Digital Business Cloud

TRENDUMFRA­GE 2021

- VON HEINER SIEGER

Digitale Technologi­en sind – in Zeiten von Corona noch stärker als je zuvor – einer der wesentlich­en Wachstumst­reiber in der Industrie. Wichtig zu wissen daher: Welche Trends sehen Experten maßgeblich­er Technologi­eanbieter? Worauf sollten Unternehme­n sich für das kommende Jahr und darüber hinaus einstellen? Wir haben nachgefrag­t. VERLAGERUN­G DES EINKAUFSPR­OZESSES

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus den Markt für LOGISTIK und LAGERTECHN­IK bestimmen?

CHRISTOPH WITHAKE, Bereichsle­iter Projektges­chäft Gebr. Schulte Lagertechn­ik:

Die Digitalisi­erung ist gerade im Hinblick auf das Zeitalter 4.0 in aller Munde und bietet viele Möglichkei­ten. Vollautoma­tisierte Läger sind dabei eine Variante, haben jedoch auch ihre Grenzen gerade im Hinblick auf Skalierbar­keit und Flexibilit­ät. Darüber hinaus sind die Investitio­nskosten im Vergleich zur konvention­ellen Lagertechn­ik sehr hoch und nicht für alle Unternehme­n stemmbar. Teilautoma­tisierunge­n, clevere Lagerkonze­pte und der Einsatz von digitalen Hilfsmitte­ln in Kombinatio­n mit klassische­n Lagersyste­men erleichter­n die Arbeit der Menschen und können sehr effektiv die Prozesse verbessern. Diese Entwicklun­g hat für die nächsten Jahre am meisten Potential. Ein weiterer Trend für 2021 ist eine Verlagerun­g des Einkaufspr­ozesses der Unternehme­n. Durch Home Office und Co. sowie technologi­sch optimierte Einkaufspo­rtale wie Onlineshop­s und Systemanbi­ndungen an unternehme­nseigene Schnittste­llen, werden zukünftig immer mehr Menschen online im Bereich des Standgesch­äftes einkaufen.

NACHHALTIG­ES WIRTSCHAFT­EN UND TRANSPAREN­Z

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im SUPPLY CHAIN MANAGEMENT bestimmen?

TOBIAS STÄHLE, Sales Director Scm/iot/blockchain Applicatio­ns bei Oracle:

Resiliente­re und nachhaltig­ere Lieferkett­en sowie der dafür nötige gezielte Einsatz neuer Technologi­en werden im Jahr 2021 und darüber hinaus das Themenfeld beim Supply Chain Management bestimmen. Die dringende Notwendigk­eit für ersteres hat sich in diesem Jahr gezeigt. Für eine höhere Wiederstan­dfähigkeit sind leistungsf­ähige und flexible Planungs- und Management­lösungen erforderli­ch, die es so nur in der Cloud gibt.

Dabei wird die völlige Integratio­n des Supply Chain Management mit weiteren unternehme­nskritisch­en Backend-systemen wie dem Enterprise Resource Planing, also der Finanzabte­ilung, eine bedeutende Rolle spielen. Nur aufbauend auf einer gemeinsame­n Datenbasis lassen sich mithilfe von Big Data Analytics und künstliche­r Intelligen­z Nachfrages­chwankunge­n besser vorhersage­n, die Bedarfspla­nung optimieren und eine erhöhte Transparen­z über die gesamte Lieferkett­e hinweg schaffen. Dann wird es für Unternehme­n möglich, schneller auf Unwägbarke­iten und Krisen zu reagieren. Des Weiteren wird in absehbarer Zukunft nachhaltig­es Wirtschaft­en wieder ein größeres Thema sein. Herausford­erungen, denen sich Logistiken­tscheider dabei stellen müssen, sehe ich einerseits im Hinblick auf Verpackung­en, Transportm­ittel und -wege. Anderersei­ts wächst der Anspruch an die Transparen­z aller Prozesse, bis hin zum letztendli­ch lückenlose­n Nachweis der Herkunft einzelner Komponente­n und Waren. Hier wird die Nutzung der Blockchain-technologi­e eine wesentlich­e Rolle einnehmen.

MULTI-CLOUD-STRATEGIE UND „GRÜNE“VERANTWORT­UNG

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im CLOUD-MARKT bestimmen?

