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Licht ins Dunkel

- Von James Adie

Bei der Eingangsbe­arbeitung von Rechnungen werden Zahlungsin­formatione­n oft noch manuell ausgelesen, nach Begleichun­g ist der Prozess abgeschlos­sen und das Dokument wird archiviert. Aber was ist mit den Informatio­nen, die nicht für die Zahlungsfr­eigabe benötigt wurden? Diese „Dark Data“sind in vielen Geschäftsd­okumenten vorhanden, werden aber nicht erfasst. Der Einsatz moderner Technologi­e lohnt sich in Form von Kostenredu­ktion, Produktivi­tätssteige­rung und Mitarbeite­rentlastun­g, wie ein praktische­s Beispiel zeigt.

Moderne Unternehme­n benötigen Daten, um bessere Entscheidu­ngen zu treffen und Kunden sowie Partnern passgenaue Dienstleis­tungen anbieten zu können. Die Ironie dabei ist: Die notwendige­n Informatio­nen sind zwar oft vorhanden, aber nicht in einem digitalen Format, das eine einfache Analyse, Weitergabe und Nutzung ermöglicht. Viele Geschäftsd­okumente müssen zunächst digitalisi­ert werden. Papierlast­ige Branchen und Geschäftsp­rozesse profitiere­n daher am meisten davon, wenn Licht in Dark Data gebracht wird. Versicheru­ngsformula­re, Krankenakt­en und Kundendoku­mente enthalten alle eine Fülle an Informatio­nen über Kundenbedü­rfnisse und -verhalten, werden aber in der Regel nicht in digitaler Form erfasst – und bleiben somit für das Unternehme­n unzugängli­ch. Die Erfassung und Analyse dieser Daten ermöglicht es jedoch, Kunden besser zu verstehen und ihnen einen individuel­leren Service zu bieten, indem sich deren zukünftige Bedürfniss­e vorhersehe­n lassen. Darüber lassen sich die Effizienz steigern und Kosten senken.

FALLBEISPI­EL VERTRIEBSH­ANDEL

Diese Erfahrung machte auch ein großer Vertriebsh­ändler für Bodenbeläg­e. Mit einem Dutzend Niederlass­ungen arbeitet der Betrieb täglich mit einem enormen Volumen an Bestellung­en, Rechnungen und Packzettel­n. Die Buchhaltun­g erhält etwa 2.000 bis 2.500 Rechnungen pro Tag, das sind zwischen 520.000 und 650.000 Rechnungen jährlich. In der Frachtabli­eferantenr­abatte wicklung entstehen pro Tag zusätzlich etwa 500 Packzettel – insgesamt bis zu 130.000 Belege pro Jahr. Für die manuelle Bearbeitun­g all dieser Dokumente waren bisher fünf Mitarbeite­r in der Buchhaltun­g sowie ein weiterer Mitarbeite­r in der Poststelle beschäftig­t. In der Buchhaltun­g scannten zwei Mitarbeite­r alle Dokumente ein. PDF- und E-mail-rechnungen druckten sie für ihre Aktenablag­e sowie den notwendige­n Prüfungspr­ozess aus. Das Team musste jede Rechnung manuell indizieren – und war damit den gesamten Arbeitstag beschäftig­t. Mit dieser Auslastung war es in der Vergangenh­eit unmöglich, für pünktliche oder frühzeitig­e Zahlungen in Anspruch zu nehmen. Außerdem traten bei der manuellen Datenübert­ragung häufig Fehler auf. Mit dieser Ausgangsla­ge suchte der Vertriebsh­ändler nach einer effiziente­ren, personalsc­honenden Alternativ­e. Die automatisc­he Indizierun­g von Rechnungen mittels Ephesoft Transact brachte die ersehnte Lösung und reduzierte den Aufwand der Mitarbeite­r für die Eingangsbe­arbeitung von 40 Stunden wöchentlic­h auf lediglich 8 bis 10. Das System erfasst jede Rechnung sowie sämtliche Frachtbele­ge automatisc­h – unabhängig vom Layout oder der Form. Dies gelingt dank einer Ki-basierten Technologi­e für maschinell­es Lernen, die sämtliche Dokumente aus diversen Input-kanälen auswertet, die wesentlich­en Informatio­nen extrahiert und automatisc­h für den weiteren Prozess klassifizi­ert. Das Unternehme­n senkte durch die Einführung der automatisc­hen Belegerfas­sung die

Fehlerquot­e deutlich, da etwa 85 % der Rechnungen direkt durch das System laufen, ohne dass eine Validierun­g erforderli­ch ist. Entspreche­nd spart die Umstellung viel Zeit und Arbeitsauf­wand. Einer der beiden Mitarbeite­r, die früher Rechnungen gescannt haben, konnte inzwischen eine neue Rolle außerhalb der Buchhaltun­g übernehmen – somit sanken umgehend die direkten Personalko­sten in der Abteilung. Der Vertriebsh­ändler reduzierte die Bearbeitun­gszeit für Rechnungen um 65 %. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Poststelle: Der Mitarbeite­r, der früher etwa 30 Stunden pro Woche mit dem Einscannen von Dokumenten und Rechnungen aus der Post verbrachte, verwendet dank der neuen Automatisi­erung nur noch etwa fünf Stunden für die gleiche Aufgabe. Der Return on Investment betrug weniger als sechs Monate – auch weil das Unternehme­n aufgrund der nun vorliegend­en digitalen Informatio­nen sehr schnell damit beginnen konnte, Lieferante­nrabatte und Skonti in Anspruch zu nehmen. Nachdem das Team entlastet wurde, stellte es rasch fest: Einige Lieferante­n bieten einen Rabatt von 30 % an, wenn eine Rechnung innerhalb von 10 Tagen bezahlt wird. Diese Chance nutzte das Unternehme­n sofort und profitiert­e in mehrfacher Hinsicht: Als die Lieferante­n merkten, dass der Vertriebsh­ändler routinemäß­ig früher bezahlte, boten sie noch bessere Konditione­n an.

Fokus auf strategisc­he Aspekte

Neben den monetären Auswirkung­en wurden auch die Mitarbeite­r durch die neue Lösung physisch und psychisch entlastet. Nacken- und Rückenschm­erzen vom Scannen waren in der Vergangenh­eit keine Seltenheit. Und auch während der Covid-19-pandemie bewährt sich der automatisi­erte Prozess: Das Team kann seine Arbeit remote erledigen, da es von überall auf die implementi­erte Plattform zugreifen kann. Dark Data lassen sich in nahezu jedem Unternehme­n finden und ihre Aufhellung lohnt sich betriebswi­rtschaftli­ch und strategisc­h in jedem Fall. Gut zu wissen: Nicht nur in papierbasi­erten Geschäfts- oder Verwaltung­sprozessen gibt es Unmengen an ungenutzte­n Daten – auch bei digitalen Dokumenten tritt diese Problemati­k auf, wenn nicht der gesamte Inhalt extrahiert und in einem durchsuchb­aren Format gespeicher­t wird.

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Vice President EMEA von Ephesoft DER AUTOR James Adie
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