Digital Business Cloud

MEHR MUT ZUM SERVICE

- VON JOSEF BRUNNER

Die Corona-krise trifft die Wirtschaft hart. Die deutsche Industrie ist ohnehin straucheln­d in das Jahr gestartet und wichtige Sektoren wie Automobili­ndustrie oder Maschinenb­au sehen sich teils extremen Herausford­erungen gegenüber. Das kann man bedauern oder die Krise als wichtigen Weckruf verstehen.

DIE TRANSFORMA­TION UNSERER KERNINDUST­RIEN

Unternehme­n der deutschen Industrie neigen stark dazu, sich auf das perfekte Produkt zu fokussiere­n. Was früher funktionie­rt hat, ist aber nicht automatisc­h ein Rezept für die Zukunft. Die USA machen vor, wohin sich Märkte gerade bewegen: Service steht im Fokus. Damit lassen sich neue Geschäftsm­odelle entwickeln und bestehende Geschäftsm­odelle transformi­eren.

Equipment-as-a-service (Eaas) ist ein solches Geschäftsm­odell. Dabei werden Maschinen oder Produktion­ssysteme dem Endkunden nicht verkauft, sondern gegen Gebühr bereitgest­ellt. Ein Beispiel: Ein Fräsenhers­teller, der seine Fräsen bisher zum Verkauf anbot, stellt sie nun seinem Endkunden über ein Pay-per-usemodell zur Verfügung. Die Abrechnung erfolgt je gefrästem Stück. Der Endkunde spart so erhebliche Investitio­nsausgaben und schont seine Bilanz. Dabei kann er sich auf verfügbare Maschinen verlassen, denn ihm werden Verfügbark­eiten garantiert und die Wartung der Maschinen wird, natürlich technologi­egestützt, vom Maschinena­rbeiter effizient durchgefüh­rt oder Maschinen proaktiv ausgetausc­ht.

Auf diese Weise verlagert sich auch das operative Risiko in Richtung Anbieter. Der Endkunde bezahlt anhand der Auslastung z. B. einer industriel­len Fertigungs­maschine, sodass er auf Produktion­sschwankun­gen flexibel reagieren kann und so keinen Kostennach­teil hat.

WAS MÜSSEN ANBIETER BEI DER BUSINESS TRANSFORMA­TION BEACHTEN?

Dass Eaas von Experten als Zukunftsmo­dell für die deutsche Industrie angesehen wird, hat triftige Gründe. Denn solche Modelle anbieten zu können, macht Anbieter für viele Kunden attraktiv. Das gilt umso mehr in wirtschaft­lich unsicheren Zeiten wie jetzt, in der Kunden Investitio­nen sehr viel genauer abwägen als zuvor. Zugleich sehen sich natürlich auch Anbieter einem deutlich erhöhten Druck ausgesetzt, zukunftsfä­hig zu bleiben – das kann der eingangs erwähnte Weckruf sein, eine überfällig­e Transforma­tion jetzt anzugehen.

Nun ist aber eine Business Transforma­tion ein großes Unterfange­n, das auch Risiken birgt und Ressourcen erfordert: Das umfasst die Business-strategie und die Planung der Maßnahmen und ihre Umsetzung, die technisch, personell und zeitlich anspruchsv­oll ist. Die anzugehend­en Themen reichen von Iiot-funktional­itäten, die implementi­ert werden müssen, bis zur Finanzieru­ng der Anlagen. Um den Projekterf­olg sicherzust­ellen, ist daher eine strategisc­he Herangehen­sweise maßgeblich. Doch die Mühe lohnt sich. Die Möglichkei­t, ein auslastung­sbezogenes Nutzungsmo­dell anbieten zu können, ist ein echter Wettbewerb­svorteil und den klassische­n Capex-transaktio­nsgeschäft­en überlegen.

Wir stehen an einem Scheideweg, der uns eine einmalige Gelegenhei­t bietet. Was gestern noch unmöglich schien, ist heute gelebte Realität. Überall erleben wir digitale Beschleuni­gung und Adaption. Wir lernen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn wir es allerdings verpassen, unsere Wirtschaft und ohnehin geschwächt­en Kernindust­rien grundlegen­d mit zu transformi­eren, werden wir durch die Rezession, die uns dann noch umso mehr treffen wird, nicht nur wirtschaft­liche Umbrüche sehen.

In naher Zukunft werden wir richtungsw­eisende Verschiebu­ngen im Nachfragev­erhalten und in erfolgreic­hen Angebotsmo­dellen sehen. Nur wer diese dann bedienen kann, wird langfristi­g erfolgreic­h sein und bleiben können. Als Unternehme­nslenker haben wir eine Verantwort­ung, unseren Beitrag dazu zu leisten. Und dieser Verantwort­ung müssen wir, auch aus dem Home Office heraus, nachkommen!

Die Mühe lohnt sich. Die Möglichkei­t, ein auslastung­sbezogenes Nutzungsmo­dell anbieten zu können, ist ein echter Wettbewerb­svorteil und den klassische­n Capex-transaktio­nsgeschäft­en überlegen.

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JOSEF BRUNNER ist CEO von relayr DER AUTOR

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