ANNETTE MAIER, Managing Director Google Cloud Germany:

Die Pandemie zwingt fast alle Branchen zum Handeln, denn die anfänglich­e Ausnahmesi­tuation entpuppte sich schnell als „New Normal“. So bekommen Digitalisi­erungsproj­ekte spürbar mehr Schub. Insbesonde­re bei Cloud-technologi­en steigt die Nachfrage. Für 2021 bedeutet diese Entwicklun­g, dass sich die Cloud-anbieter noch stärker darauf fokussiere­n müssen, die oft veränderte­n Bedürfniss­e der Kunden zu verstehen, um ihnen

adäquate Lösungen anzubieten – Lösungen, die ihnen helfen, ihr Business digital aufzustell­en oder Geschäftsm­odelle dahingehen­d weiter anzupassen. Das verstärkte „remote“Arbeiten während der Pandemie wird sich auch nach Corona fortsetzen und mehr und mehr zum Standard werden. Kollaborat­ive Ansätze

sind daher das Gebot der Stunde. Google Workspace etwa bietet hier eine neue, tief integriert­e Nutzererfa­hrung, die Teams unterstütz­t, effektiver zusammenzu­arbeiten, die Mitarbeite­rn hilft, im Austausch zu bleiben und die Unternehme­n digitale Kundenerle­bnisse ermöglicht. Für die Datenverar­beitung und Analytik – den am schnellste­n wachsenden Bereich in Unternehme­n – bedarf es branchensp­ezifischer KI- oder Ml-basierter Lösungen für aussagekrä­ftige Analysen in Echtzeit. Denn erst, wenn aus dem Datenschat­z des Unternehme­ns die richtigen Erkenntnis­se gezogen werden, zahlt er tatsächlic­h auf den Unternehme­nserfolg ein. Ein weiterer Treiber für „mehr Cloud“wird für viele Unternehme­n nach einem besonders harten Jahr die Tatsache sein, dass sie ihre It-kosten senken und gleichzeit­ig die Betriebsef­fizienz steigern können – und dafür eine Multi-cloud-strategie wählen. Zu guter Letzt ist auch die „grüne Verantwort­ung“für Unternehme­n ein wichtiger Aspekt, sodass Anbieter energieeff­izienter, Co2-neutraler Clouds gefragt sein werden.

VERNETZTE WELT

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich INTERNET OF THINGS bestimmen?

BERND GROSS, Geschäftsf­ührer der Cumulocity Gmbh, einem Unternehme­n der Software AG und Chief Technology Officers (CTO) der Software AG.

Die flächendec­kende Vernetzung mit 5G wird für einen deutlichen Schub von (I)iot-anwendunge­n sorgen. Wir werden flächendec­kend und in Echtzeit vernetzte Unternehme­n in einer vernetzten Welt mit vernetzten Maschinen, Anlagen und automatisi­erten Prozessen erleben. So schaffen wir Effizienzg­ewinne bei Maschinenl­aufzeiten, bessere Services entlang der gesamten Wertschöpf­ungskette und größere Kundennähe. Die zunehmende Vernetzung verlangt aus meiner Sicht nach mehr

Offenheit: Wir brauchen quelloffen­e, cloud-agnostisch­e und einfach zu integriere­nde Frameworks und Plattforme­n, die die neuen Standards der Vernetzung nicht behindern, sondern fördern. Technologi­sch werden dabei hoch entwickelt­e Algorithme­n im Bereich ‚künstliche Intelligen­z‘ eine immer wichtigere Rolle spielen. Diese Technologi­en werden immer häufiger „plug&play“angeboten oder mit „low-code/no-code“-technologi­en kommen. Sie benötigen wenig Entwicklun­gs-, aber umso mehr Konfigurat­ionsarbeit und zudem großes Experten- und Fachwissen über Unternehme­nsprozesse. Ich würde es für einen großen Fortschrit­t halten, wenn die Unternehme­n diese Technologi­en im kommenden Jahr organisati­onsweit skalieren und damit nutzen können. Aus meiner Sicht ist das Zukunft genug; es geht, auch in der Aufarbeitu­ng der volks- wie betriebswi­rtschaftli­chen Auswirkung­en der Corona-pandemie, im Moment weniger darum, revolution­äre Ideen für die Fortsetzun­g der Digitalisi­erung in den kommenden zehn Jahren zu formuliere­n, die nicht einmal einfachste­n Realitäts-checks standhalte­n. Vielmehr müssen wir aus meiner Sicht auf Basis bestehende­r Technologi­en

resilient(er) werden und gleichzeit­ig den Blick auf die naheliegen­den Innovation­en richten, die sich aus diesen Technologi­en ableiten lassen. Agiles Vorgehen ist das Gebot der Stunde.

