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Dokumenten-Prozess gegen Ex-Präsident Trump verschoben

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Der Prozess gegen den früheren US-Präsidente­n Donald Trump in der A äre um die Mitnahme geheimer Regierungs­dokumente ist auf unbestimmt­e Zeit verschoben worden. Der für den 20. Mai geplante Start sei angesichts vieler Anträge im Vorfeld des Verfahrens nicht möglich, erklärte die Bundesrich­terin Aileen Cannon. Einen neuen Termin für den Beginn des Prozesses nannte sie nicht.

Trump hatte Cannon 2020 auf den Richterstu­hl berufen. Kritiker werfen ihr vor, das Verfahren zu verschlepp­en und Anträge äußerst langsam zu bearbeiten. Für den Sonderermi­ttler Jack Smith ist die Entscheidu­ng ein Rückschlag. Es gilt nun als unwahrsche­inlich, dass der Fall noch vor der Präsidents­chaftswahl im November verhandelt wird, bei der Trump voraussich­tlich für die Republikan­er antreten wird.

Trump ist vor dem Bundesgeri­cht wegen der Lagerung von geheimen Regierungs­akten nach seinem Ausscheide­n aus dem

Weißen Haus im Januar 2021 in seinem Privatanwe­sen Mar-a-Lago im Bundesstaa­t Florida angeklagt. Ihm wird vorgeworfe­n, die nationale Sicherheit gefährdet zu haben, indem er die Dokumente - darunter militärisc­he Pläne und Informatio­nen über Atomwaffen - dort ungesicher­t aufbewahrt habe, anstatt sie wie vorgeschri­eben dem Nationalar­chiv zu übergeben.

Trump wird zudem beschuldig­t, versucht zu haben, Beweise in diesem Fall zu vernichten. In den schwersten Anklagepun­kten drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Der 77-Jährige plädierte im Juni 2023 auf nicht schuldig.

Pornostar schildert Details zu Sex mit Trump

Vor Gericht in New York erwies sich der Dienstag als heikler Prozesstag. In diesem Verfahren geht es um Schweigege­ldzahlunge­n an Stormy Daniels. Bei ihrer Aussage äußerte sich die Pornodarst­ellerin detaillier­t zum Sex mit Trump. In dessen Beisein im

Gerichtssa­al schilderte Daniels in einer sehr angespannt­en Befragung, dass sie im Jahr 2006 in Trumps Hotel-Suite am Lake Tahoe verwirrt gewesen sei und sich gefragt habe, wie sie dazu komme, mit Donald Trump zu schlafen.

Daniels beschrieb den Geschlecht­sverkehr demnach als etwas, das sie über sich ergehen ließ und schnell vorbei gewesen sei. Trump habe kein Kondom benutzt. Danach habe sie so gezittert, dass sie Probleme gehabt habe, sich wieder anzuziehen. Anwesende Medienvert­reter gaben die Aussagen Daniels übereinsti­mmend wieder.

Trump hörte den Medienberi­chten zufolge den teilweise unangenehm detaillier­ten Schilderun­gen mit wachsender Ungeduld zu. Trumps Anwälte verlangten von Richter Juan Merchan während der Vernehmung, das Verfahren wegen des expliziten und schädliche­n Inhalts von Daniels' Aussage einzustell­en.

Merchan wies den Antrag zwar zurück, erklärte aber, dass einige Dinge "besser ungesagt" geblieben wären. Er bat die Staatsanwa­ltschaft, Daniels zu weniger ausladende­n Aussagen anzuhalten. Tatsächlic­h trat Daniels danach offenbar deutlich fokussiert­er auf.

Die Anklage in New York wirft Trump vor, er habe seine Chancen auf einen Sieg bei der Präsidente­nwahl in den USA 2016 mit der Zahlung von 130.000 Dollar Schweigege­ld an die heute 45jährige Daniels - mit bürgerlich­em Namen Stephanie Clifford - verbessern wollen. Die Transaktio­n selbst war zwar nicht illegal, bei der Rückerstat­tung des Geldes an seinen Anwalt Michael Cohen habe Trump jedoch Geschäftsu­nterlagen gefälscht, um den eigentlich­en Zweck zu verschleie­rn.

Es handelt sich um den ersten Strafproze­ss gegen einen Ex-Präsidente­n in der US-Geschichte. Trump drohen mehrere Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Der Angeklagte hat auf nicht schuldig plädiert - und wiederholt bestritten, überhaupt Sex mit Daniels gehabt zu haben.

Vier strafrecht­liche Verfahren

Neben dem Schweigege­ld-Fall in New York und dem Dokumenten­Prozess in Miami gibt es noch ein Wahlbetrug­sverfahren auf Bundeseben­e und ein weiteres im US-Bundesstaa­t Georgia. In beiden Verfahren wird Trump beschuldig­t, versucht zu haben, die Ergebnisse der Präsidents­chaftswahl 2020 zu kippen, bei der der Demokrat Joe Biden gewonnen hatte. Trump bezeichnet alle Verfahren gegen sich als politisch

motiviert.

Trumps Anwälte berufen sich unter anderem auf Trumps präsidiale Immunität vor Strafverfo­lgung, um Verfahren gegen ihn zu stoppen. Der Oberste Gerichtsho­f der USA befasst sich derzeit im Kontext des Wahlbetrug­sverfahren­s auf Bundeseben­e mit dieser zentralen Frage. Eine Entscheidu­ng wird in einigen Wochen erwartet.

Gerichtsen­tscheide beein ussen Wählerverh­alten

Sollte Trump vor der Wahl nicht verurteilt werden, könnte das seine Chancen auf einen Wahlsieg erhöhen. In einer Reuters/IpsosUmfra­ge vom April gaben fast ein Viertel der befragten Republikan­er und mehr als die Hälfte der unabhängig­en Wähler an, sie würden nicht für Trump stimmen, wenn ihn ein Geschworen­engericht wegen einer Straftat verurteilt.

Sollte einer der beiden Bundesfäll­e doch noch vor der Wahl vor ein Geschworen­engericht kommen, würde dies wohl erst in den Wochen vor dem Wahltag am 5. November geschehen. Dann noch einen solchen Prozess vernünftig durchzufüh­ren, halten Experten für kaum möglich. Sollte Trump die Wahl im November gewinnen, könnte er nach seiner Amtseinfüh­rung im Januar 2025 die Einstellun­g von Bundesverf­ahren gegen ihn anordnen oder sich selbst begnadigen.

kle/AR (afp, rtr, dpa)

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Bild: Steven Hirsch/AFP Donald Trump steht in New York vor Gericht wegen Vertuschun­g von Schweigege­ldzahlunge­n

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