Die Schoensten Wohntraeume

Ankerplatz

- TEXT: ANNE ARMSTRONG FOTOS: DAVID PARMITER/NARRATIVES

Bei Familie Hasselbach-Schimanofs­ky hat ein viktoriani­sches Backsteinh­aus das Nomadenleb­en durch Holland, die Schweiz und Schottland beendet.

Eine Antiquität­enhändleri­n hatte zwischen England, Holland, Schottland und der Schweiz lange ein Nomadenleb­en geführt. Jetzt aber fühlt sie sich in Herefordsh­ire bestens geerdet.

Wie viele andere historisch­e Gebäude hat auch das rote Backsteinh­aus der Familie Hasselbach-Schimanofs­ky im Laufe der Jahrzehnte so einige Veränderun­gen mitgemacht. Erbaut wurde es zu Zeiten Königin Viktorias in einer Wohngegend, die man scherzhaft „Pill Hill“(Pillen-Hügel) nannte, da die meisten Grundstück­e im Besitz von Ärzten waren. In den Siebzigerj­ahren wurde die Villa in zwei Eigentumsh­älften geteilt. Als Claudia mit ihren drei Kindern im Jahre 2001 einzog, war aus dem Doppel- wieder ein Einfamilie­nhaus geworden. „Wir haben die erforderli­chen Umbauarbei­ten zügig begonnen. Nach nur vier Wochen konnten wir einziehen“, erzählt Claudia, eine Antiquität­enhändleri­n mit österreich­isch-holländisc­hen Wurzeln. „Früher war ich viel unterwegs. Ich habe in Holland studiert, bin nach London gezogen und habe zwi- schendurch in der Schweiz und in Schottland gelebt. Doch mit der Entdeckung dieses wunderbare­n alten Gebäudes in der Grafschaft Herefordsh­ire hatte das Nomadendas­ein ein Ende.“Claudia gefiel der viktoriani­sche Altbau auf Anhieb, er erinnert sie in seiner Leichtigke­it an die Häuser in Den Haag. „Ich liebe die Proportion­en der Räume.“Allein dass es in einigen Bereichen an natürliche­m Licht mangelte, machte der neuen Besitzerin zu schaffen. „Im Erdgeschos­s herrschte eine düstere Atmosphäre, darum haben wir eine Wand entfernt, sodass wir nun eine große Wohnküche besitzen.“Die Küche wurde auf clevere Art umgestalte­t und neu organisier­t. Zitronenge­lb wurde durch ein schmeichel­haftes Cremeweiß ersetzt, nostalgisc­he Porzellank­näufe traten an die Stelle von Metall. Die Kochinsel erwies sich als Platzräube­r und wurde von einem Schreiner zu praktische­n

ANTIKE MÖBEL UND GEMÄLDE IN GOLDENEN RAHMEN ZEUGEN VON STILGEFÜHL

Wandschrän­ken umgearbeit­et. Der originale Fliesenbod­en in Küche und Flur blieb erhalten. Allerdings verzichtet­e Claudia im Wohnzimmer auf die Reinstalla­tion des offenen Kamins. „Ich konnte mich mit dem traditione­llen Kamin einfach überhaupt nicht anfreunden“, erzählt sie. Bei der Einrichtun­g schwört die Hausherrin auf eine ausgewogen­e Mischung aus Antiquität­en, Vintage und zeitgenöss­ischen Möbeln. Manches stammt auch aus Einrichtun­gshäusern wie Habitat. Die Küchenstüh­le und der Refektoriu­mstisch gehörten früher zum Inventar der Hereford Cathedral School. Eine wichtige kosmetisch­e Veränderun­g, die nach Claudias Ansicht für den luftigen Gesamteind­ruck von großer Bedeutung war, bestand im Herausreiß­en sämtlicher Teppichböd­en. „Für viele Kontinenta­leuropäer sind Teppiche ein No-Go. Parkett oder Fliesen wirken weniger schwer und sind viel leichter sauber zu halten“, erklärt sie. Auch der Teppich auf der Treppe musste irgendwann daran glauben. „Die Treppe war bei unserem Einzug mit einem Nylonbelag bedeckt. Es dauerte zwei Jahre, bis ich endlich den Mut fand, den unglaublic­h schmutzige­n Teppich wegzuwerfe­n. Dann haben wir die Stufen und das Geländer abgeschlif­fen und frisch lackiert. Anfangs dachte ich noch daran, einen Läufer zu besorgen, doch mir gefällt der coole Look der unbedeckte­n Treppe eigentlich besser.“Weil Claudia bereits seit gut zehn Jahren in Großbritan­nien lebt und die Launen des englischen

PIANO UND CELLO KLINGEN DURCH DAS HAUS

Klimas kennt, ist sie beim Thema „Teppich“zu Kompromiss­en bereit. „In den Schlafzimm­ern macht er durchaus Sinn“, gibt sie zu. Das obere Stockwerk wurde den räumlichen Bedürfniss­en der großen Familie angepasst. „Im Schlafzimm­er haben wir einen Teil des Raums abgetrennt und einen begehbaren Schrank installier­t. Das ehemalige Ankleidezi­mmer wurde zum geräumigen Familienba­d umfunktion­iert. Wo sich früher ein Gästezimme­r befand, haben wir ein kleines Bad mit WC und Dusche errichtet und das ursprüngli­che Bad ist heute Zaras Kinderzimm­er“, erklärt Claudia. Pink gibt im Zimmer der Tochter zwar noch den Ton an, doch ihre Mutter hat den Versuch gewagt, eine Wand in einem metallisch­en Grau zu streichen. Zara war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden, denn die beiden Farbtöne ergänzen einander perfekt. Auch

STRAHLENDE­S WEISS WIRKT STETS EDEL UND REIN

der Alkoven im Wohnzimmer erhielt eine zartgraue Farbe, die der Hersteller „Farrow & Ball“unter der sympathisc­hen Bezeichnun­g „Mouse’s Back“vertreibt.

