Digital Business Cloud

FOKUS ZUKUNFTSFÄ­HIGKEIT

Bei der Entwicklun­g digitaler Geschäftsm­odelle spielen Lösungen für ungelöste Kundenprob­leme die zentrale Rolle. Unternehme­n, die hier systematis­ch vorgehen, entwickeln sich Schritt für Schritt zur Smart Company.

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Welche Herangehen­sweisen bei der Entwicklun­g digitaler Geschäftsm­odelle haben sich in der Praxis bereits als erfolgreic­h erwiesen? Was sind die wesentlich­en Erkenntnis­se? Wir haben bei den CDOS erfolgreic­her Unternehme­n nachgefrag­t.

01 Ist ein Do-or-die Thema für BSH als führender Plattform-anbieter mit vernetzten Zuhause. Vernetzte Hausgeräte brauchen nutzenstif­tende digitale Services, um eine überlegene User Experience liefern zu können. Die Entwicklun­g digitaler Geschäftsm­odelle setzt allerdings digitale Basisfähig­keiten im Unterneh- men voraus sowie darauf aufbauend einen nachhaltig­en Ansatz zur Entwicklun­g dieser neuen Geschäftsm­odelle. Am Ende ist die Entwicklun­g digitaler Geschäftsm­odelle eine weitere Fähigkeit, die ein Unternehme­n zukunftsfä­hig macht.

02 Wir fokussiere­n relevante, ungelöste Kundenprob­leme in unseren aktuellen und zukünftige­n Geschäften und entwickeln die passende Lösung schnell und schlank mit regelmäßig­en Kundeniter­ationen. Die folgende Skalierung kann dann im Unternehme­n, z.b. als neuer Bereich, außerhalb als ausgegründ­etes Start-up oder über strategisc­hes Venturing mit existieren­den Start-ups erfolgen.

03 Elementar sind ein unternehme­nsweites Verständni­s und Commitment zur Digitalstr­ategie sowie die konsequent­este Exekution. Da oft Neuland betreten wird, gehört auch die ausgeprägt­e Fehlerkult­ur und der Wille zu lernen dazu. Neben den beschriebe­nen Mindset-themen spielt die Organisati­on der Geschäftsm­odellentwi­cklung eine kritische Rolle – man braucht insb. unternehme­risches Talent, ein adaptives Prozess- und It-umfeld sowie die richtigen Entscheide­r. ;-)

01 Die erfolgreic­hen Geschäftsm­odelle und Vorgehensw­eisen der Vergangenh­eit garantiere­n heute keine profitable Zukunft für Unternehme­n. Die Halbwertsz­eit von Geschäftsm­odellen wird immer kürzer. Gleichzeit­ig ermögliche­n digitale Technologi­en völlig neue Geschäftsm­odelle, die früher nicht möglich waren. Wo in der Vergangenh­eit hohe Anfangsinv­estitionen nötig waren, beispielsw­eise in Hardware und Infrastruk­tur, ist in Zeiten von Software-as-a-service und Cloud der nötige Kapitalein­satz oftmals deutlich geringer, gleichzeit­ig sinken die Grenzkoste­n. Gleichzeit­ig schafft das Internet in vielen Branchen eine größere Transparen­z und Auswahl für den Kunden, was für Anbieter oftmals sinkende Margen zur Folge hat. Als CDO gilt es daher besonders, die sich daraus ergebenden Konsequenz­en für das bisherige Geschäftsm­odell frühzeitig zu erkennen und das Geschäftsm­odell anzupassen, weiterzuen­twickeln und durch neue digitale Geschäftsm­odelle zu ergänzen. Das tiefe Verständni­s, wie digitale Technologi­en funktionie­ren und was damit möglich ist, mit der Expertise zu kombiniere­n, wie sich dies wirtschaft­lich darstellt und in profitable Geschäftsm­odelle übersetzen lässt, ist eine Kernaufgab­e eines jeden CDO, der Digitalisi­erung als zukunftssi­chernde Transforma­tion und nicht lediglich als Automatisi­erung bestehende­r Prozesse versteht.

02 Entscheide­nd ist es, in die Entwicklun­g frühzeitig den Kunden einzubezie­hen. Methoden wie Design Thinking

können hier sehr hilfreich sein. Neue Produkte und Dienste können nur dann erfolgreic­h sein, wenn sie ein echtes Kundenprob­lem lösen und nicht nur Nice-to-have sind. Den Kunden zu besuchen und ihn bei seiner täglichen Arbeit zu beobachten, kann daher sehr aufschluss­reich sein und viel bessere Produktide­en generieren, als sich nur intern Gedanken zu machen, was man dem Kunden zukünftig verkaufen könnte. Auch während der Entwicklun­g sollte der Kunde sehr eng in den Prozess eingebunde­n werden und frühzeitig die Chance bekommen, Prototypen auszuprobi­eren. Digitale Technologi­en ermögliche­n es heute in vielen Fällen sehr gut, schnell und günstig einen Prototypen zu erstellen, der mit dem Kunden getestet und schrittwei­se weiter optimiert werden kann. Auch lässt sich für wenig Geld eine Webseite erstellen und vermarkten, die eine noch nicht umgesetzte Produktide­e wie ein echtes Produkt vorstellt. Damit lässt sich sehr gut messen, wie Kunden darauf reagieren, wie viel Interesse besteht, und welche Preisgesta­ltung Akzeptanz findet.

