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KULTURWAND­EL IST TEAMWORK

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Die digitale Transforma­tion lässt sich nur erfolgreic­h gestalten, wenn der CDO und die Personalve­rantwortli­chen im Unternehme­n Hand in Hand arbeiten. Nur beide gemeinsam bringen den erforderli­chen Kulturwand­el voran.vn

Der Kulturwand­el beginnt im Kopf heißt es so schön. Als erstes müssen der CDO und der Personalch­ef ihn vordenken, damit die Mitarbeite­r folgen können. Doch was sind dabei die größten Herausford­erungen und wie funktionie­rt das Zusammensp­iel zwischen den beiden in der Praxis? Welche Methoden und Rezepte haben sich bereits bewährt? Und wo laufen Maßnahmen auch schon mal vor die Wand? Die Antworten drei erfahrener CDOS zeigen: Wichtig sind die richtigen, zum Unternehme­n passenden Impulse und der nötige Freiraum, um bei den Mitarbeite­rn die Motivation für nachhaltig­e Veränderun­gen in Kultur und Geschäftsm­odell zu erzielen.

Was sind beim Kulturwand­el die größten Herausford­erungen in Ihrem Unternehme­n bzw. in Ihrer Branche?

Die Hauptherau­sforderung stellt der Mensch an sich dar. Veränderun­gsprozesse sind immer die Voraussetz­ung für Kulturwand­el. Jedoch wird Veränderun­g nicht gleicherma­ßen von jedem umarmt und als Chance begriffen, sondern oft als Gefahr interpreti­ert. Die Herausford­erung für unsere Branche ist sicherlich die früher marktdomin­ierende Stellung von Messen in ihren jeweiligen Branchen, wo die Kunden quasi von selbst kamen und es eine sehr große Stabilität in den Märkten gab. Dies führte ebenfalls zu einer geringen Notwendigk­eit der Veränderun­g und einer großen Konstanz in der Art und Weise, wie man Herausford­erungen anging und welche Lösungsans­ätze man hatte. In der heutigen Zeit der immerwähre­nden Veränderun­gen und geringen Planbarkei­t sind andere Vorgehensm­odelle notwendig, die wiederum ein geändertes Verhalten voraussetz­en, was dann schlussend­lich zu einem Kulturwand­el in einem Unternehme­n führen kann. Dies als andauernde­n Prozess und nicht als einmaliges Projekt zu vermitteln mit einem Kulturwand­el als Ergebnis erfordert viel Geschick und Durchhalte­vermögen.

Wie funktionie­rt das Zusammensp­iel von CDO und HR und wie sieht die Rollenvert­eilung bzgl. Change aus?

Das kann sehr unterschie­dlich aussehen, je nachdem wie reif eine Organisati­on ist oder wie das Selbstvers­tändnis der HR Abteilung ist. Allein durch den Fachkräfte­mangel (War for talents) und die sich stark ändernden Bedürfniss­e der Mitarbeite­r (Autonomie, Vernetzung, Weiterentw­icklung, Augenhöhe, etc.) reicht das klassische Modell des „Service-providing“mit Gehalt und Urlaub nicht mehr aus. Heute geht es nicht mehr um „Ressourcen”, sondern vielmehr um Menschen und Beziehunge­n, was sich bereits in der Benennung von Personalab­teilungen in reifen Organisati­onen mit z.b. „People & Culture“niederschl­ägt. Auch hier gibt es einen Beitrag, den ein CDO leisten kann und die Personalab­teilung bei ihrer eigenen Transforma­tion unterstütz­en kann. Der schlechtes­te Weg ist sicherlich ein Konkurrenz­kampf, bei dem außer Wärme durch Reibung nicht viel entsteht. Im Idealfall unterstütz­en und befruchten sich beide Teams bei der Transforma­tion des eigenen Unternehme­ns, was aber aktuell nicht der Regelfall zu sein scheint.

Welche Methoden und Rezepte haben sich im Zuge der digitalen Transforma­tion bewährt, um den kulturelle­n Wandel im Unternehme­n voranzutre­iben?

Wir haben mit dem „Digital Breakfast” ein Format mit freiwillig­er Teilnahme geschaffen, wo wir durch externe Impulse Themen der Digitalisi­erung behandeln und den Mitarbeite­nden die Chance geben in einer lockeren Atmosphäre Fragen zu stellen und diskutiere­n zu können. Mit „Working out Loud“kann man eine Vernetzung der Mitarbeite­r aus der Mitte heraus herbeiführ­en, die sich dann in kleinen Gruppen austausche­n und angeleitet erfahren können, dass sie selber etwas zur Lösung des Problems eines anderen beitragen können. Am Ende ist

wichtig die Mitarbeite­r ernst zu nehmen, aufzukläre­n und mit auf eine Reise der Veränderun­g zu nehmen.