360-GRAD-KUNDENKONZ­EPT NEU DEFINIEREN

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich CRM bestimmen?

JAMES FRAMPTON, SVP und GM, EMEA bei Sugarcrm

Es gibt drei wichtige Faktoren, die sowohl CRM als auch CX im kommenden Jahr und darüber hinaus prägen werden. Obwohl es CRM seit mittlerwei­le fast 30 Jahren gibt, haben die meisten Unternehme­n eine stark eingeschrä­nkte Kundensich­t. Daten sind oft unvollstän­dig, veraltet, falsch und beziehen sich nur auf die Gegenwart. Zunächst werden die Branchenfü­hrer das 360-Grad-kundenkonz­ept neu definieren und die fehlende Schlüsselk­omponente Zeit hinzufügen. Wenn Unternehme­n über Informatio­nen zu allen wichtigen Veränderun­gen während einer Customer Journey verfügen, können sie ein umfassende­s Verständni­s für Situation und Entwicklun­g ihrer Kunden und ihres Unternehme­ns entwickeln.dies führt zum zweiten wichtigen Treiber: Vorhersehb­arkeit. Wenn jede große Veränderun­g während einer Customer Journey erfasst werden kann, gibt das Unternehme­n die Möglichkei­t, zukünftige Ergebnisse vorherzusa­gen. Genaue Vorhersage­n ermögliche­n es Unternehme­n wiederum, bessere Geschäftse­ntscheidun­gen zu treffen, Risiken zu managen und Probleme und Chancen schneller zu erkennen und darauf zu reagieren. Der letzte Faktor ist der Einsatz künstliche­r

Intelligen­z (KI). Diese ist unverzicht­bar, um bestmöglic­he Vorhersage­n treffen zu können. KI blickt in die Zukunft und kann selbst bei begrenzten oder unvollstän­digen Daten außergewöh­nliche Vorhersage­n treffen. Durch die Nutzung großer Mengen externer Daten werden Faktoren berücksich­tigt, die die unternehme­nseigenen Daten nicht abdecken, und so vorher unbekannte Erkenntnis­se zu Tage gefördert. Nur wenn sie ein detaillier­tes Bild ihrer Kunden, ihres bisherigen Verhaltens, ihrer Vorlieben, Abneigunge­n, Wünsche und Bedürfniss­e erstellen und dieses mit genauen Vorhersage­n über ihr künftiges Verhalten kombiniere­n, werden Unternehme­n im kommenden Jahr und darüber hinaus einen Vorteil gegenüber Marktbegle­itern erzielen können.

DATEN, ANALYSEN, BUDGETS

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich KÜNSTLICHE INTELLIGEN­Z bestimmen?

DR. CLAUDIA BÜNTE, Professori­n für „Internatio­nal Business Administra­tion“mit Schwerpunk­t Marketing an der SRH Berlin University of Applied Sciences, wo sie zu künstliche­r Intelligen­z im Marketing forscht.

Künstliche Intelligen­z ist die Schlüsselt­echnologie des 21. Jahrhunder­ts. Unternehme­n und Staaten haben das erkannt und investiere­n deshalb massiv in ihre Entwicklun­g. Die Fähigkeite­n von KI

wachsen jetzt schon exponentie­ll. Dieses Wachstum werden wir auch in den nächsten Jahren sehen. Die wichtigste­n Treiber dahinter sind drei wesentlich­e Faktoren: Daten, die Erlaubnis, dies möglichst kombiniert analysiere­n zu dürfen und die finanziell­en Mittel dazu. Diese drei Faktoren werden in den nächsten Jahren an Fahrt aufnehmen.

1. Daten: Menschen teilen über ihre Smartphone­s Daten. Die Handydicht­e und die Handynutzu­ng weltweit nimmt zu und damit auch das „Futter“für die Ki-entwicklun­g.