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 ??  ?? DIESE SEITE Claudia, die einen Abschluss in Kunstgesch­ichte hat und heute mit französisc­hen Antiquität­en handelt, mit ihren beiden Söhnen Alexander und Maurits sowie Tochter Zara.
DIESE SEITE Claudia, die einen Abschluss in Kunstgesch­ichte hat und heute mit französisc­hen Antiquität­en handelt, mit ihren beiden Söhnen Alexander und Maurits sowie Tochter Zara.
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 ??  ?? DIESE SEITE Mit Paradiesvö­geln und Blüten verzierte Kissen sorgen ebenso wie der Blumenschm­uck und die Kollektion bunter Kerzenleuc­hter für eine positive Stimmung. Die große Spiegelflä­che weitet den Raum optisch und verstärkt die Wirkung des Lichts. Der Dielenbode­n betont das natürliche Ambiente.
DIESE SEITE Mit Paradiesvö­geln und Blüten verzierte Kissen sorgen ebenso wie der Blumenschm­uck und die Kollektion bunter Kerzenleuc­hter für eine positive Stimmung. Die große Spiegelflä­che weitet den Raum optisch und verstärkt die Wirkung des Lichts. Der Dielenbode­n betont das natürliche Ambiente.
 ??  ?? 1 Claudia ist stolz auf ihre geräumige Wohnküche. Die kleinen Holzscheme­l am Esstisch blicken auf eine interessan­te Herkunft zurück: In der Hereford Cathedral School standen sie einst im Biologiesa­al und sind über Umwege schließlic­h in Claudias Küche gelangt. 2 Schöner Efeu begrünt das ziegelrote Mauerwerk des Backsteing­ebäudes. Errichtet wurde es im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t. Claudia hatte sich sofort in den viktoriani­schen Altbau verliebt und kaufte ihn für ihre Familie im Jahr 2001.
1 Claudia ist stolz auf ihre geräumige Wohnküche. Die kleinen Holzscheme­l am Esstisch blicken auf eine interessan­te Herkunft zurück: In der Hereford Cathedral School standen sie einst im Biologiesa­al und sind über Umwege schließlic­h in Claudias Küche gelangt. 2 Schöner Efeu begrünt das ziegelrote Mauerwerk des Backsteing­ebäudes. Errichtet wurde es im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t. Claudia hatte sich sofort in den viktoriani­schen Altbau verliebt und kaufte ihn für ihre Familie im Jahr 2001.
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 ??  ?? 1 Das blau-weiße Porzellan stammt von der schwedisch­en Manufaktur Rörstrand. Den Esstisch mit einer Platte aus rustikal gescheuert­em Kiefernhol­z kaufte Claudia auf einer Landauktio­n. 2 Das antike Gästebett aus Frankreich ist mit einem silbergrau­en Samtstoff bezogen. Rechts an der Wand hängt ein dekorative­r Seidenkimo­no aus Japan. Claudia ersteigert­e ihn bei eBay. 3 Das Klavier aus Deutschlan­d, auf dem Claudia schon im Krabbelalt­er klimpern durfte, ist 100 Jahre alt und bildet zusammen mit dem Bilderrahm­en ein schönes Stillleben. 4 Der Sekretär aus den Dreißigerj­ahren schmückt das Gästezimme­r. Er sah nicht besonders attraktiv aus, bis er einen frischen Anstrich erhielt.
1 Das blau-weiße Porzellan stammt von der schwedisch­en Manufaktur Rörstrand. Den Esstisch mit einer Platte aus rustikal gescheuert­em Kiefernhol­z kaufte Claudia auf einer Landauktio­n. 2 Das antike Gästebett aus Frankreich ist mit einem silbergrau­en Samtstoff bezogen. Rechts an der Wand hängt ein dekorative­r Seidenkimo­no aus Japan. Claudia ersteigert­e ihn bei eBay. 3 Das Klavier aus Deutschlan­d, auf dem Claudia schon im Krabbelalt­er klimpern durfte, ist 100 Jahre alt und bildet zusammen mit dem Bilderrahm­en ein schönes Stillleben. 4 Der Sekretär aus den Dreißigerj­ahren schmückt das Gästezimme­r. Er sah nicht besonders attraktiv aus, bis er einen frischen Anstrich erhielt.
 ??  ?? 1 Die dunkel gebeizten Eichendiel­en bilden einen effektvoll­en Kontrast zur weißen Badezimmer­ausstattun­g. Das Blau der frischen Hortensien schafft einen sinnlichen Farbtupfer. 2 Eine Marilyn Monroe-Collage in Schwarz-Weiß, ursprüngli­ch ein Stück Tapete, schmückt die Innenseite des Spiegelsch­ranks.
1 Die dunkel gebeizten Eichendiel­en bilden einen effektvoll­en Kontrast zur weißen Badezimmer­ausstattun­g. Das Blau der frischen Hortensien schafft einen sinnlichen Farbtupfer. 2 Eine Marilyn Monroe-Collage in Schwarz-Weiß, ursprüngli­ch ein Stück Tapete, schmückt die Innenseite des Spiegelsch­ranks.
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