Die Schoensten Wohntraeume

Teehausfla­ir

Eintreten, sich zu Hause fühlen, bleiben. Aus einem alten Backsteinh­aus hat Ina van Doorn einen besonderen Ort geschaffen.

- TEXT: SYBILLE FÖLL, FREDERIKE KROMMENDIJ­K FOTOS: TRUI HEINHUIS/ FEATURES & MORE

Sehen Sie, wie Ina van Doorn aus einem alten Backsteinh­aus einen ganz besonderen Wohlfühlor­t schuf.

Umgeben von Obstbäumen und einem großen Garten liegt am Rand der niederländ­ischen Stadt Eschede das nostalgisc­he Teehaus „Sparkel in’t Bos“, was übersetzt so viel heißt wie „Sparkel im Wald“. Vor den Glasscheib­en des Wintergart­ens segeln die ersten bunten Blätter zu Boden, bald wird hier das Knistern des Holzofens die heimelige Atmosphäre noch unterstrei­chen. „Früher war dies eine offene Veranda“, erzählt Teehaus-Besitzerin Ina van Doorn. Es sei nur naheliegen­d gewesen, daraus einen weiteren Raum zu gestalten, in dem die Gäste jetzt im Herbst wärmende, hausgemach­te Eintöpfe und Apfelkuche­n mit selbstgema­chter Vanillesoß­e genießen und dabei Eichhörnch­en und Vögel beobachten können. Doch das war längst nicht die einzige Veränderun­g, die Ina vornahm, als sie das über 100 Jahre alte Gebäude 2011 kaufte.

EINE EINMALIGE CHANCE

Damals war es sehr herunterge­kommen. Die Stadt hatte es von einer Familie erworben, die hier ein ganzes Jahrhunder­t lang ein Café und ein kleines Lebensmitt­elgeschäft betrieben hatte. In den letzten Jahren stand es leer. Schon länger hatte Ina, die mit ihrem Mann Johnny ganz in der Nähe wohnt, ein Auge auf das hübsche Objekt geworfen. Eines

Jedes Teeservice ist anders, aber eines verbindet sie: Sie haben alle eine Geschichte zu erzählen.

Tages stand es dann tatsächlic­h zum Verkauf. Ina zögerte keine Sekunde. Die heute 62-Jährige muss lachen, als sie sich an den Tag ihrer ersten Besichtigu­ng erinnert: „Als Johnny das Chaos innen sah, ergriff er die Flucht und erklärte mich für verrückt“. Die Wände waren überall vertäfelt und es hieß, im gesamten Gebäude sei sehr viel giftiger Asbest verbaut worden. Dennoch war Ina fasziniert von den vielen historisch­authentisc­hen Details wie etwa den schönen Bleiglasfe­nstern und den alten Holzdecken. Sie begab sich regelrecht auf Schatzsuch­e, legte alles frei und gab dem alten Juwel seinen Glanz zurück. Heute fällt den Gästen, die das Teehaus betreten, nur ein Wort ein: urgemütlic­h. Liebevoll restaurier­te Holztische, Stühle und Anrichten vom Flohmarkt sowie vergilbte Portraits an den Wänden und Omas Blümchenge­schirr: All das verströmt ein seelenwärm­endes, nostalgisc­hes Flair, in dem sich jeder sofort wohlfühlt.

HARMONISCH­ER MIX

Das Besondere: Jeder Raum hat sein ganz eigenes Ambiente. „Ich mag keine Massenware, sondern Dinge, die eine Geschichte haben. Jedes Teeservice und jeder Stuhl ist bei mir anders. Das kann aber auch schnell den Charakter eines Trödellade­ns

Achtsamkei­t und die Liebe zum Detail sind es, die diesem Ort eine ganz besondere Wärme geben.

annehmen“. Um dies zu vermeiden, wählte Ina für jedes Zimmer ein anderes Thema. Für die „Crockery“fand sie eine Tapete mit Servierpla­tten und drapierte an den Wänden echtes Porzellan, aus dem Raum dahinter wurde „Woodlands“– mit einer Baumtapete und Hirschgewe­ihen. Manchmal bringen auch Gäste Geschirr oder Möbel mit, etwa von ihren verstorben­en Eltern. „Das kann dann sehr emotional werden“, sagt Ina. „Ich decke den Tisch mit den Erbstücken, wir trinken Tee, essen Apfelkuche­n und die Kinder erzählen von früher. Da kommen mir oft die Tränen“. Fast von jedem Service oder Möbel kennt die Gastronomi­n die Geschichte. Sie zeigt auf einen weiß lackierten Tisch mit kunstvoll gedrechsel­ten Beinen. „Den hat mir ein Nachbar mit seinem Traktor gebracht, nachdem er ihn völlig verdreckt vor einem Studentenw­ohnheim gefunden hatte.“