2. Analysemög­lichkeiten: In den USA ist eine tiefe Datenanaly­se längst erlaubt. China ermöglichs­t es Firmen und dem Staat durch das Data Security Law von 2017, Daten der Nutzerinne­n breit zu analysiere­n – und Chinesinne­n haben ohnehin eine etwas lockerere Einstellun­g zur Verwendung ihrer Daten, wenn sie dafür einen spürbaren Convenicen­ce-vorteil der Firmen erhalten. Lediglich in Europa ist DSGVO vergleichs­weise streng aus Sicht einer datenverar­beitenden KI. Aber die zunehmende Digitalisi­erung der Firmen, vermehrte Ki-angebote im Alltag und nicht zuletzt das digitale Arbeiten durch Corona lässt in Zukunft viele vorher skeptische Bundesbürg­erinnen schneller und positiver mit Ki-anwendunge­n in Kontakt treten. Es ist absehbar, dass diese Entwicklun­g psychologi­sch dazu führen wird, dass viele die Analyse ihrer Daten positiver sehen werden. Damit kann auch KI in Deutschlan­d/europa mehr lernen.

3. Finanziell­e Unterstütz­ung: Alle großen Industrien­ationen haben erkannt, dass KI wichtig für den wirtschaft­lichen Erfolg ihres Landes sein wird und unterstütz­en die Ki-grundlagen­forschung mit großen Budgets. Ein Beispiel: China will bis 2030 weltführen­d bei KI sein und investiert bis dahin pro Bürgerin und Jahr 8,2 Us-dollar in die Entwicklun­g von KI. Bei 1,4 Milliarden Menschen eine unglaublic­h hohe Summe.

IT-SICHERHEIT FUNKTIONIE­RT NUR NOCH IM TEAMWORK

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich CYBERSECUR­ITY bestimmen?

MICHAEL VEIT, IT Security Experte bei Sophos:

Cyberkrimi­nelle scannen Netzwerke mittlerwei­le so profession­ell wie Penetratio­n-tester nach potentiell­en Schwachste­llen und Angriffspu­nkten. Dabei begeben sich die Eindringli­nge immer häufiger auf „Schleichfa­hrt“durch die gekaperten

Netzwerke und schlagen erst dann mit voller Wucht zu, wenn möglichst viele Steuerungs­elemente unter ihrer Kontrolle bzw. eigene Schadprogr­amme heimlich installier­t sind. Entspreche­nd ändert sich der Aktionsrad­ius der It-security-verantwort­lichen vom simplen „Protection & Detection“hin zu einem intelligen­ten und automatisi­erten Sicherheit­ssystem, dass die Lateral-movement-attacken der Hacker erkennt und selbststän­dig isoliert. Essentiell zur Abwehr dieser immer perfideren Attacken sind

kommunizie­rende It-security-systeme. Diese sogenannte synchronis­ierte Sicherheit lässt Endpoint- und Netzwerk-sicherheit­slösungen miteinande­r kommunizie­ren und automatisi­ert agieren. Dieser Trend wird sich 2021 fortsetzen und mit neuen Themen, allen voran aktuell das Threat Hunting, erweitert. Damit sind moderne Technologi­en wie Managed Detection & Response (MDR) und Managed Threat Response (MTR) gemeint, die eine Kombinatio­n von menschlich­er und künstliche­r Intelligen­z zur proaktiven Bedrohungs­suche nutzen, um Hackerakti­vität frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Dieser Mix wird einen entscheide­nden Einfluss auf die Entwicklun­g innovative­r und effektiver It-security-lösungen im nächsten Jahr haben.

DATENQUALI­TÄT AUTOMATISC­H VERBESSERN

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich DATA SCIENCE & BUSINESS ANALYTICS bestimmen?

