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Marco Reus und der BVB stehen imFinale der Champions League

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In der 56. Minute war es so weit. Nur wenige Momente nach dem 1:0-Führungstr­e er von Borussia Dortmund durch Mats Hummels hielt ein O zieller der UEFA ein Schild mit der Nummer elf in die Höhe. Marco Reus stand an der Seitenlini­e, rieb sich kurz die Hände und klatschte dann mit Karim Adeyemi ab, der das Feld verlassen musste. Reus betrat das Spielfeld des Pariser Stadions und kam so zu seinem 71. Champions-League-Spiel für den BVB.

Auch dank des eingewechs­elten Spielmache­rs scha ten es die Dortmunder, mit einer reifen und starken Leistung dem Druck der Gastgeber um Superstar Kylian Mbappé Stand zu halten. Durch den 1:0-Sieg zog das Team von Trainer Edin Terzic zum dritten Mal nach 1997 und 2013 ins Finale ein. Im ersten Endspiel triumphier­te der BVB gegen Juventus Turin, im zweiten verlor er in

Wembley gegen den FC Bayern München.

Nun bekommen sie die nächste Chance - dieses Mal heißt der Gegner Real Madrid - und für Reus, der den Verein am Saisonende nach fast 22 Jahren verlassen wird, ist das die letzte Möglichkei­t einen großen internatio­nalen Titel mit "seinem" Verein zu holen. "Unbeschrei­blich", freute sich Reus nach dem Einzug ins Finale. "Keiner hat mit uns gerechnet. Wir haben sehr viel leiden müssen. Jetzt das Finale. Da steht nur der Name Borussia Dortmund", sagte Reus und forderte: "Jetzt müssen wir den Titel holen. Sonst wär es scheiße." Matchwinne­r Hummels blickte bereits voraus: "In Wembley wird es auch ein Kampf mit der Atmosphäre, aber wir glauben alle dran."

Abschiedss­piel im Wembley-Stadion

Es wird das letzte Spiel für Reus im Trikot des BVB werden. Denn der 35-Jährige hatte vor wenigen Tagen bekannt gegeben, seinen auslaufend­en Vertrag bei den Dortmunder­n nicht zu verlängern. In einem emotionale­n Abschiedsv­ideo hatte Reus seinen Weggang verkündet. "Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich in diesem Verein verbracht und jeden Tag genossen, obwohl es natürlich auch schwierige Momente gab", sagte Reus. "Ich weiß heute schon, dass mir der Abschied am Saisonende schwerfall­en wird. Und trotzdem bin ich froh, dass jetzt Klarheit herrscht."

Immer wieder verletzt

Mit gerade einmal sechs Jahren schnürte Reus das erste Mal seine Fußballsch­uhe bei Borussia Dortmund. Er spielte fast die gesamte Jugend beim BVB und wechselte zehn Jahre später nach Ahlen, wo er den Durchbruch im Pro -Fußball scha te. Nach drei Spielzeite­n in Mönchengla­dbach wechselte der in Dortmund geborene Offensivsp­ieler dann wieder zurück zu seinem Herzensver­ein. Seitdem Reus in der Bundesliga aktiv ist, erzielte er 155 Treffer. Und auch in der Champions League gelangen ihm in zehn Saisons 24 Tore.

Ohne Zweifel zählt der Spielmache­r zu den besten deutschen Spielern in der Geschichte, und trotzdem ist sein Trophäensc­hrank ziemlich leer. Zweimal gewann er den DFB-Pokal (2017 und 2021), und dazu ist Reus noch dreifacher Superpokal­sieger mit Borussia Dortmund. In der Nationalma­nnschaft gelang dem Spielmache­r nie der Durchbruch. Immer wieder warfen ihn schwere Verletzung­en zurück und verhindert­en eine große internatio­nale Karriere.

Heim-EM mit Marco Reus?

Im WM-Jahr 2014 zog er sich im letzten Testspiel vor der Abreise nach Brasilien eine Bänderverl­etzung zu und musste vom Krankenbet­t aus zuschauen, wie seine Mitspieler Weltmeiste­r wurden. Zwei Jahre später wurde er infolge einer Schambeine­ntzündung ebenfalls nicht in den nalen Kader der DFB-Elf berufen und verpasste die Europameis­terschaft in Frankreich.

Ob Reus bei der Heim-EM in diesem Jahr noch einmal eine Chance bekommt, ist weiter offen. Die Ho nungen auf eine Nominierun­g von Bundestrai­ner Julian Nagelsmann hat der 48-fache Nationalsp­ieler noch nicht ganz aufgegeben. "Das wäre was ganz Besonderes", sagte Reus im Januar dieses Jahres. "Das wäre natürlich mein letztes Turnier - und dann auch noch im Heimatland. Ich will ihm [Bundestrai­ner Nagelsmann, Anm. d. Redaktion] die Auswahl im Sommer so schwer wie möglich zu machen."

Abschied als Dortmunder Legende

Diese letzte Saison im BVB-Trikot bietet für Reus nun etwas überrasche­nd die letzte Möglichkei­t auf einen internatio­nalen Titel mit Borussia Dortmund. Damit wird das Champions-League-Finale im Wembley-Stadion zu seinem letzten Auftritt im Trikot des BVB. "Er ist eine lebende Legende hier. Im modernen Fußball ist es eine einmalige Geschichte, dass sich jemand so hingibt für einen Verein", sagte BVB-Trainer Edin Terzic bereits vor dem Spiel. Und Sportdirek­tor Sebastian Kehl lobte: "Er ist einer der größten Spieler in der Geschichte des Vereins."

Nach dem Spiel in Paris feierte das ganze Team in T-Shirts mit dem Aufdruck "London 24" noch minutenlan­g mit den angereiste­n Fans im Pariser Stadion. Die nächste Party soll dann in der englischen Hauptstadt statt nden und für Marco Reus so zu einem perfekten Abschied werden.

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