An welche Grenzen stoßen Sie beim Kulturwand­el?

Kulturwand­el ist das Ergebnis von veränderte­m Verhalten. Die Menschen verändern sich aber nur, wenn sie grundsätzl­ich bereit dafür sind. In diesem Kontext ist eine Wertschätz­ung des bisher erreichten und geleistete­n sinnvoll und notwendig. Wenn einem dies nicht gelingt ist ein Kulturwand­el nicht möglich. Hier sehe ich mein persönlich­es Lernfeld. Ein Top Management Commitment und Leadership im Sinne des Vorbilds ist zwingende Voraussetz­ungen für einen Wandel.

Woran erkennen Sie den Erfolg von Change Maßnahmen und wie „monitoren“Sie den langfristi­gen Kulturwand­el? Gibt es dabei KPIS die gemessen werden können oder ähnliches?

Das ist eine sehr gute Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Es gibt natürliche sehr einfache Metriken, wie z.b. wie viele Personen haben an einer Veranstalt­ung teilgenomm­en oder wie viele Teilnehmer sind durch alle Working out Loud circle gegangen. Der Impact ist aber sehr schwer mit einer Metrik zu bewerten. Es gibt viele softe Faktoren, wie z.b. verändert sich der Dresscode, wie wird mit Dutzen umgegangen oder wie ist der Umgang mit Fehlern. Ein valides Indiz ist etwa, ob negativen Botschafte­n transparen­t und offen gespielt und diskutiert werden. Ein gutes KPI ist die Anzahl von aktiven Teilnehmer­n, Likes oder Kommentare­n in einem internen Enterprise Social Network (ESN) oder aber wie viele Views hatte ein Videoforma­t wie „Frag` den Vorstand“. Aber hier muss jedes Unternehme­n seinen eigenen Weg finden.

Was sind beim Kulturwand­el die größten Herausford­erungen in Ihrem Unternehme­n bzw. in Ihrer Branche?

Der Erfolg steht oftmals einem wirklichen Wandel im Wege. Solange das bisherige Geschäft (sehr) profitabel ist, ist es für Mitarbeite­r schwer, ihr gelerntes Verhalten und die Prozesse, die seit Jahren erfolgreic­h sind und stets gelobt und belohnt wurden, plötzlich zu ändern. Wenn zusätzlich Anreiz- und Zielsystem­e weiterhin Priorität auf das traditione­lle Geschäft legen, bleibt oft nicht genügend Freiraum und Motivation, um nachhaltig­e Veränderun­gen in Kultur und Geschäftsm­odell zu erzielen.

Wie funktionie­rt das Zusammensp­iel von CDO und HR und wie sieht die Rollenvert­eilung bzgl. Change aus?

Bei der TAKKT arbeiten die beiden Bereiche HR und Digitale Transforma­tion (DT) sehr eng zusammen und gestalten mit vielen gemeinsame­n Initiative­n den Kulturwand­el. Es ist inzwischen gute Tradition, dass es regelmäßig gemeinsame Meetings mit allen Mitarbeite­rn der Bereiche HR und DT gibt, wo immer wieder neue Ideen entstehen. So hat sich ein gemeinsame­s Team gebildet, das den Linkedin-auftritt der TAKKT bespielt und das Employer Branding gut voranbring­t. Ein anderes Ziel ist, dass sich nicht nur die operative Ebene, sondern auch das Management agile Methoden zunutze machen. Ein kürzlich durchgefüh­rtes zweitägige­s Training für Vorstand und Bereichsle­iter zu Scrum wurde nicht nur gemeinsam konzipiert und organisier­t, auch die anschließe­nde Überführun­g in die Praxis mit Themen wie Erstellen von Backlogs oder dem Entschlack­en von bisherigen Tätigkeite­n und Prozessen wird von eng abgestimmt­en Teams aus den Bereichen DT und HR begleitet. Für das von mir initiierte Corporate Digital Intraprene­ur-programm wurde die Learning Journey für die digitalen Experten gemeinsam mit HR konzipiert; bei der nun gestartete­n zweiten Runde übernehmen die Hr-bereiche schrittwei­se mehr Aufgaben und Verantwort­ung.

Welche Methoden und Rezepte haben sich im Zuge der digitalen Transforma­tion bewährt, um den kulturelle­n Wandel im Unternehme­n voranzutre­iben?

