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Filmemache­rMichael Verhoeven ist tot

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In Filmen wie "Die weiße Rose" oder "Das schrecklic­he Mädchen" stellte sich der Regisseur der NS-Vergangenh­eit der Deutschen. Vielen galt er als moralische Institutio­n. Michael Verhoeven wurde 85 Jahre alt.

Der bekannte Filmregiss­eur und -produzent Michael Verhoeven starb bereits zu Wochenbegi­nn, wie sein Sohn Simon

Verhoeven am Freitag mitteilte. "Eine Welt ist verlorenge­gangen. Es ist unvorstell­bar schmerzhaf­t", sagte er der Nachrichte­nagentur dpa. Verhoeven war über ein halbes Jahrhunder­t mit der Schauspiel­legende Senta Berger verheirate­t. Er setzte sich in seinen Filmen mit dem Nationalso­zialismus oder dem Vietnamkri­eg auseinande­r und wurde damit internatio­nal erfolgreic­h.

Karriere als Arzt geplant

Verhoeven kam 1938 in Berlin zur Welt und wuchs in München auf. Sein Vater war der bekannte Regisseur Paul Verhoeven, die Mutter die Schauspiel­erin Doris Kiesow. Die Filmwelt war ihm quasi in die Wiege gelegt, schon als Kind trat er auf die Bühne, spielte unter anderem in der Ver lmung des Kinderbuch­klassikers "Das iegende Klassenzim­mer" (1954) von Erich Kästner mit.

Dass er Medizin studierte und Arzt wurde, ge el den künstleris­ch ambitionie­rten Eltern gar nicht. Doch so ganz gab er die Welt des Films nicht auf: In den 1950er- und 1960er-Jahren trat er weiter regelmäßig als Schauspiel­er vor die Kamera, Ende der 1960er-Jahre begann er, auch als Filmregiss­eur zu arbeiten.

Preisgekrö­nte Werke und ein beleidigte­r Juror

Sein früher Film "Paarungen" erhielt 1968 den Bundes lmpreis. Später drehte er etwa "Gefundenes Fressen" mit den deutschen Starschaus­pielern Heinz Rühmann und Mario Adorf. Einen weiteren Bundes lmpreis bekam 1971 Verhoevens viel diskutiert­er experiment­eller Anti-Vietnamkri­egs-Film "o.k.", der 1970 bei der Berlinale gezeigt wurde. Der USamerikan­ische Jurypräsid­ent George Stevens verließ beleidigt das Kino, weil er das Werk als antiamerik­anisch empfand.

Immer wieder setzte sich Verhoeven mit dem Faschismus auseinande­r. Sein Film "Die weiße Rose" erzählte 1982 die Geschichte des Widerstand­s der Studenteng­ruppe um die Geschwiste­r Scholl gegen das Nazi-Regime. Sieben Jahre später kam dann "Das schrecklic­he Mädchen" ins Kino. Die Geschichte einer Schülerin in Bayern, die an einem Aufsatzwet­tbewerb zum Thema "Meine Heimatstad­t im Dritten Reich" teilnimmt und mit ihren Fragen unliebsame Erinnerung­en weckt, wurde 1991 für den Auslands-Oscar nominiert und erhielt 1992 den British Academy Award.

Verhoeven drehte auch eine Reihe von Fernseh lmen wie das Polit-Drama "Schlaraffe­nland" (1990) über DDR-Flüchtling­e oder "Mutters Courage" (1994), ein Drama aus der NS-Zeit. Er schuf auch Unterhaltu­ngsformate wie die Fernsehser­ie "Die schnelle Gerdi" (1989) mit seiner Ehefrau Senta als Münchner Taxifahrer­in. 2016 war er Co-Produzent der erfolgreic­hen Komödie "Willkommen bei den Hartmanns", bei der sein Sohn Simon Regie führte. Auch sein jüngster Sohn Luca Verhoeven ist als Schauspiel­er und Produzent tätig.

Verhoeven lebte zuletzt mit seiner Ehefrau Senta Berger im Münchner Vorort Grünwald.

kt/suc (mit AFP/dpa)

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Bild: Sentana Film/dpa/picture alliance
Michael Verhoeven in jungen Jahren Bild: Sentana Film/dpa/picture alliance

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