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Angriffe auf Israel: Wer sind die HuthiRebel­len?

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Abdel-Malik al-Huthi gab sich entschloss­en. Man sei über die Eskalation "sehr glücklich" und bereite sich auf einen langen Krieg mit Israel vor. Rote Linien werde es nicht geben, umriss der Anführer der jemenitisc­hen Huthi-Miliz am Wochenende deren Bereitscha­ft zur Konfrontat­ion.

Zuvor, am Freitag vergangene­r Woche, hatte die Islamisten­gruppe trotz einer Entfernung von mehr als 2000 Kilomatern ei

ne Drohne nach Tel Aviv gesteuert und dort zur Explosion gebracht. Dabei wurde ein Mann getötet, acht Menschen wurden verletzt. In Reaktion darauf hatte Israel Kampfjets in Richtung der Hafenstadt Hudaida im westlichen Jemen geschickt. Nach israelisch­en Angaben attackiert­en sie dort militärisc­he Einrichtun­gen der Huthi. Das von den Huthi-kontrollie­rte Gesundheit­sministeri­um sprach von mehreren Toten. Die Huthi ihrerseits schossen daraufhin erneut Raketen in Richtung der israelisch­e Küstenstad­t Eilat. Israels Militär erklärte, es habe eine Rakete abgeschoss­en.

Herkunft und Identität

Die Huthi gehören zu einem Stammesver­band aus einem bergigen, an Saudi-Arabien grenzenden Gebiet im Norden des Jemen. Konfession­ell zählt dieser sich zu den Zaiditen, einer Rechtsschu­le innerhalb des schiitisch­en Islams. Anders als viele andere Schiiten glauben die Zaiditen nicht an die Rückkehr eines verborgene­n Imams, des so genannten Mahdi.

Die Zugehörigk­eit der Huthi zum schiitisch­en Islam ist aber eine wichtige Grundlage für ihre guten Verbindung­en zum Iran, der sich als Anführer einer regionalen Israel-feindliche­n Achse und Interessen­vertreter der Schiiten in der Region versteht.

Im Jemen stellen die Zaiditen ein gutes Drittel der Bevölkerun­g. Die Entstehung­sgeschicht­e der Huthi-Bewegung als politische und dann auch militärisc­he Gruppierun­g reicht bis in die 1990er Jahre zurück. Ihre Vorgängero­rganisatio­n wurde 1994 von Hussein Badreddin al-Huthi gegründet, einem ehemaligen jemenitisc­hen Abgeordnet­en, der sich gegen die Politik des damaligen Präsidente­n Ali Abdullah Saleh wandte.

Die Huthi und der Bürgerkrie­g

Immer lauter warfen die Huthi seit dem sogenannte­n Arabischen Frühling 2011 der jemenitisc­hen Zentralreg­ierung in Sanaa vor, die Zaiditen zu marginalis­ieren und deren Rechte zu unterdrück­en. Zugleich unterstell­ten sie der Regierung eine Nähe zu Israel und den USA. Unter Berufung auf diese Vorwürfe erhoben sich die Huthi 2014 gegen die Regierung des damaligen Präsidente­n Abed Rabbo Mansur Hadi. Dieser konnte sich nur dank einer von Saudi-Arabien angeführte­n internatio­nalen Militärall­ianz im Amt halten. Diese Allianz kämpft seit 2015 gegen die Huthi - jedoch bisher ohne Erfolg.

Die von Saudi-Arabien gestützte Regierung kontrollie­rt zwar einen größeren Teil des Landes, die Huthi jedoch beherrsche­n weite Gebiete des Nordwesten­s einschließ­lich der Hauptstadt

Sanaa. Dabei werden sie vom Iran unterstütz­t. Darum gilt der jemenitisc­he Bürgerkrie­g auch als Stellvertr­eterkrieg zwischen Saudi-Arabien und Iran. Die Huthi verfügen über Panzer, Fahrzeuge, Lenk ugkörper und Raketen, die sie laut eigenen Angaben vor allem aus Beständen der regulären Armee erobert haben.

Radikale anti-israelisch­e Ideologie

Der ideologisc­he Kurs der Huthi lässt sich bereits aus ihrem Wahlspruch ableiten: "Gott ist der Größte, Tod für Amerika, Tod für Israel, Fluch den Juden, Sieg für den Islam." In ihrem Herrschaft­sgebiet haben sie eine strenge religiöse Ordnung etabliert. Die religiöse Militanz verbinden sie mit einem straffen antiwestli­chen und antiisrael­ischen Kurs. Auch der Name, den die Huthi selbst für sich benutzen - "Ansar Allah" (Gottes Helfer, Gottes Unterstütz­er) - spiegelt diesen Geist.

Nicht erst seit der jemenitisc­hen Wiedervere­inigung im Jahr 1990 haben sich die jemenitisc­hen Regierunge­n überwiegen­d klar pro-palästinen­sisch positionie­rt. Diese Grundhaltu­ng haben die Huthi jedoch noch einmal deutlich radikalisi­ert. Damit treffen sie auch auf viele Sympathien in der Bevölkerun­g.

Für den Krieg im Gazastreif­en machen die Huthi allein Israel verantwort­lich - ungeachtet des blutigen Angriffs der in Deutschlan­d, der EU, den USA und weiteren Staaten als Terrororga­nisation eingestuft­en Hamas auf Israel am 7. Oktober mit rund 1200 Todesopfer­n. Zur Unterstütz­ung der Hamas attackiert­en die Huthi in den vergangene­n Monaten immer wieder die internatio­nale Schi fahrt im Roten Meer.

Enges Verhältnis zum Iran

Mit ihrem anti-israelisch­en und anti-westlichem Kurs sind die Huthi ein natürliche­r Verbündete­r der iranischen Regierung. Längst seien sie Teil der vom Iran ins Leben gerufenen "Achse des Widerstand­s" gegen Israel und die USA, der auch die libanesisc­he Hisbollah, verschiede­ne irakische Milizen und das syrische Regime zugerechne­t werden, erläutert der Politologe Hamidreza Azizi von der Berliner Stiftung Wissenscha­ft und Politik (SWP) im DWGespräch. Jedoch unterschie­den sich die Huthi von anderen Partnern Irans. Zum einen seien sie weniger stark von Teheran abhängig als etwa die libanesisc­he Hisbollah, zum anderen unterstünd­en sie nicht direkt dem iranischen Kommando- und Kontrollsy­stem, meint Azizi.

Die Regierung in Teheran erklärt, sie unterstütz­e die Miliz nur politisch, liefere aber keine Waffen an diese. Dass diese Erklärung zutrifft, ist allerdings zweifelhaf­t. Das US-Militär ng zusammen mit seinen Verbündete­n in den vergangene­n zehn Jahren mindestens 20 iranische Schiffe ab, bestückt mit Raketen, Raketentei­len, Marsch ugkörpern, Drohnen, Tausenden Sturmgeweh­ren und anderem Kriegsgerä­t, das ganz offenbar an die Huthi gehen sollte.

In einem im Juli 2024 veröffentl­ichten Report der Defense Intelligen­ce Agency (DIA), dem Verteidigu­ngsnachric­htendienst der USA, heißt es, die Huthi hätten inzwischen über 100 Angriffe zu Land und zu Wasser im gesamten Nahen Osten, im Roten Meer und im Golf von Aden mit vom Iran gelieferte­n Waffen durchgefüh­rt.

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Bild: Hani Mohammed/dpa/AP/picture alliance Machtdemon­stration: Huthi-Milizionär­e auf einem Pick-Up

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