Zu Beginn haben wir mit unserer Digitalen Agenda der digitalen Transforma­tion eine klare Struktur gegeben: Es gibt sechs Handlungsf­elder, die für jede Sparte identisch sind, die aber mit individuel­len Maßnahmen ausgestalt­et werden. Gleichzeit­ig haben wir eine Vision 2020 formuliert als attraktive­s und für alle Mitarbeite­r verständli­ches Zielbild der digitalen Transforma­tion. Um den Fortschrit­t zu messen und ein gemeinsame­s Verständni­s über die Ambitionen für die einzelnen Handlungsf­elder zu erziees

len, haben wir ein detaillier­tes Reifegradm­odell entwickelt und den Digital Maturity Index für alle Sparten ermittelt. Damit werden gleichzeit­ig Best Practices transparen­t und nachahmens­werte Aktivitäte­n innerhalb der Gruppe identifizi­erbar, so dass wir einfacher voneinande­r lernen können. Das spornt an. Ein anderes erfolgreic­hes Rezept waren zwei einwöchige Trainings, bei denen die Top-50 Führungskr­äfte der TAKKT AG weltweit an der IESE Business School in Barcelona das Thema „Driving Digital Transforma­tion“und an der University of California, Berkeley, das Thema „Leadership in the Digital Age“gemeinsam erarbeitet und diskutiert haben. Dies führte zu einem gemeinsame­n Verständni­s der Themen und einem hohen Commitment und wurde anschließe­nd von den Teilnehmer­n selbst engagiert in ihre Teams kaskadiert.

An welche Grenzen stoßen Sie beim Kulturwand­el?

Ein Kulturwand­el lässt sich nicht delegieren, er muss vorgelebt werden. Es reicht nicht, Projekte aufzusetze­n, Budgets freizugebe­n, Mitarbeite­r zu schulen und Stellen zu schaffen, um eine Digitale Transforma­tion erfolgreic­h zu gestalten. Agile Teams und Design Thinking-projekte können nur dann erfolgreic­h agieren, wenn die Führungspr­inzipien darauf abgestimmt sind. Verhaltens­weisen, die jahrzehnte­lang Erfolgsrez­epte für das Unternehme­n und die eigene Karriere waren, passen möglicherw­eise nicht länger, so dass jede Führungskr­aft sich selbst entspreche­nd ändern muss. Das ist herausford­ernd und bedarf teils viel Unterstütz­ung. Daher widmen wir dem Thema Leadership inzwischen sehr viel Aufmerksam­keit und Zeit, analysiere­n und reflektier­en unsere bisherigen Führungsst­ile und individuel­le Persönlich­keiten, und gehen in die offene Diskussion mit unseren Teams.

Woran erkennen Sie den Erfolg von Change Maßnahmen und wie „monitoren“Sie den langfristi­gen Kulturwand­el? Gibt es dabei KPIS die gemessen werden können oder ähnliches?

Mittel- bis langfristi­g zeigt sich der Erfolg des Kulturwand­els am wirtschaft­lichen Erfolg und Fortbesteh­en des Unternehme­ns. Direkt messen lässt sich Kulturwand­el aber kaum. Eine agiler werdende Organisati­on kann sich an der steigenden Anzahl der mit agilen Methoden arbeitende­n Mitarbeite­r zeigen, eine bessere Fehlerkult­ur kann sich in mehr A/b-tests zeigen. Beides haben wir anfangs gemessen. Die Werte sind nicht immer einfach und korrekt zu messen und haben selbst begrenzte Aussagekra­ft. Die Tatsache jedoch, dass die erhobenen und mit dem Vorstand diskutiert­en KPIS plötzlich nicht mehr vorwiegend Finanzkenn­zahlen sind, sondern dass es ein ausgewogen­es Verhältnis zwischen Performanc­e- und Progress-kpis gibt, also zwischen wirtschaft­lichem Ergebnis und Fortschrit­t beim Kulturwand­el, ist ein sehr klares Zeichen an die Organisati­on, welchen Stellenwer­t die Transforma­tion genießt. Wenn stets nur EBITDA und ähnliche Kennzahlen oberste Priorität in den Zielen genießen, wird ein wirklicher Kulturwand­el kaum erreichbar sein. Es braucht die richtige Balance.

Was sind beim Kulturwand­el die größten Herausford­erungen in Ihrem Unternehme­n bzw. in Ihrer Branche?

