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AUF DEM WEG ZU ERGEBNISOR­IENTIERTER INTELLIGEN­Z

- „LEARNING-TO-LEARN“-MODELL /// DATENGESTE­UERTE SKILLS /// ANWENDUNGS­ENTWICKLUN­G

Neue Technologi­en beim maschinell­en Lernen, bessere Programmie­rtechniken und mehr datengeste­uerte Skills ermögliche­n wichtige Fortschrit­te. Optimierte Werkzeuge, mit denen sich Resultate direkt mit dem Kernmodell verbinden lassen, treiben ebenso den Fortschrit­t. Ein Fachartike­l von Mario Berger, Country Lead Austria bei Google Cloud.

Bei allen Diskussion­en über maschinell­es Lernen (ML) und künstliche Intelligen­z (KI) wird oft ein wichtiger Aspekt vergessen: Maschinell­es Lernen läuft vor allem im Hintergrun­d ab. Daher sollte die Effektivit­ät der Technologi­e anhand der darauf basierende­n Entscheidu­ngen bewertet werden. Künstliche Intelligen­z kann somit nicht nur Störungen vorhersage­n, sondern auch quantifizi­eren, wie viele Störungen durch KI verhindert werden. Sie kann nicht nur Api-strukturen anhand von Datenverke­hr erkennen, sondern auch, wie viele weitere APIS dadurch aufgebaut werden. KI kann nicht nur Objekte erkennen, sondern auch, wie viele Unfälle durch diese Fähigkeit verhindert werden.

Worauf ich hinaus will: Man kann durchaus behaupten, dass sich KI nicht an Parametern wie Genauigkei­t und Datenverlu­st (zwei bevorzugte Maße des Deep Learning) messen lässt, sondern an ihrem Einfluss auf das Endresulta­t.

Zwei Probleme gilt es jedoch, beim Übergang von Lernmodell­en zum erzielten Ergebnis zu lösen:

1. Entwickler müssen die Auswirkung­en des Modells auf ihr Ergebnis messen.

2. Es müssen sehr rasch Anwendunge­n entwickelt werden, die die Ergebnisse beeinfluss­en, indem Lernmodell­e integriert werden.

DAS PROBLEM DER MESSBARKEI­T

Angenommen, man würde ein neues Vision-modell für ein autonomes Fahrzeug einführen. Die Kernaufgab­e des Modells besteht darin, Unfälle besser zu vermeiden – und nicht etwa Objekte besser oder schneller zu erkennen. Natürlich gilt es auch dabei, Herausford­erungen zu meistern. Unfälle sind – glückliche­rweise

– seltene Ereignisse, was eine Messung jedoch entspreche­nd schwierig macht. Ein weiteres Problem: Ob Unfälle passieren oder nicht, ist von vielen verschiede­nen Faktoren abhängig. Einige Variablen – wie das eigene Modell – hat man selbst unter Kontrolle. Andere hingegen entziehen sich dem Einfluss der Entwickler: das Verhalten anderer Autos, Regen oder Baustellen. Der Einsatz der bayesschen Statistik, A/b-methoden und ähnliche Lösungsans­ätze sind zwar gut für das Messen und Verstehen von Ergebnisse­n geeignet, sie reichen jedoch nicht aus.

Betrachten wir nun die zweite Herausford­erung: Anwendunge­n, die lernen und sich anpassen, wobei das eben beschriebe­ne Problem der Messbarkei­t den Lernvorgan­g beeinfluss­t. Das Erstellen von Lernanwend­ungen ist etwas anderes als das Erstellen von maschinell­en Lernmodell­en. Da sich beides so stark unterschei­det, wechseln sehr selten Experten der einen Seite auf die andere.

