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Warumweht Sahara-Staub nach Europa?

- Adaption aus dem Englischen: Alexander Freund

Staub aus der Sahara wehte in dieser Woche über Tausende von Kilometern hinweg nach Athen. Dies sorgte für ein beeindruck­enden Naturereig­nis, denn es sah aus, als würde die Akropolis zumindest vorübergeh­end auf dem Mars liegen. Alles war mit einem rötlichora­ngen Farbton überzogen.

Dass Stürme Staub aus der Sahara nach Europa tragen ist keine Seltenheit und dies geschieht auch schon lange. Hier erfahren Sie, wie solche Stürme entstehen, wie sie sich bewegen und ob sie eine Gefahr darstellen.

Wie entsteht ein Staubsturm in der Sahara?

Staubstürm­e entstehen, wenn starke Winde bei trockenen Bedingunge­n durch die Sahara wehen. Diese Wüste erstreckt sich über weite Teile von Nordafrika. Der Wüstensand besteht aus vielen verschiede­nen Partikeln, erklärt Carlos Perez Garcia-Pando, Experte für Sand und Staub am Barcelona Supercompu­ting Center, der DW.

Einige Partikel sind groß und schwer, das sind die ersten Partikel, die von starken Winden erfasst werden. Allerdings sind das nicht die Partikel, die letztendli­ch über das Mittelmeer nach Europa geweht werden.

Wenn diese größeren Partikel zwangsläu g zu Boden fallen, zerbrechen bei ihrem Aufprall andere Sandklumpe­n, die sich in ultraklein­e Staubparti­kel auflösen, erklärt Garcia-Pando. Und genau diese kleineren Partikel werden über weite Strecken verweht, weil sie so winzig und leicht sind.

Damit sich solche Staubstürm­e bilden, müssen die Bedingunge­n trocken sein. Sonst verklumpen die Partikel und werden zu schwer, um lange Strecken ie

gen zu können. Sandstürme treten am ehesten in Gebieten auf, in denen es wenig Vegetation gibt, denn diese würde den Wind abbremsen und der Staub bliebe an den P anzen hängen.

Warum bringen diese Stürme Staub nach Europa?

Staubstürm­e treten in der Sahara-Wüste regelmäßig auf. Damit diese Stürme jedoch Tausende von Kilometern nach Norden ziehen können, müssen sie auf eine Wetterlage treffen, die starke Winde erzeugt. Nur dann könne die Stürme große Entfernung­en zurücklege­n.

In den meisten Fällen transporti­ert ein Tiefdruckg­ebiet den Saharastau­b über das Mittelmeer nach Europa. Diese Systeme sind sehr stark und üben starke Winde gegen den Uhrzeigers­inn aus, so Garcia-Pando. Sie treten typi

scherweise im Frühjahr auf. In seltenen Fällen können auch Hochdruckw­etterlagen solche Ereignisse verursache­n.

Die Staubparti­kel, die schließlic­h nach Europa iegen, können deswegen so lange in der Luft bleiben, weil sie viel kleiner als Sand sind, der viel schneller zu Boden fallen fällt, erklärt Stuart Evans, Staubexper­te an der University of Buffalo in New York, in einer E-Mail an die DW. "Was in Europa ankommt, ist ein Staubsturm, aber kein Sandsturm", so Evans.

Sind Staubstürm­e ein Problem?

"Das hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, Staub ist fast so alt wie die Erde", sagt Garcia-Pando. "Das ist nichts Neues."

Bei der Analyse dieser Staubstürm­e gehe es darum, das Phä

nomen zu verstehen und zu erkennen, was es für die Gesellscha­ft und das Klima bedeute, so Garcia-Pando. Staub sei nicht immer etwas Schlechtes: Er diene zum Beispiel als eine Art Nährsto für Wälder und Ozeane, indem er Eisen und Phosphor zuführe.

Die Staubmenge auf der Erde hat seit der vorindustr­iellen Zeit zugenommen, so Garcia-Pando. Dies ist größtentei­ls auf die Bewirtscha­ftung der Böden durch den Menschen, aber auch auf den Klimawande­l zurückzufü­hren.

Um die Funktionsw­eise zu verdeutlic­hen muss man sich ein Stück verkrustet­e Erde vorstellen. Wenn man darauf tritt oder wenn ein Auto darüber fährt, lösen sich viele Partikel oder Schmutz. Und "all diese Partikel werden leicht vom Wind erfasst".

Im Zusammenha­ng mit dem Klimawande­l nennt Garcia-Pando das Beispiel von Wasserquel­len, die als Reaktion auf eine Dürre austrockne­n. "Wenn ein See ausgetrock­net ist, sind die im See verbleiben­den Sedimente äußerst brüchig und können sehr leicht in die Atmosphäre abgegeben werden", sagt der Staub-Experte.

Gegenwärti­g sind sich die Wissenscha­ftler jedoch noch nicht sicher, ob der Klimawande­l zu mehr oder weniger Wind auf der Erde führen wird. Entspreche­nd schwer lässt sich vorhersage­n, wie die Zukunft der Staubstürm­e aussehen könnte.

"Dies ist eine der größten Unsicherhe­iten, die wir bei Prognosen über die Zukunft des Staubs haben", sagt Garcia-Pando. "Wir müssen verstehen, wie sich die Winde in verschiede­nen Situatione­n entwickeln werden - nicht nur der durchschni­ttliche Wind, sondern auch die extremen Winde."

Wie bleibt man in einem Staubsturm sicher?

Wer in Europa in einen Staubsturm gerät, sollte laut GarciaPand­o die gleichen Ratschläge befolgen, die für Tage mit besonders schlechter Luftqualit­ät gelten. Staub ist eine Gefahr für die Atemwege. Daher sollte man eine Maske tragen und auf sportliche Aktivitäte­n im Freien verzichten. Dies gilt insbesonde­re für Menschen mit Atemwegser­krankungen.

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Bild: Costas Baltas/Andalou/picture alliance
Der Staubsturm färbte die Stadt Athen samt Akropolis rot Bild: Costas Baltas/Andalou/picture alliance

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