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EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT DES BEZAHLENS

Wie werden wir im Jahr 2030 einkaufen und unsere Rechnungen begleichen? Die Freiheit der Wahl wird jedenfalls im Vordergrun­d stehen.

- VON RALF WINTERGERS­T

Die Corona-krise bedeutet eine Zäsur für weite Teile von Gesellscha­ft und Wirtschaft. Sie beschleuni­gt vorhandene Entwicklun­gen und nimmt so ein Stück digitale Zukunft vorweg. Das betrifft nicht nur Impfstoffe oder Homeoffice, sondern ebenso die Art und Weise, wie wir einkaufen und bezahlen. Unter der allgemeine­n Devise „Abstand halten“erhielt das bargeldund kontaktlos­e Zahlen per Karte oder auch per App einen enormen Schub. Was vom Handel aus Kostengrün­den seit langem propagiert wurde und gerade bei Kunden in Deutschlan­d vielfach auf Skepsis stieß, wurde innerhalb weniger Tage zum neuen Standard. Solche Entwicklun­gen werden sich wohl nicht wieder zurückdreh­en lassen. Wie aber wird es langfristi­g weitergehe­n? Wie sieht die weitere Zukunft des Bezahlens aus, wie werden wir im Jahr 2030 einkaufen und unsere Rechnungen begleichen?

INTEGRATIV­ER PROZESS

Ein zentraler Aspekt wird die Gestaltung durchgängi­ger Abläufe sein. Es geht darum, einen kompletten Einkaufsvo­rgang von der Identifizi­erung eines Kunden bis zum Bezahlen in einem ganzheitli­chen Ansatz abzudecken. Man kann sich das so ähnlich vorstellen wie den Antritt einer Flugreise im Jahr 2030: Schon beim Eintreffen am Flughafen ist man über das Ticket als berechtigt­er Nutzer identifizi­ert, so dass es weder beim Einchecken noch bei der Sicherheit­skontrolle Warteschla­ngen gibt, und der Prozess begleitet den Fluggast schließlic­h bis zu seinem Sitzplatz. Damit das reibungslo­s funktionie­rt, wird eine verlässlic­he, hochwertig­e Technik bereitsteh­en. Eines muss allerdings berücksich­tigt werden: Nicht überall und nicht für jeden sind diese Voraussetz­ungen gegeben; daher müssen parallel immer auch alternativ­e Möglichkei­ten, in ein Flugzeug zu kommen, angeboten werden. Der Flugverkeh­r als Ganzes wird nur funktionie­ren, wenn er alle Optionen, High-tech ebenso wie Low-tech, abdeckt.

In ähnlicher Weise kann man sich die Zukunft des Bezahlens in einem integrativ­en Prozess vorstellen. Es wird Geschäfte geben, die mit hochintegr­ierten Lösungen arbeiten: Hier wird der Kunde schon beim Betreten des Geschäfts identifizi­ert, er erhält vielleicht individual­isierte Angebote, sucht entspreche­nde Waren aus und am Schluss läuft der Bezahlproz­ess ohne Anstehen oder Warten automatisc­h, selbstvers­tändlich inklusive der nötigen Prüfungen. All das sorgt für ein hohes Maß an Bequemlich­keit und Sicherheit.

BARGELD VERSCHWIND­ET NICHT

Derartige High-tech-lösungen werden sich ohne Zweifel stark verbreiten, nicht zuletzt, weil sie einen Standard, den die Online-welt erfolgreic­h gesetzt hat, auf die analoge Einkaufswe­lt übertragen. Dennoch kann das nicht das ganze Bild sein. Wie im Flugverkeh­r muss es auch hier Alternativ­en geben für diejenigen – seien es Anbieter oder Kunden – die vollautoma­tisierte Prozesse nicht verwenden können oder wollen, die zum Beispiel auf herkömmlic­he Weise mit Bargeld bezahlen. Daher müssen auch in Zukunft verschiede­ne Möglichkei­ten, den Vorgang des Bezahlens abzubilden, parallel nebeneinan­der weiterbest­ehen.

Diese Ambiguität, diese Ko-existenz von verschiede­nen Optionen besteht nicht nur seitens der Zahlungspr­ozesse der Zukunft, sondern auch bei den Zahlungsmi­tteln und -technologi­en: Bargeld ist das einzige wirklich anonyme Zahlmittel und wird nicht verschwind­en. Anonymität hat gerade im Zeitalter umfassende­r Datensamml­ung und -transparen­z einen bleibend hohen Stellenwer­t.

Mobile, digitale Zahlungsmi­ttel wiederum bieten hohen Komfort, beispielsw­eise wenn man per Handy und App oder gleich per Armband bezahlen kann. Auch künftig können und wollen nicht alle Bürger und nicht alle Länder alle Möglichkei­ten nutzen, die die Digitale Welt bereitstel­lt. So wir es beim Bezahlen der Zukunft darum gehen, die Freiheit der Wahl zu haben – je nach Bedürfnis des Nutzers bar, mit Karte, per Handy, oder ganz digital. Frei dem Motto nach: Egal wann, egal wo, egal wie.

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Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung und Group CEO, Giesecke+devrient
RALF WINTERGERS­T DER AUTOR Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung und Group CEO, Giesecke+devrient

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