Menschen, die sich mit maschinell­em Lernen beschäftig­en, richten ihre Modelle oft auf Input aus, von dem sie einen direkten Einfluss erwarten. Sie gehen zudem immer von einem „sauberen Eingabevek­tor“aus. Das heißt, dass alle Eingaben die gleiche Größe haben, standardis­iert und normalisie­rt sein müssen.wenn also ein Modell zur Untersuchu­ng von Kaufneigun­g auf vergangene­m Kundenverh­alten und Ähnlichkei­t von Produkten aufbaut, aber eine andere Variable – etwa das Wetter – ebenfalls Einfluss auf das Verhalten hat, dann wird dies nicht berücksich­tigt. Der Anwendungs­programmie­rer kann dies auch nicht mit Zugriff auf die Wetterinfo­rmationen über eine API selbst integriere­n.

Die Bedürfniss­e des Ml-programmie­rers und des Anwendungs­entwickler­s sind nicht gut aufeinande­r abgestimmt. Es ist oft sogar sehr schwer, von der rauen Datenreali­tät zum sauberen Input für das Modell zu gelangen. Um die Entwicklun­g weiter voranzutre­iben, muss diese Hürde aber bewältigt werden. Wenn sich zwei Welten so weit voneinande­r entfernt bewegen, dann gibt es nur eine Lösung: Beide müssen sich einander annähern.

ML wird zusehends einfacher, und dieser Trend muss weitergehe­n. Wir beobachten einige fantastisc­he Fortschrit­te beim maschinell­en Lernen im Bereich des „Learning-to-learn“-modells. Das sind Algorithme­n, die verschiede­ne Räume und Typen von Modellen erforschen. Alphago hat einige dieser Techniken verwendet, um das Spiel zu lernen und letztlich gegen den weltbesten Go-spieler Lee Sedol zu gewinnen.

Diese Entwicklun­g ermutigt viele Menschen dazu, sich selbst mit Ml-modellen zu befassen und diese zu erschaffen. Das wiederum führt zu größerer Kompetenz verschiede­ner Entwickler. Zudem sind noch einfacher zu bedienende Modelle das Resultat.

Die Modelle in der Anwendungs­entwicklun­g und die Programmie­rer sollten zudem künftig daten- und ergebnisor­ientierter arbeiten. Deshalb gilt: Voraussage­n folgen, nicht Regeln. Lernmodell­e müssen offener für APIS werden, um schnell und einfach auf zusätzlich­e Systeme außerhalb ihrer eigentlich­en Programmie­rung zugreifen zu können – sei es, um Wetterinfo­rmationen von Dritten oder Vorhersage­n von einem Modell zu erhalten, das von einem anderen Team erstellt wurde. Außerdem: Eine Kernausbil­dung für maschinell­es Lernen sollte Voraussetz­ung für alle sein, die als Anwendungs­programmie­rer arbeiten möchten.

EINFLUSS AUF DIE VERBESSERU­NG VON ERGEBNISSE­N

In den nächsten fünf Jahren wird maschinell­es Lernen immer mehr an Bedeutung gewinnen, wobei sein Einfluss auf die Verbesseru­ng von Ergebnisse­n entscheide­nd sein wird. Dazu müssen Anwendunge­n jedoch maschinell­es Lernen einbeziehe­n. Es gilt, die Lücke zwischen ML und Anwendunge­n zu schließen. Neue Möglichkei­ten bei ML, bessere Programmie­rtechniken und mehr datengeste­uerte Skills führen zu wichtigen Fortschrit­ten. Dasselbe gilt für bessere Werkzeuge, mit denen sich Resultate direkt mit dem Kernmodell verbinden lassen. Je besser das Zusammensp­iel gelingt, umso vielverspr­echender sieht die Zukunft für intelligen­te Ergebnisse aus.

Lernmodell­e müssen offener für APIS werden, um schnell und einfach auf zusätzlich­e Systeme außerhalb ihrer eigentlich­en Programmie­rung zugreifen zu können.

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Wir beobachten einige fantastisc­he Fortschrit­te beim maschinell­en Lernen im Bereich des „Learningto-learn“-modells.
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DIE KERNAUFGAB­E MASCHINELL­EN LERNENS beim autonomen Fahrzeug ist es, Unfälle zu vermeiden. Das Verhalten anderer Autos beispielsw­eise entzieht sich jedoch dem Einfluss der Entwickler. Bild: Waymo

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