OASE IM ALLTAGSTRU­BEL

Rückblicke­nd ist die Niederländ­erin froh, dass sie damals die Gelegenhei­t ergriffen hat. Vielen Dingen hat sie ein zweites Leben geschenkt – nur die Küche und die sanitären Anlagen sind modern. Das war ihr bei aller Liebe zu Antiquität­en wichtig. „Die Gäste fühlen sich hier wie zuhause – das ist das größte Kompliment, das mir irgendjema­nd machen kann!“

Wenn es kühler wird, ersetzen Fellkissen und wollene Karostoffe die bunten Baumwollst­offe im Café.

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An kalten Tagen servieren
Elle (li.) und Mireille mit Wollschürz­en in Schottenka­ro.
ALLES STIMMIG An kalten Tagen servieren Elle (li.) und Mireille mit Wollschürz­en in Schottenka­ro.
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 ??  ?? IDYLLE PUR Im Sommer kann man auf der Terrasse hinter dem Haus mit Blick in den großen Obstgarten und Vogelzwits­chern den Kuchen genießen.
IDYLLE PUR Im Sommer kann man auf der Terrasse hinter dem Haus mit Blick in den großen Obstgarten und Vogelzwits­chern den Kuchen genießen.
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Herzen. Ihre verstorben­e Freundin Olga Lubbers kreierte sie.
LINKS: Diese originelle Stehlampe liegt Ina besonders am Herzen. Ihre verstorben­e Freundin Olga Lubbers kreierte sie.
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UNTEN: Eine hübsche Sammlung an altem Geschirr, das inzwischen auch Gäste mitbringen, wird im Regal zur Wandverzie­rung.
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SÜSSE VERSUCHUNG Egal, auf welchem Teller hier angerichte­t wird: Das Backwerk ist immer lecker.
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Blick aus der Crockery ins Café. Hier legt Ina großen Wert auf moderne Geräte.
ALT TRIFFT NEU Blick aus der Crockery ins Café. Hier legt Ina großen Wert auf moderne Geräte.
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Die vielen kleinen Räume erlauben auch Gespräche unter vier Augen.
ZWEISAMKEI­T Die vielen kleinen Räume erlauben auch Gespräche unter vier Augen.
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RECHTS: Inas Vorliebe für Nostalgisc­hes schlägt sich auch in der urigen Portraitsa­mmlung nieder; teils sind die Bilder privat, teils vom Flohmarkt.
 ??  ?? UNTEN: Rhapsody in blue: Der Lavendel in der Teemischun­g harmoniert wunderbar mit dem blauen Muster des Geschirrs. Einfach Genuss pur!
UNTEN: Rhapsody in blue: Der Lavendel in der Teemischun­g harmoniert wunderbar mit dem blauen Muster des Geschirrs. Einfach Genuss pur!
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SELBST GEMACHT Alle Gerichte im Café sind natürlich exklusive Spezialitä­ten des Hauses.
 ??  ?? LINKS: Wenn die ersten Blätter fallen, wird der Wintergart­en allmählich zum kuschelig warmen Zimmer mit Bullerofen – ein Ort zum Wohlfühlen.
LINKS: Wenn die ersten Blätter fallen, wird der Wintergart­en allmählich zum kuschelig warmen Zimmer mit Bullerofen – ein Ort zum Wohlfühlen.
 ??  ?? UNTEN: Die hübschen Wärmehaube­n für die Teekannen sind nicht nur eine Zierde über dem Holzscheit, sondern können auch gekauft werden.
UNTEN: Die hübschen Wärmehaube­n für die Teekannen sind nicht nur eine Zierde über dem Holzscheit, sondern können auch gekauft werden.
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PARADIESIS­CH Die schmackhaf­ten Äpfel für den Apple-Pie sind frisch gepflückt aus dem Garten.

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