OHNE VERIFIKATION KEINE DIGITALISIERUNG
Zentraler Bestandteil digitaler Geschäftsmodelle ist die Nutzung von Daten zur Erweiterung oder Veränderung des Leistungsangebots. In den allerwenigsten Fällen geht es dabei nur um Daten einzelner Unternehmen, sondern um unternehmensübergreifende und plattformbasierte Wertschöpfung. Beschränkte sich das Leistungsangebot eines Maschinenherstellers bisher in der Regel auf Produktion, Verkauf und Service, gewinnt der Bereich Connect & Collaborate stetig an Bedeutung. Digitale Plattformen oder Netzwerke erfassen und analysieren Informationen aus den vielfältigsten Quellen und erlauben so nicht nur interne Prozessoptimierungen, sondern neue Geschäftsmodelle. Für den Maschinenhersteller stellt sich also zum Beispiel die Frage: Welche Daten liefern die Maschinen und welche Informationen lassen sich daraus – mit oder ohne Verbindung zu anderen Datenquellen – über Kunden und Märkte ableiten und kommerzialisieren?
OHNE VERTRAUENSVOLLE IDENTITÄTEN KEINE DIGITALISIERUNG
Eine der größten Herausforderungen dabei ist die vertrauensvolle und sichere Anbindung von Unternehmen und Maschinen an unternehmensübergreifende Plattformen oder Netzwerke. Ohne sichere Verifikation der Beteiligten sind digitale Prozesse zwischen neuen Geschäftspartnern immer mit hohem Verwaltungsaufwand oder großem Risiko verbunden. Anders gesagt: Ohne Verifikation kein Vertrauen, ohne Vertrauen keine Digitalisierung.
Verifikations-systeme für Digitale Identitäten werden daher zu einer entscheidenden Schlüsseltechnologie. Eine Verifikation kann dabei über folgende Stufen erfolgen:
Ist das Unternehmen wirklich das, für welches es sich ausgibt? Gehört eine in Prozesse integrierte Maschine tatsächlich zum angegebenen Unternehmen?
Für beide Stufen wird ein standardisierter Weg benötigt, um die Daten einer Digitalen Identität eindeutig zu verifizieren. Heute sind die meisten Wertschöpfungsketten noch geprägt von Daten-silos und unvollständigen bzw. unzuverlässigen Digitalen Identitäten. Der initiale Austausch von Daten zwischen Geschäftspartnern zieht zumeist zahlreiche Schriftstücke und manuelle Schritte nach sich. Auf dieser Tatsache basiert das Erfolgsrezept von Digitalen Plattformen, die als vertrauensstiftende Mittler teilweise dominierende Marktpositionen übernommen haben. Bekanntestes Beispiel: Amazon.
Wo es um unternehmensübergreifende und plattformbasierte Wertschöpfung geht, gibt es eine zentrale Kernanforderung für Geschäftsmodelle in der Industrie 4.0: digitales Vertrauen.
BLOCKCHAIN: UNABHÄNGIGKEIT IN VERNETZTEN MÄRKTEN
Diese Ausprägung der Plattformökonomie bringt eine hohe Abhängigkeit von den Plattformbetreibern mit sich. Sie verwalten die Identitätsdaten der angeschlossenen Unternehmen und besitzen die volle Datenhoheit bis hin zu Einblicken in Lieferantennetzwerke und Kundenbedürfnisse. Eine Alternative zu solchen Identitäts-providern sind dezentrale Infrastrukturen. Darin besitzen Unternehmen eine Digitale Identität, die sie selbst verwalten und die unabhängig von einzelnen Dienstleistern ist.
NEUE GESCHÄFTSMODELLE IN DER PRAXIS
Die unternehmensübergreifende Prozessautomatisierung wird sich in allen Industriezweigen etablieren. Im Einkauf werden Sensoren defekte oder fehlende Teile selbstständig erkennen, entsprechende Anbieterinformationen auf verfügbare Mengen, Qualitätsmerkmale, Preise und Lieferzeiten analysieren und Bestellungen automatisch auslösen. Die Entwicklung zur additiven Fertigung erlaubt eine neue Dimension von Flexibilität. Nicht Maschinenbetreiber legen die Produktpalette fest, sondern Auftraggeber identifizieren passende Maschinen anhand verfügbarer Daten inkl. Zertifikaten oder freier Kapazitäten. In einem entsprechend dynamischen Markt ist das Vertrauen in Geschäftspartner eine unbedingte Kernanforderung. Um die Unabhängigkeit zu wahren, sollte es Zielstellung sein, die Hoheit darüber zu behalten, anhand welcher Kriterien welche Daten wem zur Verfügung gestellt werden. Letzteres wird auf Plattformen immer ein Problem darstellen, weshalb es sich empfiehlt, gemeinsam mit anderen Unternehmen über dezentrale Netzwerke auf Basis von Vertrauensinfrastrukturen nachzudenken.