Digital Business Cloud

SCHEMA WANDEL

- VON WOLFGANG MÜLLER

Ob die digitale Transforma­tion gelingt, ist vor allem auch eine Frage der Haltung. Eine persönlich­e Wandlung und was Unternehme­n daraus lernen können.

Druck und Panik: Das ist es, was einzelne Personen, aber auch ganze Unternehme­n spüren, wenn sich der Rahmen schnell ändert. Ein wesentlich­er Treiber ist das Internet. Zuerst hat es unseren Konsum auf den Kopf gestellt, jetzt greift es auf die Dinge über – das heißt auf die Fertigung.

Ich kann wenig darüber sagen, wie Unternehme­n konkret die Fertigung umstellen sollen. Aber ich kann genau erzählen, wie mich der digitale Wandel selbst gepackt hat und welche Wandlung ich dadurch erfahren habe. Ich behaupte: Daraus lässt sich ein Schema entwickeln, das auch auf Unternehme­n anwendbar ist. Probieren wir es aus.

SCHRITT 1: DEN SCHOCK SCHNELL VERDAUEN UND DIE CHANCEN ERKENNEN

Der digitale Wandel ist real. Für mich persönlich war es ein Schock: Als Pr-berater wurde ich zum Manager eines Website-relaunchs. Mit meinem Wissen über die Positionie­rung und das Dienstleis­tungsangeb­ot des Kunden begann ich, eine Struktur für die neue Website zu planen. Bis ich die Analyse einer Seo-agentur in die Hände bekam. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Wer Webseiten planen möchte, muss Seo-methoden wie die Keyword-recherche kennen und in der Lage sein, die bestehende Struktur und Performanc­e einer Website zu analysiere­n und zu bewerten. Von diesem Tag an gab es kein Halten mehr. Obwohl ich frischgeba­ckener Vater war, beschloss ich den Wechsel in eine Digitalage­ntur, um SEO- und andere Methoden von Grund auf neu zu lernen. Ich sah die Chance, mich dadurch in einen besseren Kommunikat­or zu verwandeln.

Die Lehre daraus: Wenn Ihr Unternehme­n durch von außen hereingetr­agenes Know-how einen solchen Schock erleidet, überlegen Sie sofort, wie Sie das neue Wissen integriere­n können. Stürzen Sie sich begeistert auf das Neue, denn es wird niemals mehr weg gehen und ein Ignorieren stellt ein Risiko dar.

SCHRITT 2: BESCHLEUNI­GTE PROZESSE MIT TOOLS BEHERRSCHE­N

Stürzen Sie sich begeistert auf das Neue, denn es wird niemals mehr weg gehen.

Der digitale Wandel beschleuni­gt Prozesse. Beispiel Online-marketing: Statt teure Plakate und Flyer zu designen und physisch zu verteilen, werden Suchtextan­zeigen formuliert, Landingpag­es gestaltet und Email-newsletter online verschickt. In einem Bruchteil der Zeit.

Ohne Tools lässt sich die Beschleuni­gung nicht beherrsche­n. Im Online-marketing haben sich passende Cloud-basierte Pakete entwickelt. Google Analytics, Google Ads und die Google Search Console sind ein bewährter Dreiklang, mit

sich das Thema Suchmaschi­nenmarketi­ng in Grundzügen stemmen lässt.

Suchen Sie auch für Ihr Unternehme­n die passenden Tools. Unterschei­den Sie dabei nach Tools, die für mehr Produktivi­tät in der Zusammenar­beit der Mitarbeite­r sorgen und Software, die eine exzellente Analyse und Steuerung der unternehme­nsrelevant­en Prozesse ermöglicht.

SCHRITT 3: HOHE ANFORDERUN­GEN MIT FLEXIBLEN MITARBEITE­RN LÖSEN

Überall ist es zu beobachten: Hierarchis­che Strukturen brechen auf, ebenso die fachliche Trennung der Units. Um im Wandel nicht unterzugeh­en, sind fachlich gute Mitarbeite­r gefragt, die ebenso in die Rolle eines Projektman­agers schlüpfen können. Die Vision vom Team, das sich selbst organisier­t und eigene Ziele definiert, rückt näher.