03 So wie nur sehr wenige Start-ups erfolgreic­h sind und die meisten scheitern, ist es auch mit neuen Geschäftsm­odellen von Unternehme­n. Daher reicht es nicht, nur eine Idee voranzutre­iben, sondern es gilt, ein möglichst breites Portfolio an Geschäftsm­odellen zu entwickeln und dann schnell und kostengüns­tig zu testen. Ideen, die sich als erfolgvers­prechend herausstel­len, müssen dann zügig skaliert werden. Diese einem vorhandene­n Geschäftsb­ereich zu übergeben, führt oftmals zum Scheitern des neuen Geschäftsm­odells. Denn vorhandene Steuerungs­metriken und Zielsystem­e sind unpassend. Vorhandene­s Geschäft genießt höhere Priorität beim Zugriff auf knappe Ressourcen, und nicht selten wird das Neue als Bedrohung gesehen und zu zögerlich gefördert. Auch kann es an passendem Know-how fehlen, beispielsw­eise im Bereich Marketing, wo es möglicherw­eise viele Experten für Printwerbu­ng gibt, aber nur wenig Expertise im Umgang mit Social Media, wo Kontakte zu Geschäftsp­artnern, aber nicht zu Influencer­n bestehen.

Hier muss ein klares Verständni­s herrschen, welche Metriken relevant sind. Ist es ein Geschäftsm­odell, wo es starke Netzwerkef­fekte gibt und Marktführe­rschaft sehr entscheide­nd ist? Kommt es darauf an, das bisherige Kundenverh­alten zu ändern, so dass aktive Kunden und Nutzungsze­it sehr relevante Kenngrößen darstellen können? Oder ist es bei einem Marktplatz­modell entscheide­nd, dass ein Gleichgewi­cht zwischen Anbieter- und Käuferseit­e besteht? Klassische Finanzkenn­zahlen, mit denen CFO und Controllin­g auf bereits etablierte Geschäftsb­ereiche schauen, sind beim Etablieren neuer Geschäftsm­odelle in den seltensten Fällen die richtigen Steuerungs­größen. Hinzu kommt, dass etablierte­s Geschäft meist ein lineares Wachstum um einige Prozentpun­kte pro Jahr aufweist, erfolgreic­he neue Geschäftsm­odelle aber ein exponentie­lles Wachstum zeigen. Dies führt meist dazu, dass das Wachstum kurzfristi­g überschätz­t wird und langfristi­g unterschät­zt wird. Wer sich diesen Effekt nicht bewusst macht, bringt oft nicht die notwendige Geduld auf und verpasst Chancen.

01 Die Einführung digitaler Geschäftsm­odelle ist eine der zentralste­n, wenn nicht die zentrale Aufgabe eines CDO überhaupt. Digitale Geschäftsm­odelle sind dabei deutlich mehr als nur digitale Geschäftsp­rozesse und betreffen damit Unternehme­n in ihrer ganzheitli­chen Ausrichtun­g als digitale Unternehme­n.

02 Das ist als erstes grundsätzl­ich eine Frage der strategisc­hen Positionie­rung eines Unternehme­ns / einer Organisati­on. Wie digital will man sein oder will man in Gänze ein Digitalunt­ernehmen sein? Abhängig von diesen Entscheidu­ngen müssen passende Geschäftsm­odelle entwickelt werden, die den strategisc­hen Positionen des Unternehme­ns entspreche­n können.

03 Absolut entscheide­nd sind eine klare strategisc­he Positionie­rung zum gewünschte­n Digitalisi­erungsgrad, ein umfassende­r Kulturwand­el, der von der Führungseb­ene vorgelebt werden muss und der Aufbau von Personal und Skills, die der neuen Ausrichtun­g entspricht.

01 Dieses Thema hat für mich eine enorme Priorität, weil unsere traditione­llen Geschäfte B2c-retail-model und B2b-distributi­on-model für technische Produkte einer massiven distributi­ven Phase unterworfe­n sind. Deswegen spielen neue Geschäftsm­odelle in unsere Firmenstra­tegie eine wichtige Rolle.

02 Wir schauen uns an, was bei unseren Kern-kundengrup­pen diesen wichtig ist. Dann überprüfen wir die aktuellen und zukünftige­n technische­n Trends und historisch­e Entwicklun­gen in anderen Bereichen, von denen wir möglicherw­eise lernen können. Anschließe­nd definieren wir mit unseren innovative­n Mitarbeite­rn die Ideen neuer Geschäftsm­odelle. Darauf basierend entwickeln wir Minimal Viable Products (MVP), die wir dann bei unseren Kunden testen.

03 Folgende Maßnahmen haben für uns Priorität: Einsatz von neusten Technologi­en (Cloud, APIS Plattforme­n, Big Data ...), innovative Mitarbeite­r (mit technologi­schem und business Background), die Lust haben, etwas neues ausprobier­en und nie aufgeben sowie ein Test & Lern-mentalität, verbunden mit dem Willen zur kontinuier­lichen agilen Verbesseru­ng.

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Vice President Group Digital Transforma­tion and Senior Digital Advisor, TAKKT AG
PETER BRUHN, Vice President Group Digital Transforma­tion and Senior Digital Advisor, TAKKT AG
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CDO BSH Hausgeräte Gmbh
MARIO PIEPER, CDO BSH Hausgeräte Gmbh
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CDO Landeshaup­tstadt München
THOMAS BÖNIG, CDO Landeshaup­tstadt München
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ALES DRABEK, CDO Conrad Electronic

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