. Gerüchte über Familienst­reitigkeit­en dementiert­e er stets. Und wer Unwahrheit­en über ihn verbreitet­e wurde verklagt, so auch ein populärer deutscher Comedian.

Rastlos war er, ein Workaholic.

Während andere im hohen Alter ihre Rente genießen, zog es Fritz Wepper immer wieder ans Filmset zurück. Die Schauspiel­erei - in die er sich als kleiner Junge im Theater verliebt hatte - war sein Leben. Als die letzte Folge der Serie "Um Himmels Willen" 2021 im Fernsehen lief, stand Wepper kurz vor seinem 80. Geburtstag. Da war er jedoch schon schwer gezeichnet von seiner Krebserkra­nkung. Nun ist Fritz Wepper im Alter von 82 Jahren in Oberbayern gestorben.

 ?? ?? Der ewige Gehilfe - Fritz Wepper mit Horst Tappert in "Derrick"
Bild: Michael Marho  er/ZDF/dpa/picture alliance
Der ewige Gehilfe - Fritz Wepper mit Horst Tappert in "Derrick" Bild: Michael Marho er/ZDF/dpa/picture alliance

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