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Manöver nahe der Ukraine: Plant Russland einen Atomschlag?
Russland hat mit dem Anfang Mai angekündigten Manöver mit taktischen Atomwa en begonnen. Die erste Phase der Übung, die im Süden des Landes in der Nähe der ukrainischen Grenze statt ndet, umfasst die Vorbereitung und den Einsatz der nichtstrategischen Atomwa en, teilte das russische Verteidigungsministerium am 21. Mai mit.
Solche Übungen nden zum ersten Mal seit der großangelegten russischen Invasion der Ukraine statt. Das russische Verteidigungsministerium hatte das Manöver am 6. Mai angekündigt, einen Tag bevor der russische Präsident Wladimir Putin of ziell seine fünfte Amtszeit antrat.
Die Manöver werden von Raketeneinheiten des "Südlichen Militärbezirks" unter Beteiligung der Luft- und Seestreitkräfte durchgeführt. Ziel ist es, "die Bereitschaft der nichtstrategischen Nuklearstreitkräfte zu erhöhen", so die of zielle Verlautbarung des russischen Verteidigungsministeriums. Neben dem russischen Staatsgebiet erstreckt sich die russischen Luftverteidigung auf die 2014 annektierte Krim sowie auf die vier Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja im Südosten der Ukraine, die 2022 von Russland teilweise besetzt wurden. Nach Scheinreferenden hatte Putin diese Gebiete ebenfalls zu russischem Staatsgebiet erklärt.
Moskaus Atom-Drohungen und Kritik am Westen
Vertreter westlicher Länder haben die Führung Russlands wiederholt aufgrund ihrer nuklearen Drohungen kritisiert. Auch wenn Präsident Wladimir Putin bisher nicht offen mit einem Atomschlag gedroht hat, warnte er aber den Westen vor der Möglichkeit eines Atomkrieges im Falle einer direkten Konfrontation mit Russland.
Der ehemalige russische Präsident und stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, drohte hingegen mehrmals offen mit dem Einsatz von Atomwaffen. Am 6. Mai äußerte er sich erneut in ähnlicher Weise. Medwedew verknüpfte die Entscheidung, Manöver mit taktischen Atomwaffen abzuhalten, mit der Diskussion im Westen darüber, ob es zulässig sei, Bo
dentruppen westlicher Staaten in die Ukraine zu entsenden.
Auch Putins Pressesprecher Dmitri Peskow verknüpfte die Atom-Übungen mit Aussagen westlicher Politiker bezüglich eines möglichen Truppeneinsatzes in der Ukraine und erwähnte dabei insbesondere den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Peskow sprach von einer "neuen Runde der Eskalation der Spannungen".
Was sind taktische Atomwa en?
Taktische Atomwaffen unterscheiden sich von strategischen dadurch, dass sie über eine geringere Stärke und Reichweite verfügen. Es kann sich um Artillerie handeln, aber am häu gsten sind
es ballistische Raketen und Marsch ugkörper. Sie werden von Systemen abgefeuert, die sowohl konventionelle als auch nukleare Sprengköpfe tragen können.
Als taktische Atomwaffen gelten Atomsprengköpfe für bodengestützte Raketensysteme mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern sowie see- oder luftgestützte Raketensysteme mit einer
Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Es gibt jedoch keine klaren Grenzen bei der Klassi zierung. Daher zählen einige Quellen die neuen russischen Kalibr-Marsch ugkörper und die Hyperschallrakete des Typs Kinschal mit einer Reichweite von bis zu mehreren tausend Kilometern zu den taktischen Atomwaffen.