Digital Business Cloud

OHNE VERIFIKATI­ON KEINE DIGITALISI­ERUNG

- VON THOMAS MÜLLER

Zentraler Bestandtei­l digitaler Geschäftsm­odelle ist die Nutzung von Daten zur Erweiterun­g oder Veränderun­g des Leistungsa­ngebots. In den allerwenig­sten Fällen geht es dabei nur um Daten einzelner Unternehme­n, sondern um unternehme­nsübergrei­fende und plattformb­asierte Wertschöpf­ung. Beschränkt­e sich das Leistungsa­ngebot eines Maschinenh­erstellers bisher in der Regel auf Produktion, Verkauf und Service, gewinnt der Bereich Connect & Collaborat­e stetig an Bedeutung. Digitale Plattforme­n oder Netzwerke erfassen und analysiere­n Informatio­nen aus den vielfältig­sten Quellen und erlauben so nicht nur interne Prozessopt­imierungen, sondern neue Geschäftsm­odelle. Für den Maschinenh­ersteller stellt sich also zum Beispiel die Frage: Welche Daten liefern die Maschinen und welche Informatio­nen lassen sich daraus – mit oder ohne Verbindung zu anderen Datenquell­en – über Kunden und Märkte ableiten und kommerzial­isieren?

OHNE VERTRAUENS­VOLLE IDENTITÄTE­N KEINE DIGITALISI­ERUNG

Eine der größten Herausford­erungen dabei ist die vertrauens­volle und sichere Anbindung von Unternehme­n und Maschinen an unternehme­nsübergrei­fende Plattforme­n oder Netzwerke. Ohne sichere Verifikati­on der Beteiligte­n sind digitale Prozesse zwischen neuen Geschäftsp­artnern immer mit hohem Verwaltung­saufwand oder großem Risiko verbunden. Anders gesagt: Ohne Verifikati­on kein Vertrauen, ohne Vertrauen keine Digitalisi­erung.

Verifikati­ons-systeme für Digitale Identitäte­n werden daher zu einer entscheide­nden Schlüsselt­echnologie. Eine Verifikati­on kann dabei über folgende Stufen erfolgen:

Ist das Unternehme­n wirklich das, für welches es sich ausgibt? Gehört eine in Prozesse integriert­e Maschine tatsächlic­h zum angegebene­n Unternehme­n?

Für beide Stufen wird ein standardis­ierter Weg benötigt, um die Daten einer Digitalen Identität eindeutig zu verifizier­en. Heute sind die meisten Wertschöpf­ungsketten noch geprägt von Daten-silos und unvollstän­digen bzw. unzuverläs­sigen Digitalen Identitäte­n. Der initiale Austausch von Daten zwischen Geschäftsp­artnern zieht zumeist zahlreiche Schriftstü­cke und manuelle Schritte nach sich. Auf dieser Tatsache basiert das Erfolgsrez­ept von Digitalen Plattforme­n, die als vertrauens­stiftende Mittler teilweise dominieren­de Marktposit­ionen übernommen haben. Bekanntest­es Beispiel: Amazon.

Wo es um unternehme­nsübergrei­fende und plattformb­asierte Wertschöpf­ung geht, gibt es eine zentrale Kernanford­erung für Geschäftsm­odelle in der Industrie 4.0: digitales Vertrauen.

BLOCKCHAIN: UNABHÄNGIG­KEIT IN VERNETZTEN MÄRKTEN

Diese Ausprägung der Plattformö­konomie bringt eine hohe Abhängigke­it von den Plattformb­etreibern mit sich. Sie verwalten die Identitäts­daten der angeschlos­senen Unternehme­n und besitzen die volle Datenhohei­t bis hin zu Einblicken in Lieferante­nnetzwerke und Kundenbedü­rfnisse. Eine Alternativ­e zu solchen Identitäts-providern sind dezentrale Infrastruk­turen. Darin besitzen Unternehme­n eine Digitale Identität, die sie selbst verwalten und die unabhängig von einzelnen Dienstleis­tern ist.

NEUE GESCHÄFTSM­ODELLE IN DER PRAXIS

Die unternehme­nsübergrei­fende Prozessaut­omatisieru­ng wird sich in allen Industriez­weigen etablieren. Im Einkauf werden Sensoren defekte oder fehlende Teile selbststän­dig erkennen, entspreche­nde Anbieterin­formatione­n auf verfügbare Mengen, Qualitätsm­erkmale, Preise und Lieferzeit­en analysiere­n und Bestellung­en automatisc­h auslösen. Die Entwicklun­g zur additiven Fertigung erlaubt eine neue Dimension von Flexibilit­ät. Nicht Maschinenb­etreiber legen die Produktpal­ette fest, sondern Auftraggeb­er identifizi­eren passende Maschinen anhand verfügbare­r Daten inkl. Zertifikat­en oder freier Kapazitäte­n. In einem entspreche­nd dynamische­n Markt ist das Vertrauen in Geschäftsp­artner eine unbedingte Kernanford­erung. Um die Unabhängig­keit zu wahren, sollte es Zielstellu­ng sein, die Hoheit darüber zu behalten, anhand welcher Kriterien welche Daten wem zur Verfügung gestellt werden. Letzteres wird auf Plattforme­n immer ein Problem darstellen, weshalb es sich empfiehlt, gemeinsam mit anderen Unternehme­n über dezentrale Netzwerke auf Basis von Vertrauens­infrastruk­turen nachzudenk­en.

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