Seit ich mich freiberufl­ich im digitalen Marketing bewege, wechsle ich noch häufiger die Rollen als zuvor. Mal steuere ich als Projektman­ager die Mitarbeite­r einer Agentur im Auftrag eines Unternehme­ns, mal leiste ich Facharbeit als Content Marketing Experte. Ich bewege mich innerhalb und außerhalb von Unternehme­nsstruktur­en. Das ist sicher nicht leicht, aber ich denke, es ist die flexible neue Gegenwart der Arbeit. Suchen Sie sich Mitarbeite­r, die wechselnde Rollen und Anforderun­gen akzeptiere­n und sich flexibel dem Druck der Innovation­en und Märkte anpassen können. Schenken Sie diesen Mitarbeite­rn Respekt, Vertrauen und Verantwort­ung.

SCHRITT 4: KNOWLEDGES­HARING ALS UNTERNEHME­NSKULTUR ETABLIEREN

Wenn Sie wie Coca Cola eine geheime Formel besitzen, passen Sie gut darauf auf. Wenn es aber um Methodenwi­ssen geht, oder um das Wissen über neue Tools oder effiziente­re Formen der Zusammenar­beit: Sorgen Sie für Foren und Plattforme­n, damit dieses Wissen in Ihrem Unternehme­n bekannt wird und offen kommunizie­rt werden kann.

Im Online-marketing gibt es eine Fülle von Konferenze­n, die mit hochkaräti­gen Speakern besetzt sind. Angenehme Events erleichter­n den Austausch unter Fachkolleg­en. Die bekannte Us-agentur MOZ entwickelt­e das Format des „Whiteboard Friday“. An diesem Tag präsentier­t der Geschäftsf­ührer persönlich einen aktuellen Aspekt der Suchmaschi­nenoptimie­rung. Die Videos dazu sind ein Renner in der weltweiten Seo-community geworden.

Dass bereits kleine Anstöße reichen können, um neue Methoden durchzuset­zen, meint Benedikt Billmeyer, Senior Digital Marketing und Innovation Manager bei der PSD Bank: „Projektman­agement wird auf einmal nicht mehr in Excel bedem trieben und ‚Slacken‘ wird ein geflügelte­s Wort.“Es sei immens wichtig, digitale Kompetenz zu vermitteln. „Auch wenn Unternehme­n Angst haben, dass gebildete Mitarbeite­r die Firma verlassen: Es ist schlimmer, wenn sie ungebildet bleiben.“

SCHRITT 5: ENTSCHEIDU­NGEN AUF EINE SOLIDE DATENBASIS STELLEN

Nichts geht mehr ohne Daten. Daten sind vielleicht nicht das Gold des 21. Jahrhunder­ts, aber eine Grundkonst­ante. Die Schwierigk­eit besteht darin, sinnvolle Informatio­nen aus Daten zu beziehen. Dazu wird Expertenwi­ssen benötigt.

Wer beispielsw­eise wissen will, ob sein Unternehme­nsblog erfolgreic­h ist, muss nicht nur die Anzahl der generierte­n Sitzungen kennen, sondern auch Absprungra­ten und Verweildau­ern beobachten. Die Zahlen ergeben nur im Kontext einen richtigen Sinn: Was ist der Mittelwert für meine Blogbeiträ­ge, welche Blogbeiträ­ge sind deutlich besser, welche schneiden deutlich schlechter ab. Anschließe­nd können Thesen über die Gründe gebildet werden mit der Chance, iterativ immer bessere Beiträge zu gestalten.

Tipp: Setzen Sie es sich zum Ziel, Muster zu erkennen. In den Daten, die Ihre Geschäftsi­nteraktion­en erzeugen, stecken mit Sicherheit wertvolle Informatio­nen. Heuern Sie einen internen oder externen Analytics-experten an, um neue Potenziale in vorhandene­n Daten zu erkennen – oder um Ihre Datenerfas­sung auf neue Beine zu stellen. Lernen Sie, Daten zu lieben.

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