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Wahlkampf: Trump dreht Stimmung durch Begnadigun­gsangebot

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Buh-Rufe ist Ex-US-Präsident Donald Trump nicht gewohnt - zumindest nicht bei seinen Wahlkampfa­uftritten. In Washington war das nun anders. Trump will bei der Präsidents­chaftswahl im November den Wiedereinz­ug ins Weiße Haus scha en - jede Stimme für ihn könnte dabei in den USA wichtig sein. Und so trat der Republikan­er als Gastredner bei einer anderen Partei auf: beim Parteitag der Libertären in Washington.

Libertäre wollen möglichst wenig staatliche­s Eingreifen und plädieren für viel individuel­le Freiheiten. Sie werfen dem Republikan­er Trump vor, dass er als Präsident die Entwicklun­g eines COVID-19Impfstof­fs überstürzt vorangetri­eben und während der Pandemie nicht mehr getan hat, um die Beschränku­ngen für Ungeimpfte zu stoppen.

Als Trump nun auf dem Libertären-Parteitag in Washington die Bühne betrat, gab es laute Buhrufe und Spott. Ein kleinerer Teil der Menge, Trump-Anhänger, jubelte ihm zu - eine deutliche Abwechslun­g zu der Bewunderun­g, die ihm sonst bei Kundgebung­en vor seinen treuen Fans widerfährt.

Trump geht auf Kernforder­ung ein

Es gelang ihm erst, die Stimmung zu drehen, als er einer der Kernforder­ung vieler Delegierte­r des Libertären-Parteitags nachgab: Trump versprach, im Falle eines erneuten Wahlsiegs den zu lebenslang­er Haft verurteilt­en Gründer des illegalen OnlineHand­elsplatzes Silk Road zu begnadigen. "Wenn Sie für mich stimmen, werde ich am ersten

Tag die Strafe für Ross Ulbricht umwandeln", sagte der Ex-Präsident.

Ulbricht hatte den Drogenumsc­hlagplatz Silk Road im Internet betrieben und war damit zum Millionär geworben. Neben Drogen konnten Nutzer auf der Website auch Waffen und gefälschte Ausweise kaufen sowie Auftragsmö­rder anheuern. Die Transaktio­nen wurden über die Digitalwäh­rung Bitcoin abgewickel­t. 2015 wurde Ulbricht unter anderem wegen Drogenhand­els schuldig gesprochen und zu zwei lebensläng­lichen Haftstrafe­n verurteilt.

Mit der Ankündigun­g, für eine Freilassun­g Ulbrichts zu sorgen, brachte Trump die Mitglieder der Kleinparte­i am Samstag auf seine Seite. Im Saal brach bei den Libertären - von den viele Befreit-RossPlakat­e hochhielte­n - kurzzeitig sogar Jubel aus.

In libertären Kreisen gibt es viel Unterstütz­ung für Ulbricht: Seine Verurteilu­ng wird von Libertären, die für eine unregulier­te Wirtschaft, die Legalisier­ung von Drogen und die Abschaffun­g von Sozialleis­tungen eintreten, als übermäßige­r staatliche­r Eingri in die freie Marktwirts­chaft kritisiert.

AR/kle (afp, ap, rtr)

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Bild: Chip Somodevill­a/Getty Images
Trump-Auftritt auf Libertären-Parteitag: Jede Stimme zählt Bild: Chip Somodevill­a/Getty Images

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