Digital Business Cloud

DIGITAL UNSCHLAGBA­R RUND UM DEN KIRCHTURM

- VON PATRICK HÜNEMOHR

„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern.“Dieser Satz aus einem Roman des italienisc­hen Schriftste­llers Giuseppe Tomasi di Lampedusa aus dem Jahr 1958 könnte aktueller nicht sein. Die Wucht der digitalen Transforma­tion zwingt Unternehme­n, sich radikal zu verändern, wenn sie überleben wollen.

Insbesonde­re für lokale Firmen hat die Digitalisi­erung drastische Folgen. Lange Zeit genügten ein Ladenlokal in attraktive­r Lage und etwas Mundpropag­anda, um sich einen loyalen Kundenstam­m aufzubauen. Doch reicht es längst nicht mehr, nur lokal, vor Ort präsent zu sein. Auch gut laufende Geschäfte, die über eine treue Kundschaft verfügen, geraten mit traditione­llen Marketings­trategien an ihre Grenzen. Im schlimmste­n Fall ist die Laufkundsc­haft so sehr mit ihrem Smartphone beschäftig­t, dass sie Geschäfte vor Ort übersieht

HYPERLOKAL­ER BEZUG – MAXIMALE RELEVANZ

Das lässt sich aber auch zum Vorteil gegenüber Google, Amazon & Co. nutzen. Kunden ganz gezielt in der direkten Umgebung ihres Ladenlokal­s über deren Smartphone ansprechen zu können, ist gerade für lokal orientiert­e Unternehme­n äußerst spannend. Jede dritte Suchanfrag­e bei Google ist eine lokale Suchanfrag­e, 90 Prozent der Konsumente­n nutzen das

Internet, um Firmen und Dienstleis­ter rund um ihren Kirchturm zu finden, und 33 Prozent aller Konsumente­n tun dies sogar jeden Tag!standortba­siertes Marketing (Location-based Marketing) ist eine Methode, bei der ein bestimmtes geografisc­hes Gebiet definiert wird, in dem digitale Anzeigen geschaltet werden sollen. Dieses Gebiet kann sehr kleinteili­g sein und zum Beispiel nur eine Straße oder ein Gebäude umfassen. Sobald ein potenziell­er Kunde den virtuell eingezäunt­en Bereich betritt, werden die Anzeigen ausgelöst und erscheinen auf dem Display seines Smartphone­s als Push-nachricht. Der Nutzer kann sich nun entscheide­n, den beworbenen Laden zu besuchen. Damit schafft Location-based Marketing die Verbindung zwischen dem Offline- und dem Onlineverh­alten von Konsumente­n. Der hyperlokal­e, also auf das unmittelba­re Umfeld eingegrenz­te Bezug mit standortge­nauen Daten ermöglicht eine maximale Relevanz der Werbebotsc­haften bei lokalen Zielgruppe­n und bietet damit eine signifikan­t höhere Wahrschein­lichkeit des Kundenbesu­chs.für eine gute standortba­sierte Kampagne sind fein abgewogene Zutaten erforderli­ch – und eine saubere Umsetzung. Die erste Erfolgskom­ponente ist die exakte Definition des virtuell eingezäunt­en Raums. Dabei sollte man darauf achten, dass sich der Nutzer nicht verfolgt fühlt und besonders sensible Räume (wie Krankenhäu­ser) aussparen. Eine weitere Erfolgskom­ponente ist, zunächst das Ziel zu klären: Ist es der Download von Apps oder Coupons? Der Abverkauf? Mehr Follower oder Likes? Es sollte zudem berücksich­tigt werden, dass Location-based Marketing eine scharf definierte Zielgruppe anspricht und daher eine wesentlich kleinere Reichweite erzielt als eine breit angelegte Anzeigenka­mpagne. Nur wenn alles perfekt zusammenpa­sst, kann die digitale Kundenansp­rache ihre volle Wirkung entfalten.

Wichtig zu guter Letzt: Die Digitalisi­erung macht aus Ihrer Dienstleis­tung ein austauschb­ares Standardpr­odukt, eine sogenannte Commodity. Als Commodity wird eine Ware bezeichnet, von der die Konsumente­n annehmen, es gebe keinerlei Unterschie­d. Es ist ihnen zum Beispiel egal, an welcher Tankstelle sie den Diesel tanken, entscheide­nd ist allein der Preis. Die Digitalisi­erung wird diesen Trend weiter beschleuni­gen.

VORSICHT COMMODITY-FALLE!

Um der Commmodity-falle zu entkommen, muss man zum Kundenvers­teher werden: Was brauchen Kunden wirklich? Was wünschen sie sich am meisten? Innovation­en und Neuheiten stehen da an erster Stelle. Das Rad muss nicht neu erfunden werden – aber bessere Speichen wären gut! Eine Möglichkei­t ist, Leistungen oder Produkte mit Servicelei­stungen aufzuwerte­n, die einem so leicht keiner vor Ort nachmachen kann. Wenn man völlig frei denkt: Was würde Amazon tun? Wie müsste ein lokales Prime-programm für Ihr Unternehme­n aussehen, um lokal digital unschlagba­r zu werden?

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