„AUF AUGENHÖHE MIT MITTELSTÄNDISCHEN KUNDEN“
Ingo Kraupa, Gründer und CEO der noris network AG, über Wettbewerbsvorteile und Wachstumschancen von Rechenzentren am Standort Deutschland und die aufkommende Bedeutung von It-beratung.
Anlässlich der Überreichung des Bayerischen Gründerpreises sagten Sie: „Anbieter wie wir, die sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen, werden für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland immer wichtiger werden.“Warum sehen Sie das so?
KRAUPA: Am Markt herrscht derzeit die Tendenz zur Verdichtung auf einige große Player vor. Ich glaube aber nicht daran, dass ein oder zwei Anbieter ausgiebig genug Ideen und Konzepte bereitstellen können. Damit bleibt genügend Raum für Anbieter wie uns. Bis jetzt gibt es ja keinen großen europäischen Anbieter. Die Marktführer stammen bisher aus der USA. Neue Player kommen aus Asien. Da wollen wir schauen, dass wir denen das Wasser reichen können mit unserem Angebot von der Pike auf über das Rechenzentrum bis zum letzten Bit auf dem Server. Wir sind ein deutscher Anbieter, arbeiten nach deutschem Recht und haben gleiche Interessen wie unsere Kunden am Standort Deutschland, die sich damit auf vertrautem Terrain bewegen. Und wir haben auch gutes Personal in Deutschland, das was von IT versteht. Zudem ist die Cloud-technologie noch stark im Wandel. Da sollte man nicht kapitulieren und den wenigen Großen das Feld überlassen.
Was bedeutet „made in Germany“konkret im Bereich Rechenzentren?
KRAUPA: Ich bin überzeugt, dass am Standort Deutschland Dinge wie Engineering, Sicherheit und Verfügbarkeit noch mal eine Spur besser sind als normal. Und es gibt durchaus viele Kunden, denen das wichtig ist. Wir sind auch in Deutschland innovativ und haben Ideen, wie wir trotz des hohen Energiepreises wettbewerbsfähig agieren können. Zum Beispiel durch unsere Technologie „Cloud on Top“, eine Lösung, bei der wir die Legacy-hardware im eigenen Hardwarecenter mit Abluft der Cloud-systeme umweltgerecht kühlen.
Was bedeutet es für Unternehmen, mit einem deutschen Rechenzentrumsbetreiber zu arbeiten?
KRAUPA: Vor allem: Wir verstehen die Bedürfnisse unserer mittelständischen Kunden schneller. Wir sind auf Augenhöhe mit denen. Und genau dafür herrscht auch ein großer Bedarf. Zudem gibt es zahlreiche Kunden, bei denen Daten auf keinen Fall den deutschen Boden verlassen dürfen, etwa bei Anwälten und Behörden. Es kann aber durchaus sein, dass wir auch eines Tages im Ausland Rechenzentren bauen. Aber derzeit ist noch genug Raum für Wachstum in Deutschland, das wir gerade mit unseren Bauvorhaben in Nürnberg und in Aschheim bei München vorantreiben. Die dort entstehenden 10 000 Quadratmeter It-fläche bedeuten fast eine Verdopplung gegenüber heute.
Wie wird sich das Thema Cloud weiterentwickeln? Wird sich der Trend zu großen Anbietern fortsetzen?
KRAUPA: Dieser Trend ist ungebrochen, gerade ist Azure stark im Kommen. Allerdings sieht man jetzt schon hin und wieder leichte Gegenbewegungen, manche Unternehmen verlassen die Cloud wieder. Auf lange Sicht wird sie aber ein wesentliches Instrument bleiben, um eine effektive IT zu betreiben. Das Ziel einer industrialisierten IT rückt durch die Cloud immer näher. Wie beurteilen Sie die Position Ihres Unternehmens im Wettbewerb mit internationalen Giganten wie Amazon & Co.? KRAUPA: Wir stehen noch nicht stark im Wettbewerb. Die weltweiten Player nehmen uns nicht wahr und wir treffen sie in Ausschreibungen auch nicht oft an. Insgesamt vertrauen wir im Wettbewerb aber auf eine einzigartige Stärke: Wir verstehen sowohl die alte als auch die neue It-welt und können daher die Kunden auf dem Weg von der alten in die neue digitale Welt begleiten. Deshalb bekommt auch das Thema Beratung künftig einen höheren Stellenwert in unserer Branche – darauf bereiten wir uns gerade zielgerichtet vor. Es wird sich noch viel ändern in dem Bereich.
Das Ziel einer industrialisierten IT rückt durch die Cloud immer näher.