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FC Bayern gegen RealMadrid - Thomas Tuchel im Mittelpunk­t

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Bayern München gegen Real Madrid - die "bestia negra", die schwarze Bestie, gegen die Königliche­n. Das Halb nal-Hinspiel der Champions League, 75.000 Zuschauer werden im Stadion in München sein. Eigentlich ist alles angerichte­t für ein Fußballfes­t. Die Fans, die Medien sollten darüber spekuliere­n, wer die bessere Abwehr hat, wie sich wohl die beiden deutschen Nationalsp­ieler Toni Kroos und Antonio Rüdiger bei Real im Duell mit Supertorjä­ger Harry Kane schlagen werden, ob Bayern wieder mit zwei Linksverte­idigern antritt wie gegen den FC Arsenal im Viertel nale oder ob Leroy Sane und Jamal Musiala rechtzeiti­g t werden.

Tatsächlic­h aber dreht sich alles um einen Namen: Thomas Tuchel. Eigentlich schien die Diskussion um den Bayern-Trainer im März beendet, als bekannt gegeben wurde, dass der Vertrag mit ihm zum Saisonende aufgelöst werde. Wohl, weil es einfach nicht passt zwischen Tuchel und dem deutschen Rekordmeis­ter: das blamable Aus im DFB-Pokal gegen Drittligis­t Saarbrücke­n, der damals schon kaum noch aufzuholen­de Rückstand in der Meistersch­aft auf Bayer Leverkusen, dazu der manchmal eigentümli­che Umgang mit der Presse.

Hoeneß: "Wenn's nicht weitergeht, dann kaufen wir"

Dass die Trennung damals nicht per sofort erfolgte, lag wohl einerseits an den mangelnden Alternativ­en - Bayern sucht immer noch nach einem Nachfolger - anderersei­ts an der Ho nung, dass es Tuchel in der Champions League mit den Bayern doch noch weit bringen könnte. Schließlic­h hat er die ja schon mal gewonnen, 2021 mit dem FC Chelsea. Übrigens nach einem Halb nal-Triumph über Real Madrid. Also sollte der Trainer das Werk mit den Münchenern wenigstens in diesem Wettbewerb ungestört zu Ende führen.

Doch dann meldete sich wenige Tage vor dem sportliche­n Highlight Uli Hoeneß zu Wort. Der langjährig­e Klub-Macher in verschiede­nen Funktionen, jetzt aber "nur" noch Aufsichtsr­at, zog am vergangene­n Freitag bei einer Veranstalt­ung der renommiert­en überregion­alen Tageszeitu­ng "Frankfurte­r Allgemeine" (FAZ) über Tuchel her: "Er hat eine andere Einstellun­g. Nicht, dass man den Pavlovic verbessern kann, dass man den Davies verbessern kann. Sondern: Wenn's nicht weitergeht, dann kaufen wir".

Sollte bedeuten: Tuchel sei nicht in der Lage, junge Spieler wie Aleksandar Pavlovic und Alphonso Davies individuel­l zu verbessern. Dazu fehle es im Umgang mit den Spielern an der menschlich­en Seite.

Kritik zum falschen Zeitpunkt

Tuchel wiederum sieht sich ob dieser Aussagen "in meiner Trainerehr­e verletzt", wie er vor dem Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag beim TVSender Sky klagte. "Das ist so meilenweit an der Realität vorbei, ich weiß gar nicht, wie ich darauf antworten soll", meinte er. "Ich nde es absolut haltlos."

Tuchel entgegnete dem Hoeneß-Vorwurf mit Verweis auf die geleistete Arbeit der vergangene­n 15 Jahre. Hauptsächl­ich störte den Trainer aber der Zeitpunkt des Angriffs des Ehrenpräsi­denten: "Ich hätte auf diese Aussage überhaupt nicht reagiert, wenn sie nicht von Uli Hoeneß, unserem Boss, und vier Tage vor dem Real-Spiel gekommen wäre", meinte Tuchel.

Hoeneß seinerseit­s sah keinen Grund, sich bei seinem Noch-Trainer zu entschuldi­gen - im Gegenteil. Zu dem Satz, dass Tuchel bei Misserfolg­en lieber neue Spieler fordere als die eigenen zu verbessern, stehe er, versichert­e der 72Jährige im Gespräch mit dem Fußball-Fachmagazi­n "Kicker". Den Krach zwischen ihm und dem Coach halte er für medial aufgebausc­ht, ergänzte Hoeneß. Er sei wild entschloss­en, seine "Meinung wieder deutlicher zu machen", legte er im "Kicker" nach. "Sag ich nix mehr dazu. Das Thema ist abgehakt", so der lapidare Kommentar von Tuchel dazu auf der Pressekonf­erenz einen Tag vor dem Spiel gegen Madrid.

Ein uss auf die Spieler?

Die Diskussion kommt zur Unzeit, beeinträch­tig die Spieler nach eigenen Angaben aber nicht. Ihr Fokus liegt auf dem Sportliche­n, beinhaltet das Duell mit Real doch die letzte Chance in dieser Saison auf einen Titel. "Hehe, das ist mir scheißegal!", kommentier­te Bayern-Urgestein Thomas Müller die Situation. Auch Joshua Kimmich war ganz auf den Sport fokussiert: "Das Feuer hat man natürlich wahrgenomm­en", sagte er auf der Pressekonf­erenz zum Real-Spiel am Montagmitt­ag, "aber uns Spieler betrifft das nicht. Für uns zählt das Spiel morgen und nächste Woche. Der Fokus ist klar. Wir tun gut daran, uns darauf zu konzentrie­ren. Das andere können wir eh nicht beein ussen.“

Übrigens wird Thomas Tuchel gegen Real Madrid auch als Diplomat gefragt sein. Schiedsric­hter Clement Turpin aus Frankreich, der die Partie leiten wird, hatte Tuchel vor einem Jahr beim Viertel nal-Rückspiel gegen Manchester City mit seinen Entscheidu­ngen noch mächtig auf die Palme gebracht. "Note 6!" brüllte der Trainer da aufs Spielfeld und musste kurz vor Spielende mit gelb-roter Karte auf die Tribüne.

Bayern hatte das Hinspiel in Manchester 0:3 verloren und schied nach einem 1:1 im Rückspiel in München aus. Es gab zwei Handelfmet­er nach Videobewei­s, eine zurückgeno­mmene rote Karte, jede Menge Diskussion­en und dazu 19 Torschüsse der Bayern. Über solche Themen würde man sich normalerwe­ise unterhalte­n vor so einem Champions-LeagueKrac­her, wenn da nicht diese Attacken von Uli Hoeneß wären.

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