MEHR MUT ZUM SERVICE
Die Corona-krise trifft die Wirtschaft hart. Die deutsche Industrie ist ohnehin strauchelnd in das Jahr gestartet und wichtige Sektoren wie Automobilindustrie oder Maschinenbau sehen sich teils extremen Herausforderungen gegenüber. Das kann man bedauern oder die Krise als wichtigen Weckruf verstehen.
DIE TRANSFORMATION UNSERER KERNINDUSTRIEN
Unternehmen der deutschen Industrie neigen stark dazu, sich auf das perfekte Produkt zu fokussieren. Was früher funktioniert hat, ist aber nicht automatisch ein Rezept für die Zukunft. Die USA machen vor, wohin sich Märkte gerade bewegen: Service steht im Fokus. Damit lassen sich neue Geschäftsmodelle entwickeln und bestehende Geschäftsmodelle transformieren.
Equipment-as-a-service (Eaas) ist ein solches Geschäftsmodell. Dabei werden Maschinen oder Produktionssysteme dem Endkunden nicht verkauft, sondern gegen Gebühr bereitgestellt. Ein Beispiel: Ein Fräsenhersteller, der seine Fräsen bisher zum Verkauf anbot, stellt sie nun seinem Endkunden über ein Pay-per-usemodell zur Verfügung. Die Abrechnung erfolgt je gefrästem Stück. Der Endkunde spart so erhebliche Investitionsausgaben und schont seine Bilanz. Dabei kann er sich auf verfügbare Maschinen verlassen, denn ihm werden Verfügbarkeiten garantiert und die Wartung der Maschinen wird, natürlich technologiegestützt, vom Maschinenarbeiter effizient durchgeführt oder Maschinen proaktiv ausgetauscht.
Auf diese Weise verlagert sich auch das operative Risiko in Richtung Anbieter. Der Endkunde bezahlt anhand der Auslastung z. B. einer industriellen Fertigungsmaschine, sodass er auf Produktionsschwankungen flexibel reagieren kann und so keinen Kostennachteil hat.
WAS MÜSSEN ANBIETER BEI DER BUSINESS TRANSFORMATION BEACHTEN?
Dass Eaas von Experten als Zukunftsmodell für die deutsche Industrie angesehen wird, hat triftige Gründe. Denn solche Modelle anbieten zu können, macht Anbieter für viele Kunden attraktiv. Das gilt umso mehr in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wie jetzt, in der Kunden Investitionen sehr viel genauer abwägen als zuvor. Zugleich sehen sich natürlich auch Anbieter einem deutlich erhöhten Druck ausgesetzt, zukunftsfähig zu bleiben – das kann der eingangs erwähnte Weckruf sein, eine überfällige Transformation jetzt anzugehen.
Nun ist aber eine Business Transformation ein großes Unterfangen, das auch Risiken birgt und Ressourcen erfordert: Das umfasst die Business-strategie und die Planung der Maßnahmen und ihre Umsetzung, die technisch, personell und zeitlich anspruchsvoll ist. Die anzugehenden Themen reichen von Iiot-funktionalitäten, die implementiert werden müssen, bis zur Finanzierung der Anlagen. Um den Projekterfolg sicherzustellen, ist daher eine strategische Herangehensweise maßgeblich. Doch die Mühe lohnt sich. Die Möglichkeit, ein auslastungsbezogenes Nutzungsmodell anbieten zu können, ist ein echter Wettbewerbsvorteil und den klassischen Capex-transaktionsgeschäften überlegen.
Wir stehen an einem Scheideweg, der uns eine einmalige Gelegenheit bietet. Was gestern noch unmöglich schien, ist heute gelebte Realität. Überall erleben wir digitale Beschleunigung und Adaption. Wir lernen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn wir es allerdings verpassen, unsere Wirtschaft und ohnehin geschwächten Kernindustrien grundlegend mit zu transformieren, werden wir durch die Rezession, die uns dann noch umso mehr treffen wird, nicht nur wirtschaftliche Umbrüche sehen.
In naher Zukunft werden wir richtungsweisende Verschiebungen im Nachfrageverhalten und in erfolgreichen Angebotsmodellen sehen. Nur wer diese dann bedienen kann, wird langfristig erfolgreich sein und bleiben können. Als Unternehmenslenker haben wir eine Verantwortung, unseren Beitrag dazu zu leisten. Und dieser Verantwortung müssen wir, auch aus dem Home Office heraus, nachkommen!
Die Mühe lohnt sich. Die Möglichkeit, ein auslastungsbezogenes Nutzungsmodell anbieten zu können, ist ein echter Wettbewerbsvorteil und den klassischen Capex-transaktionsgeschäften überlegen.