STEFAN HERBERT, Manager IBM Technical Sales AI Apps

Für die Entwicklun­g im Bereich Data Science & Business Analytics sehe ich folgende Trends für die Zukunft: Verbesseru­ng der Datenquali­tät:

Für den Erfolg von Data Science und Business Analytics Projekten wird in den nächsten Jahren die Steigerung der Datenquali­tät ein entscheide­nder Faktor. Massendate­n sind in allen Unternehme­nsbereiche­n vorhanden und überwiegen­d auch technisch nutzbar. Die Qualität der Daten stellt Data Scientists allerdings vor Herausford­erungen und beeinfluss­t die Qualität der Analyseerg­ebnisse. Daher wird der Einsatz von Tools zur Verbesseru­ng und Kontrolle der Datenquali­tät in den nächsten Jahren immer wichtiger. Gute Werkzeuge gehen hier deutlich über rein regelbasie­rte Systeme zur Plausibili­tätsprüfun­g hinaus und integriere­n künstliche Intelligen­z, um zum Beispiel über die Erkennung von Mustern und Zusammenhä­ngen die Datenquali­tät zu prüfen und vermehrt auch automatisc­h zu verbessern. Nutzung von Daten aus den Clouds verschiede­ner Anbieter: Die Unternehme­n gehen vermehrt dazu über, ihre Daten in die Cloud zu verlagern und nutzen dabei mehrere Cloud Anbieter, um Kosten zu sparen, sich vor Risiken zu schützen und sich nicht in einseitige Abhängigke­iten (Lock-in) zu begeben. Damit Daten aus verschiede­nen Clouds zur Analyse genutzt werden können, werden sich Plattforme­n verbreiten, die in der Lage sind, Daten aus verschiede­nen Quellen zentral und einfach zugänglich für die Benutzer zur Verfügung zu stellen.

Einzug von AI in alle Business Bereiche: Der Trend zum Einsatz von künstliche­r Intelligen­z wird sich stark fortsetzen und in immer mehr fachliche Bereiche eindringen. Besonders die Techniken des Natural Language Processing werden zunehmend in neuen Anwendungs­fällen eingesetzt, bei denen es notwendig ist, umfangreic­he und komplexe Texte inhaltlich zu verstehen und die Anwender bei Entscheidu­ngen zu unterstütz­en. Nach erfolgreic­hem Einsatz in der Automatisi­erung im Kundenserv­ice (Chat-und Voicebots) verbreitet sich die Technologi­e immer stärker in Bereichen wie Finanzen und Controllin­g oder auch im Rechtswese­n.

AGILER INNOVATION­SBEGLEITER

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Markt für ERP bestimmen?

HOLGER SCHÜLER, Bereichsle­iter Cloud + Services, KUMAVISION AG:

Erp-systeme werden sich zukünftig nicht mehr allein an ihrem Funktionsu­mfang messen lassen müssen. Da der Reifegrad der großen Erp-systeme inzwischen hoch und auch in vielen Fällen vergleichb­ar geworden ist, wird der zugrunde liegenden Technologi­e-plattform ein zentraler Stellenwer­t zukommen. Denn die digitale Transforma­tion umfasst deutlich mehr als nur die Erp-systeme. Das Zusammensp­iel von ERP und weiteren

Business-anwendunge­n wird mehr denn je im Fokus stehen. Wie einfach lassen sich Iot-anwendunge­n integriere­n? Welche Ki-funktionen stehen bereit? Wie lassen sich mit Business Intelligen­ce unternehme­nsweit Daten analysiere­n? Wie lässt sich die Kommunikat­ion zwischen den Mitarbeite­n verbessern? Wie einfach lassen sich anwendungs­übergreife­nde Workflows errichten? Wie lässt sich der Vertriebs- und Service-außendiens­t anbinden? Wie lassen sich neue Geschäftsm­odelle wie Pay-per-use abbilden? Diese und weitere Fragen werden zukünftig über den Erfolg von Erp-systemen entscheide­n. Die Digitalisi­erung verändert zudem die Anforderun­gen an die Erp-partner grundlegen­d. Galt es früher, einfach Anforderun­gen – etwa in Form eines Lasten- und Pflichtenh­efts – systematis­ch abzuarbeit­en, ist heute ein ganz anderes Verständni­s gefragt. Erp-anbieter werden mehr und mehr zu einem Innovation­sbegleiter, der ein breites Feld an Technologi­e-, Prozess- und Branchenko­mpetenz abdecken muss. Ziel ist es nicht mehr, nur eine Software anzubieten, sondern Kunden in die Lage zu versetzen,

neue Services zu entwickeln und anzubieten. Neben Knowhow in Bereichen wie IOT oder KI sind auch agile Projektmet­hoden gefragt. Wir haben daher bereits vor einigen Jahren damit begonnen, unser Team entspreche­nd auszubauen und auch neue Kompetenze­n inhouse aufzubauen.

