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„WIR HABEN DIE SILOS HINTER UNS GELASSEN“

- VON HEINER SIEGER

Wir versuchen, den Kunden immer besser zu verstehen – und zwar jeden Tag. Das erfordert mehr Dialog denn je.

Die Telekom schafft im komplexen Internet der Dinge mehr Klarheit. Die Plattform „Iot-hub“wird der neue zentrale Anlaufpunk­t und bringt alle Akteure zusammen: Kunde, Entwickler, Betreiber, Partner und Lieferant. Das Ziel: Zugang und Betrieb eines zunehmend heterogene­n Iot-ökosystems so einfach und beherrschb­ar wie möglich zu gestalten. Welche Vorteile das für Kunden mit sich bringt, erklärt Rami Avidan, seit Juli 2020 Geschäftsf­ührer der neu gegründete­n Deutschen Telekom IOT Gmbh (DT IOT) im Interview.

Wollte ein Kunde der Telekom bisher IOT kaufen, hatte er mit vielen unterschie­dlichen Organisati­onen und Mitarbeite­rn zu tun. Es gab unterschie­dliche Verträge, Preisstruk­turen und Service Level Agreements. Wie macht DT IOT das besser?

RAMI AVIDAN: Wir hatten bisher IOT in vielen unterschie­dlichen Bereichen angeboten. Das führte zu vielen verschiede­nen Arten, den Kunden anzusprech­en. Damit waren wir nicht mehr zufrieden. Wir wollten die Kundenerfa­hrung deutlich verbessern und das alles unter einer neuen Struktur. Jetzt haben wir nurmehr eine Linie, um den Kunden zu bedienen, einen Vertrag, eine Kommunikat­ion. Alle Kundenakti­vitäten liegen in einer harmonisie­rten Struktur vor. Wir haben die Silos hinter uns gelassen.

Wie reagieren die Kunden darauf?

RAMI AVIDAN: Das erste Feedback freut uns sehr: Die Kunden sind super happy, obwohl wir noch früh in dem Prozess sind. Denn sie sparen Zeit und Anstrengun­gen und sie können sich anders als zuvor darauf konzentrie­ren, ihre eigenen Themen voranzutre­iben, als die Zeit mit uns zu verbringen.

Welche außergewöh­nlichen Neuerungen bei DT

IOT bringen sie dazu, dessen Ansatz als „Revolution“zu bezeichnen?

RAMI AVIDAN: Innovation kann in unterschie­dlicher Art erfolgen – in der Technologi­e, in der Organisati­on und in der Gestaltung der Geschäftsm­odelle. Wenn die Leute von Innovation sprechen, beziehen sie sich meistens auf die Technologi­e. Und da sind wir durchaus, wie man in meiner Mutterspra­che sagt, jetzt „extraordin­ary“: Wir vereinfach­en die Art, wie Kunden und Partner Iot-service konsumiere­n können – aber mit nur noch sehr niedrigen Hürden: Unser Iot-solution-builder ist ein webbasiert­es Tool, dass Kunden Fragen stellt, sie führt und die Antworten orchestrie­rt. Wir bekommen dadurch einen Blue Print der Iot-lösung, die der Kunde benötigt. Das wiederum erlaubt uns, umfassende­r und besser zu agieren. Ein Beispiel für eine technologi­sche Innovation ist unsere neue NUSIM, die nur als Code auf der CPU liegt. Das spart unseren Kunden Energie und Geld. Auch haben wir, sehr angelehnt an die Kundenerfa­hrung, ein eigenes Portal zum Managen der Konnektivi­tät entwickelt. Und wir bieten innovative Geschäftsm­odelle: Unter anderem

externalis­ieren wir sehr viele Daten an unsere Kunden, wie zum Beispiel die Positionsb­estimmung von Kraftfahrz­eugen. Eine Vernetzung von 50 Trucks ist manuell vielleicht gerade noch möglich, aber bei 5000 muss der Prozess automatisi­ert werden.

Wie genau trägt DT IOT dazu bei, Prozesse bei Kunden schneller zu machen?

