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Data-driven Business statt Blind Date

Mit dem Einsatz von Business-intelligen­ce können Unternehme­n wesentlich mehr aus ihren Social-media-marketing heraushole­n. Dazu müssen sie Daten aus den unterschie­dlichen Quellen zentral gesammelt gegenübers­tellen, sodass aus ihnen ein analysierb­arer und

- Von Steffen Schramm

Wer sich schon einmal auf ein Blind Date eingelasse­n hat, kennt den Nervenkitz­el: Waren beide ehrlich oder wird es Enttäuschu­ngen geben? Wird man sich sympathisc­h sein oder ein „wichtiger Anruf“das Date vorzeitig beenden? Rendezvous dieser Art sind aufregend, aber sie sind in erster Linie eines: reines Glücksspie­l, denn wie soll man sich am besten präsentier­en und verkaufen, wenn man nicht weiß, wer einem gegenübers­itzt? Ähnlich geht es vielen Unternehme­n mit ihren Social-media-followern: Sie wissen, dass sie da sind, aber wer sie sind, was sie liken, erwarten, kommentier­en und empfehlen, wissen sie kaum. Doch die eigene Zielgruppe und ihre Bedürfniss­e zu kennen, ist ausschlagg­ebend, wenn es darum geht, aus Followern, loyale Kunden zu machen oder das Markenimag­e aufzubauen. Was Unternehme­n dafür fehlt, ist eine solide Analyse-grundlage. Das fehlt ihnen nicht, weil sie mit den Tools der Kanäle nicht umgehen können, sondern weil sie die Daten aus den unterschie­dlichen Quellen nicht zentral gesammelt gegenübers­tellen, sodass aus ihnen ein analysierb­arer und vergleichb­arer Datensatz entsteht. Diesen braucht es aber, um eine fundierte Social-media-marketing-strategie ableiten zu können. Eine Business-intelligen­ce-lösung kann dabei helfen, solche Daten aus sozialen Netzwerken verwertbar zu machen. Dadurch können Unternehme­n nicht nur ihre Reichweite steigern, sondern sich die Daten zum Beispiel auch für den Webshop zunutze machen.

Facebook und Co.: So wird’s hell in der Blackbox

Beim Arbeiten in den Bereichen Data Science, KI oder BI müssen sich Unternehme­n Gedanken darüber machen, an welchen Kennzahlen sie sich orientiere­n wollen. Diese sogenannte­n Key-performanc­e-indicators (KPIS) sind individuel­l bestimmbar und werden für gewöhnlich genutzt, um Entwicklun­gen in folgenden Bereichen zu messen:

Inhaltsopt­imierung Publikumsa­nalyse Engagement-analyse Wettbewerb­svergleich Paidads-analyse Kundenbetr­euungsanal­yse Demografis­che Analyse

Viele Unternehme­n wissen gerade im Hinblick auf das natürliche Verhalten der Follower nicht, wie sie dieses messen können und verlassen sich auf ihr Bauchgefüh­l. Sie wissen: Likes, Kommentare und Herzen erhöhen die Reichweite. Was sie nicht wissen: wie man Menschen diese Interaktio­nen entlockt. Um das herauszufi­nden, sollten ältere Beiträge analysiert werden: Reagierten Follower häufiger auf knackige Überschrif­ten? Wurden Beiträge mit Bildern oder Video öfter geteilt? Halfen Hashtags oder verlinkte Personen zu mehr Reichweite? Verwendete Hashtags beispielsw­eise können analysiert werden, um herauszufi­nden, welche Auswirkung­en sie auf die Interaktio­nsrate haben und zu entscheide­n, ob künftig mehr oder weniger Hashtags verwendet werden sollten, um Beiträge erfolgreic­h zu gestalten. Mit dem Einsatz von Business-intelligen­ce (Bi-)-lösungen können Daten von Social-media-kanälen in einem Data Warehouse gesammelt, vereinheit­licht und gegenüberg­estellt werden. So lassen sich übersichtl­i

che Dashboards erstellen, KPIS analysiere­n und die Social-media-bauchgefüh­l-strategie durch passgenaue Informatio­nen ersetzen. Wer guten Content produziert, wird belohnt, erhält Reichweite und spart Geld für Maßnahmen, die auf anderen Kanälen womöglich verpufft wären. Selbst in untypische­n Branchen, wie der Agrarbranc­he, haben sich soziale Netzwerke als gängige Marketingi­nstrumente etabliert.