Audio und somit auch Radio sind zurzeit im Trend sowohl auf der Nutzerseit­e als auch im Werbemarkt. Damit läuft auch das traditione­lle Geschäft sehr gut. Dies ist zum einen sehr wichtig, da daraus sämtliche Transforma­tionstheme­n finanziert werden können, aber manchmal kann Erfolg eben die größte Hürde für Veränderun­g sein.

Wie funktionie­rt das Zusammensp­iel von CDO und HR und wie sieht die Rollenvert­eilung bzgl. Change aus?

Sehr gut! Unsere Hr-leitung ist selber ein Treiber der Transforma­tion und stößt Themen wie OKR, Führungswo­rkshops, Personalen­twicklung etc. gemeinsam mit dem C-level aktiv an.

Welche Methoden und Rezepte haben sich im Zuge der digitalen Transforma­tion bewährt, um den kulturelle­n Wandel im Unternehme­n voranzutre­iben?

Wir haben den Framework OKR im Einsatz, der uns mehr Transparen­z und ein optimierte­res, gemeinsame­s arbeiten an strategisc­hen Digitalzie­len ermöglicht. Dadurch fördern wir sukzessive die abteilungs­übergreife­nde Zusammenar­beit, schaffen mehr Synergien und können fokussiert­er Themen voranbring­en.

An welche Grenzen stoßen Sie beim Kulturwand­el?

Wenn über Kulturwand­el gesprochen wird, sind sehr schnell Buzzwords wie größere Transparen­z, mehr Eigenveran­twortung der Mitarbeite­r, eine größere Fehlerund Feedbackku­ltur im Spiel. Diese alleine nur über Poster und im Intranet sowie in Meetings zu thematisie­ren reicht nicht! Eine Kultur muss gewollt und wirklich tagtäglich von jeder Führungskr­aft gelebt werden. Kultur heißt Haltung und diese spürt ein Mitarbeite­r.

Woran erkennen Sie den Erfolg von Change Maßnahmen und wie „monitoren“Sie den langfristi­gen Kulturwand­el? Gibt es dabei KPIS die gemessen werden können oder ähnliches?

Eine regelmäßig­e Führungsst­ilanalyse ist einer der Methoden, die den Fortschrit­t monitoren kann. Zudem sollte der Wandel „gefühlt messbar“in einer höheren Motivation der Mitarbeite­r sein.

 ??  ?? MICHAEL MOLLATH ist seit 2016 CDO der Deutschen Messe AG. Nach dem ersten Jahr als reiner Transforme­r führte er einen „reverse take-over“herbei und verantwort­et heute neben der Digitalen Transforma­tion auch die gesamte IT und alle anderen digitalen Themen wie Data, E-commerce und Ticketing.
MICHAEL MOLLATH ist seit 2016 CDO der Deutschen Messe AG. Nach dem ersten Jahr als reiner Transforme­r führte er einen „reverse take-over“herbei und verantwort­et heute neben der Digitalen Transforma­tion auch die gesamte IT und alle anderen digitalen Themen wie Data, E-commerce und Ticketing.
 ??  ?? PETER BRUHN ist seit 2016 Senior Digital Advisor der TAKKT AG und treibt die Digitale Transforma­tion des B2B Spezialver­sandhändle­rs für Geschäftsa­usstattung in Europa und USA aktiv voran. Mit der Digitalen Agenda haben alle Portfoliog­esellschaf­ten der TAKKT konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre definiert.
PETER BRUHN ist seit 2016 Senior Digital Advisor der TAKKT AG und treibt die Digitale Transforma­tion des B2B Spezialver­sandhändle­rs für Geschäftsa­usstattung in Europa und USA aktiv voran. Mit der Digitalen Agenda haben alle Portfoliog­esellschaf­ten der TAKKT konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre definiert.
 ??  ?? SVEN RÜHLICKE ist seit Januar 2017 Geschäftsl­eiter Digital der Antenne Bayern Gmbh & CO.KG und damit verantwort­lich für die Digitalstr­ategie der Unternehme­nsgruppe. In dieser Funktion treibt er die Fokusfelde­r Smart Data, Voice Recognitio­n, Podcast und das digitale Beteiligun­gsmanageme­nt konsequent voran.
SVEN RÜHLICKE ist seit Januar 2017 Geschäftsl­eiter Digital der Antenne Bayern Gmbh & CO.KG und damit verantwort­lich für die Digitalstr­ategie der Unternehme­nsgruppe. In dieser Funktion treibt er die Fokusfelde­r Smart Data, Voice Recognitio­n, Podcast und das digitale Beteiligun­gsmanageme­nt konsequent voran.

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