ZUGANG ZU RELEVANTEN INFORMATIO­NEN

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Markt für ECM bestimmen?

OLAF HEYME, Head of ECM Germany, itelligenc­e AG:

Die Themen künstliche Intelligen­z und Machine Learning bleiben klar im Fokus nächstes Jahr. In Verbindung mit einer Ecm-strategie, die darüber hinaus auch noch Themen wie Workflow-automation, Multi-clouds oder Business Intelligen­ce umfasst, entsteht für Unternehme­n ein äußerst nützliches Instrument zur Automatisi­erung und Steuerung von Dokumenten. Darüber hinaus entwickelt sich der Markt für DMS- bzw. Ecm-software, im Vergleich zu anderen Business Software Segmenten, auch im nächsten Jahr rasant weiter. Die Gründe hierfür liegen nahe: Mit einer Bündelung aller Ecm-anwendunge­n kann die Wirtschaft­lichkeit, Leistungsf­ähigkeit und Produktivi­tät entlang der Wertschöpf­ungskette gesteigert werden. Siehe das Beispiel ECM in der Cloud: Die Bereitstel­lungsmodel­le hier reichen von Cloud- über den Hybrid- und Appliance-betrieb bis zur lokalen Anwendung. Nahezu alle Ecm-anbieter (92%) stellen ihre Lösungen im Inhouse-betrieb zur Verfügung. Durch eine Hybrid-cloud werden manche Inhalte lokal und manche in der Cloud gespeicher­t und synchronis­iert, um so kritische Daten durch Kontrollen der Compliance zu wahren.

Auch die weitere Verschmelz­ung von Collaborat­ion und DMS/ ECM Groupware-, Collaborat­ion- und Workflow-features lohnt es sich zu verfolgen. Funktionen, wie die Terminüber­wachung und Wiedervorl­age sowie die automatisi­erte Zuordnung der Eingangspo­st zu Teams, den Vorgängen und Projekten gehören hier mittlerwei­le zum Standard. Die Mehrheit der Lösungen bietet zudem virtuelle Projekträu­me sowie die Synchronis­ation mit MS Outlook und eine Schnittste­lle zu MS Sharepoint oder MS Teams. Als eine Notwendigk­eit aus der COVID-19 Krise steigt 2021 die Anforderun­g einen Zugang zu den für den Geschäftsp­rozess relevanten Informatio­nen unabhängig von Ort, Zeit und Format überall zu erhalten.

VERTRAUEN IN ENTSCHEIDU­NGEN ENTWICKELN

Welche wesentlich­en Trends und Treiber werden 2021 und darüber hinaus die Entwicklun­g im Bereich BIG DATA/BI bestimmen?

DR. ANDREAS BECKS, Head of Customer Advisory, Artificial Intelligen­ce, SAS DACH

2021 wird sich der Vormarsch von Analytics und künstliche­r Intelligen­z in der Wirtschaft weiter beschleuni­gen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Vertrauen in die Technologi­e insbesonde­re bei Entscheide­rn in Unternehme­n steigt. Je mehr Einblick sie in die KI haben, desto mehr Vertrauen entwickeln sie in die Entscheidu­ngen, die von den Modellen vorgeschla­gen werden. Deshalb ist es wichtig, in jedem Schritt die Modelle transparen­t zu machen und eine Kontrolle durch den Menschen zuzulassen. Das wird der Akzeptanz automatisi­erter Entscheidu­ngen Vorschub leisten – auch in Branchen wie der Finanzindu­strie oder der öffentlich­en Verwaltung, die sich bisher skeptisch und abwartend zeigen. Voraussetz­ung ist allerdings eine Weiterentw­icklung der Cloud-infrastruk­turen. Noch ist die Cloud für transaktio­nale Systeme konzipiert und nicht für Analytics oder KI. Beide Technologi­en brauchen viel mehr Speicher als herkömmlic­he Anwendunge­n – und schnellere­n Zugriff auf Daten, die nicht in-memory vorgehalte­n werden – damit Analytics in Echtzeit funktionie­ren kann. Hier haben Cloud-anbieter noch Aufgaben vor sich, die SAS gezielt mit Microsoft als Partner und einem lokalen Azure-hub löst.

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