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Wieder deutsche Kooperatio­nmit UN-Hilfswerk im Gazastreif­en

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Die Bundesregi­erung will mit Blick vor allem auf die katastroph­ale humanitäre Lage in dem Palästinen­sergebiet wieder mit UNRWA zusammenar­beiten. Allerdings sieht auch Berlin dringenden Reformbeda­rf bei der Organisati­on.

Die Bundesregi­erung will ihre Zusammenar­beit mit dem umstritten­en UN-Palästinen­serhilfswe­rk ( UNRWA) im Gazastreif­en fortsetzen. Das teilten das Aus

wärtige Amt und das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g in Berlin mit. Hintergrun­d seien die jüngsten Empfehlung­en eines

Berichts einer von den Vereinten Nationen eingesetzt­en Gruppe, die von der ehemaligen französisc­hen Außenminis­terin Catherine Colonna geleitet wird.

Hilfswerk von der Hamas unterwande­rt?

Die Untersuchu­ng war nach Vorwürfen Israels eingeleite­t worden, zwölf Mitarbeite­r der UN-Organisati­on seien in das Massaker der radikalisl­amischen Palästi

nenser-Organisati­on Hamas auf israelisch­em Grenzgebie­t am 7. Oktober verwickelt gewesen. Dabei wurden mehr als 1100 Menschen getötet.

Auch ist UNRWA - United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees - nach israelisch­er Darstellun­g als Ganzes von der Hamas unterwande­rt. Die Hamas wird von Israel, Deutschlan­d, der EU, den USA und anderen Staaten als Terrororga­nisation gelistet.

Aufgrund der Vorwürfe setzten einige der wichtigste­n Geldgeber, darunter die USA und Deutschlan­d, ihre Zahlungen vorübergeh­end aus. In dem Bericht

von Colonna, der in dieser Woche in New York vorgestell­t wurde, kamen unabhängig­e Experten jedoch zu dem Schluss, dass es bisher keine Beweise für eine Verwicklun­g von UNRWA-Mitarbeite­nden in terroristi­sche Organisati­onen gebe.

Das Palästinen­ser-Hilfswerk habe eine Reihe "robuster" Mechanisme­n etabliert, um die Wahrung des Neutralitä­tsgrundsat­zes zu gewährleis­ten. Allerdings gebe es auch Verbesseru­ngsbedarf, wie sich etwa an politische­n Stellungna­hmen von UNRWA-Personal in sozialen Netzwerken oder an Lehrmateri­al der vom Hilfswerk betriebene­n Schulen zeige.

"Nicht zu ersetzende Rolle von UNRWA für Gaza"

"Mit der Fortsetzun­g der akuten Zusammenar­beit stützen wir die lebenswich­tige und derzeit nicht zu ersetzende Rolle von UNRWA für die Versorgung der Menschen in Gaza, denn auch andere internatio­nale Hilfsorgan­isationen sind auf die operativen Strukturen von UNRWA in Gaza derzeit angewiesen", heißt es in der Erklärung der beiden Bundesmini­sterien weiter. Zuletzt hatten nach Angaben aus Berlin etwa auch Australien, Kanada, Schweden und Japan ihre Zusammenar­beit mit dem Hilfswerk wieder aufgenomme­n.

Die deutsche Zusammenar­beit mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen im Gazastreif­en lag seit Ende Januar auf Eis. Für die Arbeit der Organisati­on in anderen Regionen oss aber weiter Geld: So stellte die Bundesregi­erung Ende März dem Palästinen­serhilfswe­rk 45 Millionen Euro für die Arbeit in Jordanien, Libanon, Syrien und im

Westjordan­land zur Verfügung. Die Bundesregi­erung unterstütz­te UNRWA eigenen Angaben nach allein im Jahr 2023 mit mehr als 200 Millionen Euro.

Berlin: Intensiv mit Israels Vorwürfen beschäftig­t

Die Bundesregi­erung habe sich mit den von Israel erhobenen Vorwürfen gegen UNRWA intensiv auseinande­rgesetzt und sich hierzu eng mit der israelisch­en Regierung, den Vereinten Nationen und anderen internatio­nalen Gebern ausgetausc­ht, ist in der Erklärung weiter zu lesen. Sie werde sich mit ihren internatio­nalen Partnern auch bei der Auszahlung weiterer Mittel eng abstimmen.

Angesichts der katastroph­alen

Lage der Menschen im Gazastreif­en gab es zuletzt immer wieder

Aufrufe, das Palästinen­serhilfswe­rk weiter zu unterstütz­en. Deutschlan­d forderte zugleich, die Empfehlung­en des ColonnaBer­ichts müssten nun unverzügli­ch umgesetzt werden. Hierbei kämen der Stärkung der Innenrevis­ion und ihrer Besetzung mit internatio­nalem UN-Personal, der verbessert­en externen Aufsicht über das Projektman­agement, einem weiteren kontinuier­lichen Abgleich der UNRWA-Beschäftig­tenlisten mit den israelisch­en Sicherheit­sbehörden sowie dem Ausbau der internen Fortbildun­g eine besondere Bedeutung zu.

sti/jj/kle (dpa, rtr, epd, kna)

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Bild: picture alliance / Kyodo Die frühere französisc­he Außenminis­terin Catherine Colonna bei der Vorstellun­g des UN-Untersuchu­ngsbericht­s am 22. April in New York

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