Teehausflair
Eintreten, sich zu Hause fühlen, bleiben. Aus einem alten Backsteinhaus hat Ina van Doorn einen besonderen Ort geschaffen.
Sehen Sie, wie Ina van Doorn aus einem alten Backsteinhaus einen ganz besonderen Wohlfühlort schuf.
Umgeben von Obstbäumen und einem großen Garten liegt am Rand der niederländischen Stadt Eschede das nostalgische Teehaus „Sparkel in’t Bos“, was übersetzt so viel heißt wie „Sparkel im Wald“. Vor den Glasscheiben des Wintergartens segeln die ersten bunten Blätter zu Boden, bald wird hier das Knistern des Holzofens die heimelige Atmosphäre noch unterstreichen. „Früher war dies eine offene Veranda“, erzählt Teehaus-Besitzerin Ina van Doorn. Es sei nur naheliegend gewesen, daraus einen weiteren Raum zu gestalten, in dem die Gäste jetzt im Herbst wärmende, hausgemachte Eintöpfe und Apfelkuchen mit selbstgemachter Vanillesoße genießen und dabei Eichhörnchen und Vögel beobachten können. Doch das war längst nicht die einzige Veränderung, die Ina vornahm, als sie das über 100 Jahre alte Gebäude 2011 kaufte.
EINE EINMALIGE CHANCE
Damals war es sehr heruntergekommen. Die Stadt hatte es von einer Familie erworben, die hier ein ganzes Jahrhundert lang ein Café und ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieben hatte. In den letzten Jahren stand es leer. Schon länger hatte Ina, die mit ihrem Mann Johnny ganz in der Nähe wohnt, ein Auge auf das hübsche Objekt geworfen. Eines
Jedes Teeservice ist anders, aber eines verbindet sie: Sie haben alle eine Geschichte zu erzählen.
Tages stand es dann tatsächlich zum Verkauf. Ina zögerte keine Sekunde. Die heute 62-Jährige muss lachen, als sie sich an den Tag ihrer ersten Besichtigung erinnert: „Als Johnny das Chaos innen sah, ergriff er die Flucht und erklärte mich für verrückt“. Die Wände waren überall vertäfelt und es hieß, im gesamten Gebäude sei sehr viel giftiger Asbest verbaut worden. Dennoch war Ina fasziniert von den vielen historischauthentischen Details wie etwa den schönen Bleiglasfenstern und den alten Holzdecken. Sie begab sich regelrecht auf Schatzsuche, legte alles frei und gab dem alten Juwel seinen Glanz zurück. Heute fällt den Gästen, die das Teehaus betreten, nur ein Wort ein: urgemütlich. Liebevoll restaurierte Holztische, Stühle und Anrichten vom Flohmarkt sowie vergilbte Portraits an den Wänden und Omas Blümchengeschirr: All das verströmt ein seelenwärmendes, nostalgisches Flair, in dem sich jeder sofort wohlfühlt.
HARMONISCHER MIX
Das Besondere: Jeder Raum hat sein ganz eigenes Ambiente. „Ich mag keine Massenware, sondern Dinge, die eine Geschichte haben. Jedes Teeservice und jeder Stuhl ist bei mir anders. Das kann aber auch schnell den Charakter eines Trödelladens
Achtsamkeit und die Liebe zum Detail sind es, die diesem Ort eine ganz besondere Wärme geben.
annehmen“. Um dies zu vermeiden, wählte Ina für jedes Zimmer ein anderes Thema. Für die „Crockery“fand sie eine Tapete mit Servierplatten und drapierte an den Wänden echtes Porzellan, aus dem Raum dahinter wurde „Woodlands“– mit einer Baumtapete und Hirschgeweihen. Manchmal bringen auch Gäste Geschirr oder Möbel mit, etwa von ihren verstorbenen Eltern. „Das kann dann sehr emotional werden“, sagt Ina. „Ich decke den Tisch mit den Erbstücken, wir trinken Tee, essen Apfelkuchen und die Kinder erzählen von früher. Da kommen mir oft die Tränen“. Fast von jedem Service oder Möbel kennt die Gastronomin die Geschichte. Sie zeigt auf einen weiß lackierten Tisch mit kunstvoll gedrechselten Beinen. „Den hat mir ein Nachbar mit seinem Traktor gebracht, nachdem er ihn völlig verdreckt vor einem Studentenwohnheim gefunden hatte.“
OASE IM ALLTAGSTRUBEL
Rückblickend ist die Niederländerin froh, dass sie damals die Gelegenheit ergriffen hat. Vielen Dingen hat sie ein zweites Leben geschenkt – nur die Küche und die sanitären Anlagen sind modern. Das war ihr bei aller Liebe zu Antiquitäten wichtig. „Die Gäste fühlen sich hier wie zuhause – das ist das größte Kompliment, das mir irgendjemand machen kann!“
Wenn es kühler wird, ersetzen Fellkissen und wollene Karostoffe die bunten Baumwollstoffe im Café.