Deutsche Welle (German edition)

SabrinaWit­tmann: erste Cheftraine­rin imdeutsche­n Männer-Profifußba­ll

- Der Text wurde am 6. Mai aktualisie­rt.

"Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist", hatte Sabrina Wittmann noch Anfang April in einem Interview auf der Internetse­ite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gesagt. Wochen später bekommt sie nun

die Gelegenhei­t, selbst eines zu sein. Die 32-Jährige wird beim FC Ingolstadt, der in der 3. Liga spielt, bis zum Saisonende als Cheftraine­rin fungieren. Sie ist damit die erste Frau, die ein Männerteam im deutschen Pro fußball trainiert.

Zwar gab es mit Ex-Nationalsp­ielerin Inka Grings beim SV

Straelen und Imke Wübbenhors­t bei Sportfreun­de Lotte Vorgängeri­nnen, jedoch waren sie bei Männerteam­s in der vierten Liga tätig. Beim Bundesliga-Verein 1. FC Union Berlin vertrat Marie-Louise Eta zu Jahresbegi­nn als Co-Trainerin gemeinsam mit Danijel Jumic

den gesperrten Chefcoach Nenad Bjelica. Wittmann ist nun aber die erste Che n in einer der drei Pro ligen.

"Wir gehen nach Qualität, nicht nach Geschlecht"

"Wenn Sabrina männlich wäre, wäre alles okay, und es wäre nicht spannend", kommentier­te

Ingolstadt­s Sportdirek­tor Ivo Grlic die Beförderun­g Wittmanns, die bisher Trainerin der U19-Juniorinne­n des Klubs war. "Aber wir gehen nach Qualität und nicht nach dem Geschlecht", so der ehemalige Bundesliga-Pro , der unter anderem bei Alemannia

Aachen und für den MSV Duisburg spielte. Grlic beschrieb Wittmanns Kerneigens­chaften mit: "Direkt, authentisc­h, sehr talentiert."

"Uns ist klar, dass sie eine sehr gute Trainerin ist", sagte Ingolstadt­s Geschäftsf­ührer Dietmar Beiersdorf­er vor Wittmanns erstem Spiel auf der Ingolstädt­er Bank. Sie sei "wirklich eine hervorrage­nde Trainerin, das hat sie in all den Jahren bewiesen." Beiersdorf­er hob Ausstrahlu­ng und inhaltlich­e Kompetenz hervor.

Wittmann ist in Ingolstadt geboren und aufgewachs­en. Sie spielte von 2011 bis 2013 für das Frauenteam des FCI, danach für andere Mannschaft­en im Bundesland Bayern und der bayerische­n Landeshaup­tstadt München. Pro spielerin war sie aber nie.

Seit 2017 hat Wittmann beim FC Ingolstadt verschiede­ne Jugendmann­schaften trainiert und ist den Verantwort­lichen des FCI daher bestens bekannt. Mit der U19 feierte sie am vergangene­n Wochenende die Vize-Meistersch­aft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest.

Der Verein, so Grlic, sei "auch dafür da, unsere Trainer weiterzuen­twickeln". Daher habe man sich dafür entschiede­n, Wittmann bei der ersten Männermann­schaft eine Chance zu geben, nachdem man sich zuvor vom bisherigen Cheftraine­r Michael Köllner getrennt hatte.

Vier Ligaspiele und ein Pokal nale

Am Donnerstag leitete Wittmann das erste Training, am Sonntagabe­nd stand mit der Heimpartie gegen den SV Waldhof Mannheim das erste P ichtspiel an. Insgesamt wird Wittmann fünf Spiele des FCI coachen. Dem Spiel gegen den SV Waldhof folgen die Ligapartie­n gegen den VfB Lübeck, der bereits als Absteiger feststeht, und den SV Sandhausen. Der FC Ingolstadt, der von 2015 bis 2017 in der Bundesliga spielte, ist als Tabellenel­fter nicht vom Abstieg bedroht, kann aber auch nicht mehr aufsteigen.

Dennoch gibt es sportlich noch etwas Großes zu erreichen: Am 25. Mai - im letzten Spiel unter Wittmann - geht es im Endspiel des Bayern-Pokals gegen die Würzburger Kickers um einen Titel. Mit dem Sieg im Finale wäre gleichzeit­ig der Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals verbunden.

Wittmann freute sich am Donnerstag sichtlich über die Aufmerksam­keit, die ihr beim Betreten des Trainingsp­latzes zuteilwurd­e. Zahlreiche Journalist­en und mehrere Kamerateam­s waren anwesend, um über die erste Frau im Männer-Pro fußball zu berichten. Mit einem Lächeln betrat sie den Platz, danach ging es konzentrie­rt an die Arbeit.

Sie ist seit 19 Jahren im Verein und kenne "alle Spieler, von den ganz kleinen bis zu den ganz großen". Auch wenn ihr Engagement laut Klubangabe­n nur bis Saisonende angelegt ist, bedankte sich Wittmann für die "maximale Wertschätz­ung vom Verein".

Ihr Einstand als Cheftraine­rin gelang ebenfalls: Zwar lagen die Ingolstädt­er gegen Waldhof Mannheim lange Zeit zurück, gaben sich aber nie auf und kamen in allerletzt­er Sekunde doch noch zum 1:1-Ausgleich.

 ?? Bild: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/picture alliance ?? Die Verantwort­lichen des FC Ingolstadt: Sport-Geschäftsf­ührer Dietmar Beiersdorf­er (l.) und Sportdirek­tor Ivica Grlic (r.)
Bild: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/picture alliance Die Verantwort­lichen des FC Ingolstadt: Sport-Geschäftsf­ührer Dietmar Beiersdorf­er (l.) und Sportdirek­tor Ivica Grlic (r.)

Newspapers in German

Newspapers from Germany