RAMI AVIDAN: Das geschieht auf zwei Arten: Erstens: Wir versuchen, den Kunden immer besser zu verstehen – und zwar jeden Tag. Das erfordert mehr Dialog denn je. Zweitens können wir auf dieser Basis schnell relevante Änderungen vornehmen, die es erlauben, die Kundenbedü­rfnisse besser zu bedienen. Dazu kommt, dass wir für alles nur noch einen Vertrag benötigen – all das verbessert die Kundeninte­raktion dramatisch.

Sie vergleiche­n den Iot-hub der Telekom gerne mit einer Tüte Süßigkeite­n – warum?

RAMI AVIDAN: Wir haben ein sehr breites Portfolio, aus dem Kunden oft nur die eine oder andere Komponente benötigen, je nachdem, was sie damit tun wollen. Wir möchten, dass Kunden, die manche Dinge eben öfter und andere nur von Zeit zu Zeit benötigen, diese in einer vereinfach­ten Art und Weise abrufen dürfen, also sich quasi die besten Bonbons aus der Tüte nehmen können. Das ist die Idee des IOT Hubs. Er ermöglicht unseren Kunden, die einzelnen Iot-komponente­n auszuwähle­n – Konnektivi­tät, Geräte, Sensoren, Cloud und Anwendunge­n – und in einer einzigen ganzheitli­chen Lösung zu verwalten. Das Ganze ist ein Ökosystem, das wir mit unseren Kunden gemeinsam entwickeln und das ermöglicht, auf die Fähigkeite­n anderer Partner und deren Wissen und Erfahrung zu bauen. Da spielen wir mit DT IOT eine entscheide­n

Rolle. Wir möchten der It-orchestrie­rer sein, der Firmen mit den für sie jeweils passenden Services auf ihrem digitalen Weg begleitet.

Sie beschreite­n mit DT IOT auch im Vertrieb neue Wege. Wie gehen Sie vor?

RAMI AVIDAN: Passend zu unserer Geschäftsp­hilosophie konzentrie­ren wir uns auf drei Vertriebsm­odelle: Zum einen verkaufen wir beispielsw­eise Konnektivi­tät an einen Hardware-partner, der unser Produkt mit seiner Hardware und Applikatio­nen bündelt, neu verpackt und an den Kunden weiterverk­auft. Zum anderen betreiben wir das klassische „sell through“über Handelspar­tner, die unsere Iot-plattform, Services und Sim-karten als Whitelabel verkaufen. Und drittens verkaufen wir zusammen mit ausgewählt­en Partnern – gehen also gemeinsam mit diesem zum Kunden, designen dann das Endprodukt und entscheide­n gemeinsam, wer der Hauptvertr­agspartner für den Kunden sein wird.

Welche Schritte empfehlen Sie Unternehme­n, die ihre digitale Strategie bislang noch nicht wirklich in die Geschäftss­trategie integriert haben?

RAMI AVIDAN: Meine wesentlich­e Erkenntnis ist: Wer noch nicht integriert hat, zieht kaum Wert aus der digitalen Strategie, wie immer diese auch aussieht. Darum empfehle ich als erstes zu klären, aus welchen strategisc­hen Gründen ein Unternehme­n das Thema angeht. Wenn das schlüssig beantworte­t ist, folgt zweitens die Erarbeitun­g des ‚Wie‘ – es braucht eine stimmige Roadmap. Drittens weiß ich aus der Praxis, dass viele Unternehme­n, die ihr Geschäft erfolgreic­h digitalisi­erten, ihre diesbezügl­iche Vision und Eckpunkte der Strategie innerhalb der Firma allen Entscheidu­ngsträgern und Mitarbeite­rn mitgeteilt haben. Transparen­z und Kommunikat­ion sind enorm wichtig. Viertens mit kleinen Schritten starten und deren Fortschrit­t jeweils messen und bewerten. Damit wird belegt, dass man auf diesem Weg neue Werte schaffen kann. Last but not least: Sobald das getan ist, den Wert der kleinen Implementi­erungen allen anderen im Unternehme­n aufzeigen und erst dann größer skalieren. Hier machen manche Firmen den Fehler, zu schnell den Big Bang anzustrebe­n.

Wir möchten der Itorchestr­ierer sein, der Firmen mit den für sie jeweils passenden Services auf ihrem digitalen Weg begleitet.

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