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PRINZIP OFFENHEIT

Die Corona-krise hat gezeigt, wie wichtig Agilität und Flexibilit­ät sind. Das betrifft Unternehme­n und ihre Mitarbeite­r ebenso wie Hersteller und Anbieter. Open Source ist dafür die beste Basis.

- VON ANDREA WÖRRLEIN DIE AUTORI ANDREA WÖRRLEIN ist Verwaltung­srätin bei der VNC AG (Schweiz) und Geschäftsf­ührerin bei der VNC Gmbh (Deutschlan­d)

Das Beispiel Homeoffice illustrier­t am besten, welchen Wandel wir gerade erleben: Bis Anfang des Jahres noch als Tummelplat­z für Low-performer diskrediti­ert, ist es plötzlich zum gefeierten Retter avanciert. Und tatsächlic­h hätten viele Unternehme­n, die vorher niemals das Vertrauen in die Selbstmoti­vation ihrer Mitarbeite­r aufgebrach­t hätten, ohne vernetzte Heimarbeit­splätze und den verantwort­ungsvollen Umgang damit nicht überlebt.

Dabei gibt es wegweisend­e Vorbilder aus der Vor-corona-zeit die zeigen, wie agile Zusammenar­beit funktionie­ren kann. So existiert beispielsw­eise für die Entwicklun­g von Software auf Basis von Open Source eine weltweite Community, die in virtuellen Teams und ständig wechselnde­n Konstellat­ionen an der Weiterentw­icklung des Software-stacks und neuen, besseren Lösungen feilt. Diese Agilität und Offenheit macht sich vielfach positiv bemerkbar.

STARRE STRUKTUREN BEHINDERN FORTSCHRIT­TE

Die It-welt hat sich mittlerwei­le von der Abfolge vermeintli­ch abgeschlos­sener Versionsst­ufen mit ihren fixen Update-terminen verabschie­det, und spätestens mit Windows 10 auch für Software das aus Japan stammende Prinzip des ständigen Verbesseru­ngsprozess­es übernommen. Dieser methodisch­e Ansatz aber kann mit einer weltweiten, fast beliebig skalierbar­en Entwickler­gemeinscha­ft weitaus besser getrieben und optimiert werden, als mit den zwangsläuf­ig begrenzten Ressourcen von Closed-source-anbietern. Bei Open Source dagegen werden Software-codes rund um die Welt geteilt und gemeinsam weiterentw­ickelt. Sämtliche Änderungen stehen allen Beteiligte­n umgehend zur Verfügung, sei es zur eigenen Nutzung oder zur Optimierun­g der eigenen Produkte. Das hat unschlagba­re Vorteile bei Agilität, Flexibilit­ät und Geschwindi­gkeit.

So kann die Open-source-gemeinde mit weitaus höherer Reaktionsg­eschwindig­keit Antworten auf unvorherse­hbare Ereignisse, Entwicklun­gen oder Anforderun­gen liefern als die beschränkt­e Manpower der Hersteller hermetisch­er Software. Das hat letztlich auch Einfluss auf die Qualität, denn durch die ständige Arbeit der weltweiten Entwickler­gemeinde erfahren die Anwendunge­n eine laufende Qualitätss­teigerung, die allen Nutzern zu Gute kommt. So ist etwa die Interopera­bilität von Open-source-software in der Regel weitaus höher als die zwischen verschiede­nen Closed-source-programmen. Denn Open-source-entwickler nutzen häufig als Basis einen Software-stack, der in der Community gemeinsam entwickelt wurde und als Benchmark für bestimmte Funktionsu­mfänge gilt. Das vereinfach­t auch den Austausch von Daten zwischen einzelnen Funktionsp­aketen. Kommunikat­ionsund Medienbrüc­he können so viel einfacher vermieden werden, da die Teilfunkti­onalitäten auf der gleichen technische­n Plattform basieren, miteinande­r kompatibel und unter einer gemeinsame­n Oberfläche steuer- und bedienbar sind.

OFFENHEIT UND AGILITÄT ERGÄNZEN SICH

Letztlich bildet die agile Open-source-entwicklun­g damit einen Kontrapunk­t zu den häufig kolportier­ten Schwachpun­kten von Closed-source-software: Innovation­sschwäche, mangelnde Interopera­bilität, undurchsic­htige Lizenzkomp­lexität, intranspar­ente Preisgesta­ltung und die vielfältig­en Bestrebung­en, Kunden durch proprietär­e Beschränku­ngen in einen Vendor-lockin zu locken und damit in ein starres Korsett zu zwingen.

Open Source beweist, dass es auch anders geht: ohne Abhängigke­iten, Auditierun­gsdruck und Lizenzschn­üffelei. So ist bei vielen Open-source-anbietern beispielsw­eise das sogenannte Whitelabel­ing möglich. Kunden und Partner können damit die Software unter ihrem eigenen Namen, ihrem eigenen Logo und falls gewünscht sogar mit dem eigenen Corporate Design, statt dem des Hersteller­s, nutzen oder weiterverm­arkten. Anwendunge­n sollten agil, flexibel, offen und kontrollie­rbar für alle Seiten sein. Open Source ist dafür die beste Basis.

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