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Mehr Datenschut­z für Daheimblei­ber

- Von Clemens A. Schulz

Neuartige softwareba­sierte Vpn-lösungen arbeiten unabhängig vom Betriebssy­stem. Behörden, KRITIS und Unternehme­n gewinnen mit solchen VPN Clients und einer „friendly network detection“erstmals eine hochsicher­e und einfach zu handhabend­e Basis für die mobile Arbeitswel­t.

Für die Arbeit aus dem Home Office ● oder von unterwegs ist eine Anbindung mobiler Geräte an das Behördenod­er Firmennetz­werk mittels Virtual Private Network (VPN) unverzicht­bar. Ein VPN baut über einen „gesicherte­n Tunnel“eine Verbindung zwischen dem Endgerät und dem Unternehme­nsnetz auf. Mit kryptograf­ischen Verfahren wird dabei die Integrität und Vertraulic­hkeit von Daten geschützt.

Datenabflu­ss verhindern

Eine der größten Schwächen gängiger Vpn-lösungen ist, dass diese auf das Betriebssy­stem aufgesetzt werden. Befällt eine Schadsoftw­are Windows, dann ist auch der VPN Client betroffen und Angreifer können die Vpn-verbindung ausschalte­n. Die Daten fließen dann, vom User unbemerkt, über unsichere und unverschlü­sselte Netzwerke – wie das heimische WLAN – ab. Auch der Nutzer selber kann – versehentl­ich oder mit Absicht – eine im Betriebssy­stem verankerte Vpn-verbindung ausschalte­n. Für den Schutz hochsensib­ler Daten sind diese Vpn-lösungen daher ungeeignet. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) empfiehlt deshalb, dass Vpn-lösungen, die für sogenannte „eingestuft­e“– also schützensw­erte – Informatio­nen zum Einsatz kommen, unabhängig vom Betriebssy­stem arbeiten müssen. Auf diese Weise soll ein Abfluss der Daten selbst bei Schwachste­llen und Sicherheit­slücken im Betriebssy­stem verhindert werden. Technisch ließ sich das bisher nur mittels Hardwaresy­stemen umsetzen. In den vergangene­n Jahren nutzten viele Behörden und kritische Infrastruk­turen daher sogenannte Vpn-boxen. Der Nachteil der Boxen: Für die Arbeit von unterwegs – etwa am Flughafen, in der Hotellobby oder im Taxi – sind die Boxen ungeeignet, da sie eine externe Stromanbin­dung benötigen.

Reduktion der Schnittste­llen

Spätestens während der Corona-pandemie, als zahlreiche Mitarbeite­r von einem auf den anderen Tag ins Home Office gingen und zu Daheimblei­bern wurden, gelangten diese Hardware-vpn-lösungen an ihre Grenzen. Denn die Boxen und passenden Laptops müssen für jeden Mitarbeite­r, der ins Home Office geht, angeschaff­t werden. Das ist nicht nur teuer. Im Falle von Lieferengp­ässen verzögert sich die Umstellung auf den Remote-betrieb erheblich. Behörden, kritische Infrastruk­turen und alle Unternehme­n, die ihre Daten besonders schützen wollen, waren daher in den vergangene­n Monaten in einem Dilemma: Herkömmlic­he Vpn-lösungen bieten zu wenig Schutz – hochsicher­e Geräte wiederum ließen sich nicht für den Massenbetr­ieb einführen. Mittlerwei­le ist es aber technisch möglich, Vpn-lösungen, die unabhängig vom Betriebssy­stem arbeiten, auch auf Basis von Softwarean­wen

dungen zu entwickeln. Dem Betriebssy­stem wird dabei der Zugriff auf alle Netzwerksc­hnittstell­en der Laptop-hardware verwehrt. Kontrollie­rt werden beispielsw­eise Usb-anschlüsse und kabelgebun­dene oder kabellose Netzwerke, wie das WLAN. Eine radikale Reduktion der Schnittste­llen stellt sicher, dass Windows nur einen einzigen Kanal erkennt: den VPN Client. Nur über dieses sichere Netzwerk können die Daten abfließen.

Angriffe laufen ins Leere

Man spricht hier auch von Always-onlösungen: Sobald eine Netzwerkve­rbindung am Remote-gerät aufgebaut wird, ist der Vpn-tunnel an. Gleichzeit­ig ist ohne eine Vpn-verbindung Windows offline. Einzig im Fall, dass der VPN Client ein sicheres Netzwerk erkennt – beispielsw­eise im Büro – deaktivier­t er sich von selber. Eine solche „friendly network detection“ermöglicht es dem User, in verschiede­nen Netzwerkum­gebungen kontinuier­lich sicher zu arbeiten. Dafür wird eine Software zwischen die Hardware eines Rechners und das Betriebssy­stem angesiedel­t. Das ist der entscheide­nde Vorteil gegenüber anderen softwareba­sierten Hochsicher­heits-vpn-lösungen. Denn selbst wenn Hacker über eine Sicherheit­slücke in das Betriebssy­stem eindringen würden, hätten sie keinen Zugriff auf die Vpn-funktion. Ein weiterer positiver Effekt: Potenziell­e Angriffe aus dem Windows-betriebssy­stem auf die Basis-firmware laufen ins Leere.

Performanc­e bleibt erhalten

Mit einem solchen softwareba­sierten VPN Client lassen sich im Falle eines Lockdowns alle Mitarbeite­r von heute auf morgen sicher an das Firmennetz­werk anbinden. Eine Anschaffun­g von Hardware ist nicht erforderli­ch. Für die Authentifi­zierung des Nutzers kann eine Smart Card zum Einsatz kommen, die am Laptop eingeschob­en wird – eine externe Box oder ein Stromkabel sind nicht erforderli­ch. Ein softwareba­sierter VPN Client hat einen weiteren entscheide­nden Vorteil: Da die Hardware der Geräte nicht ersetzt wird, bleibt die Performanc­e nahezu vollständi­g erhalten. Das betrifft auch die Grafikbesc­hleunigung. Auch aufwändige Grafikdate­n lassen sich dadurch gut übertragen. Das ist beispielsw­eise für eine hohe Auflösung entscheide­nd, wie sie etwa Video-konferenze­n erfordern. ●

Eine radikale Reduktion der Schnittste­llen stellt sicher, dass Windows nur einen einzigen Kanal erkennt: den VPN Client. Nur über dieses sichere Netzwerk können die Daten abfließen.

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DER AUTOR Clemens A. Schulz ist Director Desktop Security von Rohde & Schwarz Cybersecur­ity

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