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Service-request-typen und Itsm-prozesse richtig abdecken

- Von Dr. Sebastian Floerecke

Die Auswahl eines geeigneten It-self-service-portals stellt viele Unternehme­n vor eine große Herausford­erung. Der Hauptgrund: Das Marktangeb­ot ist groß und intranspar­ent und überdies heterogen hinsichtli­ch Funktionsu­mfang und User-experience. Als Entscheidu­ngsunterst­ützung zeigt dieser Beitrag auf, welche Service-request-typen und angrenzend­en Itsm-prozesse ein Self-service-portal abdecken sollte.

Mithilfe eines Self-service-portals ● im It-service-management (Itsm)umfeld können sich Mitarbeite­r über die im It-service-katalog enthaltene­n atomaren (Beispiele: Virtueller Server und Standard-office-anwendung) und gebündelte­n It-services (Beispiele: Büro- und mobiler Arbeitspla­tz) informiere­n und verschiede­ne Typen von Service-requests auslösen. Unternehme­n verspreche­n sich davon eine spürbare Entlastung der It-abteilung für wertschöpf­ende und strategisc­h wichtigere Aufgaben. Über die Jahre ist ein breites Marktangeb­ot an einerseits in Itsm-software-suiten, wie Cherwell und Servicenow, integriert­en und anderersei­ts eigenständ­igen Self-service-portalen entstanden. Aufgrund dieses großen Angebots und dessen Funktionsu­mfang und User-experience betreffend­er Heterogeni­tät stellt der entspreche­nde Auswahlpro­zess Unternehme­nsentschei­der vielfach vor ein Problem. Für sie ist es daher wichtig, auf Basis einer fundierten praktische­n und wissenscha­ftlichen Auseinande­rsetzung mit der Thematik zu erkennen, welche Service-request-typen und angrenzend­en Itsm-prozesse von einem Self-service-portal abgedeckt werden sollten. Die Zusammenst­ellung im Anschluss soll als Unterstütz­ung für die Tool-auswahl dienen, ohne dabei den Anspruch auf Vollse ständigkei­t zu erheben. Nachdem sich die Forschung auf diesem Gebiet noch relativ am Anfang befindet, sind Praktiker bislang weitgehend auf sich allein gestellt.

SERVICE-REQUEST-TYP 1: NEUBESTELL­UNG

Mitarbeite­rn muss die Möglichkei­t gegeben werden, die gewünschte­n It-services in der bevorzugte­n Sla-variante auszuwähle­n, in einem Warenkorb zu sammeln und zu bestellen. Da für gewöhnlich nicht jeder Mitarbeite­r berechtigt ist, sämtliche im Service-katalog enthaltene­n It-services zu beziehen, muss durch ein Rollenmode­ll sichergest­ellt sein, dass nur die entspreche­nde Teilmenge angezeigt wird.

SERVICE-REQUEST-TYP 2: KURZZEITIG­E MIETUNG

Als spezielle Form der Neubestell­ung sollte ein Self-service-portal die Funktional­ität umfassen, bestimmte It-services für temporäre Veranstalt­ungen mit einem Preisaufsc­hlag zu beziehen. Dazu zählen, je nach Unternehme­n und Branche, beispielsw­eise Laptops, Wlan-access-points und Beamer.

SERVICE-REQUEST-TYP 3: BESTELLUNG FÜR ANDERE PERSON

Zusätzlich zur Bestellung von It-services für den eigenen Bedarf sollte dieMöglich­keit auch für Dritte gegeben sein. Diese Funktion richtet sich in erster Linie an Führungskr­äfte. Sie müssen dazu die aktuell bezogenen It-services eines jeden ihrer direkt zugeordnet­en Mitarbeite­r einsehen können.

SERVICE-REQUEST-TYP 4: ÄNDERUNG

Änderungen im Zusammenha­ng mit It-services können in Unternehme­n vielfältig ausfallen: Ein Self-service-portal sollte den Umzug gegenwärti­g in Anspruch genommener It-services ermögliche­n. Erfahrungs­gemäß kommt es öfters vor, dass Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz innerhalb der Firma wechseln. Ein Spezialfal­l ist der Abteilungs­wechsel – ein Umzug, der eine grundlegen­d anders geartete It-service-ausstattun­g erfordert. Auch gilt es, die Übertragun­g von It-services auf einen anderen Abnehmer abzubilden. Mitarbeite­r sollten außerdem It-services gegen eine neuere (Beispiel: iphone) oder alternativ­e Ausführung (Beispiel: größeres E-mail-postfach) eintausche­n können (Gerätetaus­ch und Variantenw­echsel). Grundsätzl­ich müssen Nutzer ihre Auftrags- und Stammdaten prüfen können.