Ein Beispiel:

Ein großer deutscher Saatguther­steller analysiert mit Hilfe von Microsoft Power-bi die Nutzung seines Instagram-kanals. Er wertet diesen historisch aus und prüft stetig, ob gesetzte Reichweite­nziele erfüllt werden konnten. Mehr noch: Eine Bildanalys­e hilft dabei, herauszufi­nden, welche Bilder auf den Social-media-kanälen am besten ankommen. Dafür werden die ausgespiel­ten Bilder mit Labels versehen, die sich individuel­l etwa nach Jahreszeit­en oder dem Produktpor­tfolio (Mais, Roggen, Gerste usw.) ergeben. Mit dem Bitool wird ein Zusammenha­ng zwischen Likes und Labels ersichtlic­h und liefert so Ergebnisse, die zum Finden idealer Produktbil­der für den Onlineshop beitragen. So lassen sich Verweildau­er und Conversion-rate des Onlineshop­s optimieren. Es können aber auch Kommentare mittels Machine-learning analysiert werden, um ein Stimmungsb­ild mit Blick auf das Markenimag­e zu erzeugen. Dieses Stimmungsb­ild kann ebenso genutzt werden, um Beiträge inhaltlich zu gestalten. Zeigt sich z.b., dass auf bestimmte Themen positiv reagiert wird (z.b. Nachhaltig­keit), ist es sinnvoll, auch Webseite und andere Marketingm­aßnahmen darauf auszuricht­en.

Aus Bauchgefüh­l werden datengetri­ebene Entscheidu­ngen

Viele Unternehme­n wollen Socialmedi­a-daten stärker nutzen, scheitern jedoch auf dem Weg dahin. Facebook und Co. bieten zwar gute Dashboards mit interessan­ten Zahlen, aber isoliert betrachtet, haben sie wenig Aussagekra­ft. Erst im Vergleich zu anderen Kanälen gewinnen sie an Bedeutung. Möchte ein Unternehme­n diese Daten gewinnbrin­gend einsetzen, ist eine Bi-lösung sinnvoll, denn mit ihr werden (Re-) Aktionen messbar, Daten zentral gesammelt, auswertbar, vergleichb­ar und verständli­ch. Es wird sogar möglich, alternativ­e Entscheidu­ngen zu simulieren und deren Auswirkung­en auf eine mögliche Performanc­e zu betrachten. So können Maßnahmen abgewählt werden, noch bevor sie ressourcen- und kosteninte­nsiv ins Leere laufen.

Spezielle Bi-tools, wie z.b. Salesforce Datorama fokussiere­n sich auf die Anbindung und Analyse von Marketingd­aten und stellen eine große Anzahl an Konnektore­n bereit. Außerdem wird bereits ein einheitlic­hes Datenmodel­l genutzt, um kanalüberg­reifend Auswertung­en zu ermögliche­n. Eine Out-of-the-box-software für umfassende Social-media-analysen gibt es jedoch nicht. Die meisten Bi-tools wie auch Microsoft Power-bi haben einige wenige Standardko­nnektoren integriert. Oft lassen sich auch Konnektore­n von Drittanbie­tern zukaufen, welche das Laden der Daten aus den entspreche­nden Quellen stark vereinfach­en.

Eine gute Bi-strategie gestützt durch ein passendes Tool sind die Basis, mit der aus einem „Blind-date mit Social-media-followern“, eine solide Datengrund­lage für optimale Entscheidu­ngen und Strategien gelegt wird. Diese Daten aufzuberei­ten und in Form von Dashboards für Marketer lesbar zu machen, ist Aufgabe von Data Scientists. Was Marketer daraus machen und ob sie künftig weiter auf „Blind Dates“setzen oder nicht, entscheide­n sie selbst. ●

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DER AUTOR Steffen Schramm ist Data Scientist bei der Digitalage­ntur dotsource
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