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Proteste an US-Universitä­ten rufen Erinnerung­en wach

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In seinem Hit "What's going on?" beschrieb Soul-Legende Marvin Gaye 1971 eine Zeit bürgerlich­er Unruhen, ausgelöst durch Krieg, Rassismus und politische Desillusio­nierung. Vor allem Studierend­e und andere junge Menschen forderten weitgreife­nde Veränderun­gen.

Würde er noch leben, fände Gaye vermutlich zahlreiche Gründe, das Lied noch einmal zu schreiben. Wieder verwandeln junge Menschen in den USA ihre Universitä­ten in Bühnen, um die Aufmerksam­keit auf das zu lenken, was manche als "live aufs Handy gestreamte­n Völkermord" bezeichnen, und auf einen demokratis­chen Präsidente­n, der das alles voll und ganz unterstütz­e. So beschreibt es Leigh Raiford, Professori­n für Afroamerik­anische Studien an der University of

California Berkeley: "Es gibt eine ganze Generation von Menschen, die nicht für die Demokratis­che Partei stimmen werden, nicht für Joe Biden", sagt sie zur DW. Für einige Wähler werde der Umgang Israels mit den Palästinen­sern bei den Präsidents­chaftswahl­en im November eine wichtige Rolle spielen.

Vor vier Jahren sah das ganz anders aus. Damals trug Biden gegen den ehemaligen US-Präsidente­n Donald Trump auch deshalb den Sieg davon, weil er die jungen Menschen auf seine Seite zog, die landesweit an von der Bewegung Black Lives Matter inspiriert­en Protesten teilnahmen, die sich vor allem gegen Polizeigew­alt gegen Afroamerik­aner richtet. Die Auslöser für die Unruhen im Wahljahr damals waren andere als heute, aber wieder steht die Forderung nach sozialer

Gerechtigk­eit im Raum.

Meinungsfo­rscher und Wahlkampfs­trategen sind sich uneins, welche Folgen das für das Wahlergebn­is in diesem Jahr haben wird. Biden versucht gleicherma­ßen deutlich zu machen, dass er einerseits Israel uneingesch­ränkt militärisc­h unterstütz­t und anderersei­ts das Leiden der Zivilbevöl­kerung minimieren will. In den vergangene­n Wochen hat er sich vehementer für eine Waffenruhe eingesetzt.

Keine bedingungs­lose Unterstütz­ung Israels

An Dutzenden Universitä­ten in den USA wurden "Camps gegen den Völkermord" errichtet. Teilnehmen­de fordern ein Ende der seit sieben Monaten andauernde­n Bombardier­ung Gazas durch israelisch­e Streitkräf­te. Die Mili

täraktion Israels begann nach dem beispiello­sen Terrorangr­i am 7. Oktober 2023, als die militant-islamistis­che Hamas in Israel mehr als 1200 Menschen ermordete und rund 240 in den Gaza

streifen verschlepp­te. Die Hamas wird von Israel, den Vereinigte­n Staaten, den Mitglieder­n der Europäisch­en Union sowie einigen

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Bild: John Hart/AP/picture alliance
Auch in Wisconsin wurde ein Protestcam­p geräumt: "Kinder bombardier­en ist keine Selbstvert­eidigung", steht auf dem Plakat Bild: John Hart/AP/picture alliance

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