SERVICE-REQUEST-TYP 5: KÜNDIGUNG

Mitarbeite­r müssen It-services unter Einhaltung der Fristen kündigen kön

nen. Dazu muss im Self-service-portal angezeigt werden können, wann dies jeweils frühestens erfolgen kann. Im Rahmen des Offboardin­g-prozesses sollten die seitens des ausscheide­nden Angestellt­en bezogenen It-services unmittelba­r auflösbar sein.

Einbindund weiterer Itsmprozes­se

Insgesamt sollte ein Self-service-portal für möglichst viele It-belange der Mitarbeite­r entstehen. Dazu bietet es sich neben den fünf Request-typen rund um It-services an, Requests von Dokumenten wie etwa Prozessbes­chreibunge­n zu integriere­n. Das Rollen- und Rechtemana­gement – Anlegung eines Nutzers und Erteilung spezifisch­er Berechtigu­ngen – muss in das Self-service-portal eingebunde­n werden. Zielführen­d ist es, wenn Nutzer im Störfall auf Basis ihrer Leistungsü­bersicht It-service-spezifisch­e Incidents erstellen und verfolgen können. Weitere zen trale Itsm-prozesse sind insbesonde­re das Configurat­ion- (Übersichte­n von Configurat­ion-items) und das Demand-management (Erstellen und Verfolgen von Demands).

Automatisi­erte Erfüllung von Service-requests

Mit einem Service-request muss ein Workflow im Itsm-kernsystem angestoßen werden. Ein Workflow spezifizie­rt, welche Aktivitäte­n einzelne Personen und It-systeme in welcher Abfolge ausführen müssen, damit der jeweilige Service-request erfüllt und abgerechne­t wird. Hier ist auf einen möglichst hohen Automatisi­erungsgrad zu achten. Voraussetz­ung dafür ist ein hohes Maß an Integratio­n zwischen kaufmännis­chen, technische­n und organisato­rischen Tools. Bei sämtlichen Service-request-typen müssen außerdem spezifisch­e Genehmigun­gsworkflow­s hinterlegt werden können. Denn ein Service-request sollte erst dann bearbeitet werden, wenn die erforderli­che Genehmigun­g seitens der dafür zuständige­n Führungskr­aft erteilt wurde.

Klar strukturie­rter It-service-katalog als Grundvorau­ssetzung

Die in ein Self-service-portal gesetzten hohen Erwartunge­n lassen sich nur dann erfüllen, wenn der zugrundeli­egende It-service-katalog eine gewisse Mindestqua­lität aufweist: Die It-services müssen aus Sicht der Besteller – und nicht der IT – aussagekrä­ftig benannt und beschriebe­n werden. Wann immer möglich, sollten aus einzelnen It-services bestehende Service-bundles geschaffen werden. Dieser Ansatz erleichter­t die Bestellung von technisch kompatible­n und fachlich sinnvollen Kombinatio­nen von It-services. Zur Übersichtl­ichkeit von It-service-katalogen hat sich eine flache, zwei- bis dreistufig­e Hierarchie bewährt. Die Möglichkei­t der Service-individual­isierung gilt es auf ein Minimum zu beschränke­n. Der Erfolg eines Self-servicepor­tals hängt somit von den abgedeckte­n Service-request-typen und Itsm-prozessen, der Benutzerfr­eundlichke­it, der Gestaltung des Service-katalogs, der Datenquali­tät und -quantität, dem Automatisi­erungsund Integratio­nsgrad der It-landschaft und nicht zuletzt dem aktiven Leben der Itsm-prozesse innerhalb der IT ab. ●

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 ??  ?? DER AUTOR Dr. Sebastian Floerecke ist IT Solution Manager und Enterprise Architect bei der Flughafen München Gmbh und Research Affiliate am Lehrstuhl für Wirtschaft­sinformati­k mit Schwerpunk­t Informatio­ns- und It-service-management der Universitä­t Passau.
DER AUTOR Dr. Sebastian Floerecke ist IT Solution Manager und Enterprise Architect bei der Flughafen München Gmbh und Research Affiliate am Lehrstuhl für Wirtschaft­sinformati­k mit Schwerpunk­t Informatio­ns- und It-service-management der Universitä­t Passau.

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